Test: Moog Muse – Analoger Polysynth

Test: Moog Muse – Analoger Polysynth

Tests. 21. September 2024 | 4,0 / 5,0

Geschrieben von:
Pascal Blunk

Nach langer Zeit kam im Juli 2024 mit dem Moog Muse nun endlich wieder ein polyphoner Analogsynthesizer aus dem Hause Moog auf den Markt. Mit 8-stimmiger Polyphonie, einem umfangreichen Arpeggiator und Sequenzer, zahlreichen Modulationsquellen und einem 61-Tasten-Keyboard mit Anschlagsdynamik und Aftertouch bringt der Moog Muse jede Menge Features mit sich, um sich in den obersten Rängen der polyphonen Analogsynthesizer einreihen zu können. Ob Moog dies mit ihrem neuen Flagschiff-Synthesizer gelungen ist und wie gut sich der Muse im Vergleich zu anderen Synthesizern seiner Klasse schlägt, wird sich in diesem Test zeigen.

Quick Facts

  • Bi-timbraler Analogsynthesizer mit 8-stimmiger Polyphonie
  • 2 Oszillatoren, 1 Mod-Oszillator 
  • 2 LFOs, 1 Pitch-LFO & 2 ADSR-Hüllkurven
  • 61-Tasten-Keyboard mit Anschlagsdynamik und Aftertouch
  • Arpeggiator und Step-Sequenzer mit bis zu 64 Steps

Verarbeitung und Haptik

Der Moog Muse ist ein sehr solider und hochwertiger Analogsynthesizer. Mit seinen Abmessungen von 99 x 42 x 11 cm und einem Gewicht von 14,55 kg ist er zwar alles andere als handlich, dafür aber sehr übersichtlich gestaltet und sauber verarbeitet. Das Gehäuse besteht vollständig aus robustem Metall mit den Moog-typischen Seitenverkleidungen aus Holz. Damit macht der Moog Muse nicht nur einen sehr stabilen und durablen Eindruck, sondern bringt auch ein schickes und hochwertiges Design mit sich. Für einen festen und stabilen Stand besitzt der Muse zusätzlich vier Gummifüße auf der Unterseite. Auf der Rückseite befinden sich zusätzlich mehrere Lüftungsschlitze zur Temperaturregelung, da der Muse gerade bei längeren Betriebszeiten durchaus warm werden kann. 

Auch das 61-Tasten-Keyboard ist sehr gut verarbeitet und lässt sich hervorragend bedienen. Die Tasten sind angenehm gewichtet, wodurch sich die Anschlagsdynamik sehr realistisch und kontrolliert im Synth einbringen lässt. Das Aftertouch, wenn leider auch nur monophon, lässt sich ebenso präzise über die Keyboardtasten ansteuern. Die Klaviatur ist zudem beim Spielen recht leise und gibt keine unnötigen Klick- oder Quietschgeräusche von sich. Lediglich das Pitch- und Modwheel könnten ein wenig breiter ausfallen, sie lassen sich aber trotzdem einwandfrei verwenden.

Alle Tasten und Regler des Moog Muse sind hochwertig verarbeitet und lassen sich angenehm bedienen. Sämtliche Bedienelemente haben dabei genügend Platz und sind sinnvoll auf der Bedienoberfläche verteilt. Die Pitch-Regler der Oszillatoren besitzen dabei leicht angepasste Steuerkurven und sind nicht strikt linear, wodurch sie beim Tuning etwas Spielraum bieten und nicht nur bei exakter 12-Uhr-Position den korrekten, vom Keyboard gespielten Ton bzw. Pitch wiedergeben. Dadurch ist es nicht nur viel einfacher, die Oszillatoren richtig zu stimmen, sondern die Regler eignen sich damit auch besser für Performance-Zwecke, da sie viel einfacher wieder auf ihren Ursprungs-Pitch zurückgedreht werden können. Die Cutoff-Regler der Filter besitzen dagegen einen ungünstigen Spielraum, denn sie beeinflussen den Sound erst nach ein paar Millimetern. Bei der Nutzung dieser Regler ist dies aber nicht wirklich negativ aufgefallen. Neben den Reglern fühlen sich auch alle Taster des Muse beim Betätigen gut an und besitzen dabei ein angenehmes Klickgeräusch.

Als Audio-Ausgänge besitzt Muse zwei balancierte 6,35-mm-Klinken-Anschlüsse für Mono- oder Stereobetrieb und einen 6,35-mm-Stereo-Kopfhöreranschluss auf der Vorderseite. Zur Verbindung mit anderen Geräten sind neben klassischen MIDI-In, -Out und -Through auch sechs eurorack-kompatible CV-Anschlüsse und zwei USB-Ports vorhanden. Die CV-Anschlüsse bieten dabei jeweils einen In- und Out-Anschluss für Clock und zwei einstellbare Control-Voltage-Quellen. Für die Verbindung mit einem Computer ist ein USB-B-Anschluss für MIDI-Informationen und den Austausch von Patches auf der Rückseite vorhanden. Der zusätzliche USB-A-Anschluss ist hingegen für die Verbindung mit anderen Instrumenten vorgesehen, welche über den Moog Muse als MIDI-Host angesteuert werden können. Beim Testgerät hat dies leider noch nicht funktioniert, mit einem Firmware-Update sollte es aber zukünftig möglich sein. Außerdem befinden sich noch zwei Pedal-Anschlüsse für die Sustain- und Expression-Steuerung auf der Rückseite.

Moog Muse von vorne oben.
Der Moog Muse ist ein bi-timbraler, polyphoner Analogsynthesizer, der neben einem umfangreichen Arpeggiator und Sequenzer über viele weitere interessante Features verfügt.

Moog Muse: Oszillatoren

Für die Klangerzeugung besitzt der Moog Muse vorrangig zwei identisch aufgebaute Oszillatoren und einen Modulations-Oszillator. Die beiden Oszillatoren bieten dabei eine recht große Bandbreite an möglichen Wellenformen, da nicht nur Dreicks-, Sägezahn-, und Rechteck-Wellenformen, sondern dank Wave-Mix und Morph-Regler auch alles dazwischen möglich ist. So lassen sich beispielsweise die Dreieck- und Sägezahnwellen über einen Morph-Regler kombinieren, oder die Pulsweite der Rechteckwellenform einstellen. Über den Wave-Mix lassen sich anschließend die Dreieck- bzw. Sägezahnwelle mit der Rechteck-Wellenform mischen, wodurch eine Vielzahl an komplexen Wellenformen möglich wird. Die Klangqualität der Oszillatoren ist dabei moog-typisch wirklich hervorragend.

Für noch komplexere Wellenformen bieten die Oszillatoren eine Sync- und FM-Funktion, sodass auch eher metallische Klänge möglich sind. Die Frequenzmodulation ist in beide Richtungen möglich, sodass sich beide Oszillatoren gegenseitig steuern können. Es gibt hingegen nur einen einzigen Regler für die Stärke der Frequenzmodulation, wodurch sich bei gegenseitiger FM leider nur beide über einen gemeinsamen Regler steuern lassen.

Doch das ist noch nicht alles, auch der Mod-Oszillator lässt sich für Frequenzmodulation verwenden und kann sogar in hörbaren Bereichen als zusätzlicher Oszillator eingesetzt werden. Der Mod-Oszillator besitzt dabei eine Auswahl an Sinus, steigende und fallende Sägezahn- und Rechteck-Wellenform oder kann sogar als Noise-Generator fungieren. Um den Mod-Oszillator als vollwertigen Oszillator verwenden zu können, bietet er Keyboardtracking und lässt sich über den Frequenzregler passend zu den beiden Haupt-Oszillatoren tunen. 

Für genauere Einstellungen bei sämtlichen Reglern bietet der Moog Muse bei gedrückter Shift-Taste eine Art Fine-Tuning, sodass sich der Mod-Oszillator recht präzise einstellen lässt. Aber auch als Modulationsquelle besitzt der Mod-Oszillator mit dedizierten Reglern für Pitch-, Pulsweite- und Filtermodulation viele Möglichkeiten. Für noch mehr Einstellungen besitzt jede Sektion des Muse eine kleine Taste in der oberen rechten Ecke, wodurch sich das jeweilige Menü mit zusätzlichen Funktionen und Einstellungen der Sektion öffnet.

Über den Mixer lassen sich anschließend nicht nur sämtliche Klangerzeuger zusammenmischen, hier können zusätzlich auch noch die Ringmodulation von Oszillator 1 und 2 und ein weiterer Noise-Generator hinzugemischt werden. Über den Overload-Schieberegler kann die Summe des Mixers anschließend mit Soft-Clipping saturiert werden, was einen sehr schönen, warmen Sound erzeugt.

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Für einen noch volleren Sound bietet der Moog Muse noch ein Unison-Betrieb der Oszillatoren mit eigenem Detune-Regler. Hier ist allerdings etwas Vorsicht geboten, da Unison nicht nur die Gesamtlautstärke massiv erhöht, sondern die Einstellungen des Detune-Reglers auch nach dem Deaktivieren der Unison-Funktion weiterhin Auswirkungen auf den Klang der Oszillatoren hat. Das kann zwar ebenfalls zu interessanten Klängen führen, für einen tonal einwandfreien Sound sollte der Detune-Regler aber anschließend wieder heruntergedreht werden.

Der Muse bietet zudem typische Portamento-Einstellungen, die über einen eigenen Glide-Regler gesteuert werden. Leider unterstützt der Muse kein Legato-Spiel; es können nur globale Glide-Einstellungen vorgenommen werden. In der Voice-Control-Sektion lässt sich dazu eine Mono-Einstellung zur Reduktion der Polyphonie auf eine einzige Stimme aktivieren, was gerade bei der Nutzung des Glides sehr nützlich ist.

Damit bietet der Moog Muse zwar eine recht große Variation an möglichen Sounds, dennoch bleibt im Großen und Ganzen der allgemeine Klang relativ einseitig. Für speziellere oder komplexere Klänge fehlen hier Wavetables oder samplebasierte Klangerzeuger. Aber das ist auch gar nicht die Absicht des Muse, er ist ein sehr hochwertig klingender Analogsynthesizer mit einer großen Auswahl an analogen Klängen – und das ist auch gut so!

Moog Muse: Filter

Die Filter-Sektion des Moog Muse ist aus zwei klassischen 24 dB/Oct Lowpass-Ladder-Filtern aufgebaut, wobei sich einer der beiden per Knopfdruck zu einem Highpass-Filter umschalten lässt. Zusätzlich verfügen beide Filter über eine steuerbare Resonanz, welche bis zur Selbstoszillation reicht, und einen Envelope-Amount-Regler zur Steuerung der Modulation durch den Filter Envelope. Beide Filter besitzen außerdem noch die Option für 1:1- oder 1:2-faches Keyboard-Tracking. 

Der Klang der Tiefpass-Filter ist wie für Moog typisch sehr warm und hochwertig und rundet die Oszillatoren hervorragend ab. Gemeinsam mit der Overload-Funktion des Mixers ermöglichen die Filter hier wirklich erstklassige Sounds. Dank der Möglichkeit zum Keyboard-Tracking und der Fähigkeit zur Selbstoszillation, können auch die Filter problemlos als weitere Klangerzeuger für kreative Zwecke eingesetzt werden. Wie bei Ladder-Filtern üblich, werden hier aber bei höheren Resonanz-Einstellungen zusätzlich die tieferen Frequenzen abgesenkt, wodurch sich ihr spezieller Charakter erst vollends entfaltet.

In der Hochpass-Einstellung lässt das Filter leider ein wenig zu wünschen übrig, hier verhält es sich nämlich eher wie ein sanftes Peak-Filter. Am Cutoff-Punkt werden die jeweiligen Frequenzen leicht angehoben, während die Bassfrequenzen an einem nahezu konstant bleibenden Cutoff-Punkt mit einer deutlich flacheren Flanke abgesenkt werden. Beim Verstellen des Cutoffs ändert sich der Abfall der Bassfrequenzen nur sehr wenig, lediglich die angehobenen Frequenzen verschieben sich deutlich mit dem Cutoff. 

Auch in der Maximalstellung des Filter-Cutoffs sind dabei noch Frequenzen bis zu 400 Hz vorhanden. Da hätte das Filter ruhig etwas stärker ausfallen können. Aber auch bei der Resonanzeinstellung zeigt das Hochpass-Filter ein eigenartiges Verhalten auf. Erst wenn der Regler über die 3-Uhr-Position hinaus gestellt wird, ändert sich merklich etwas an der Resonanz. Dadurch bleibt nur recht wenig Spielraum für genaue Resonanzeinstellungen, wodurch es sich eher wie ein Kippschalter zwischen keiner und maximaler Resonanz anfühlt.

Zusätzlich bieten die beiden Filter noch eine Link-Funktion und lassen sich zwischen seriellem, parallelem und Stereo-Betrieb umschalten. Damit ist neben der Einstellung für Hoch- und Tiefpass-Filter auch eine Bandpass-Filter-Einstellung möglich. Im seriellen Betrieb mit aktivem Filter-Link lässt sich so nicht nur über den Cutoff-Regler ein Bandpass-Filter steuern, der erste Cutoff-Regler dient außerdem zur Regulierung der Bandbreite des Filters. Im Stereo-Betrieb sind die Filter jeweils hart links und rechts im Panorama verteilt, wodurch sich bereits in der Filter-Sektion ein breiteres Stereo-Bild erzeugen lässt.

Moog Muse Schrägansicht.

Moog Muse: Modulationsquellen

Der Moog Muse verzichtet auf eine klassische Modulations-Matrix und bietet dank der digitalen Steuerung der analogen Bauteile einen deutlich intuitiveren Ansatz. Sämtliche Modulationsquellen besitzen nämlich eine Assign-Taste. Wird diese gedrückt, wird die Modulationsquelle automatisch dem als nächstes bedienten Parameter zugewiesen. Beim Verstellen des zu modulierenden Parameters wird dabei direkt ausgewählt, wie stark der jeweilige Parameter moduliert werden soll. Anschließend muss dies nur noch per Knopfdruck bestätigt werden und schon ist eine neue Modulation hinzugefügt. Das ist wirklich eine angenehme und intuitive Arbeitsweise und erspart uns mühselige Menüeinstellungen. Als Modulationsquellen stehen insgesamt zwei LFOs, ein dedizierter Pitch-LFO, zwei ADSR-Hüllkurven und ein programmierbarer Makro-Controller zur Verfügung. 

Die beiden LFOs lassen sich zwischen Dreieck-, Sägezahn-, Rechteck-, Sample & Hold und einer im Menü einstellbaren User-Wellenform umschalten. Zudem besitzen sie jeweils einen Regler für Rate und Amplitude, sprich ihrer Modulations-Stärke. Über die zusätzlichen Einstellungen lässt sich dann unter anderem auch noch ihre minimale und maximale Frequenz einstellen und sie können zum Tempo synchronisiert werden. Damit lassen die LFOs wirklich keine Wünsche offen und bieten jede Menge kreativen Freiraum zum Experimentieren.

Wie der Name bereits suggeriert, ist der Pitch-LFO für Modulationen der Oszillator-Pitches optimiert, kann aber natürlich auch genau wie die andern beiden LFOs zur Steuerung jedes anderen Modulationsziels verwendet werden. Der Pitch-LFO lässt sich über dedizierte Taster direkt den einzelnen Oszillatoren zuweisen, während ein Regler die Stärke der Pitch-Modulation einstellt, wodurch sich hier ein typischer Vibrato-Effekt umsetzen lässt. Auch bei voller Modulationsstärke wird dieser Effekt nicht übermäßig stark, sodass keine übertriebenen, FM-artigen Einstellungen möglich sind. Das hat den Vorteil, dass präzisere Einstellungen des Vibrato-Effekts möglich sind. 

Für eine stärkere Pitch-Modulation lässt sich der LFO aber auch manuell dem Oszillator-Pitch mit einer größeren Modulationsreichweite zuweisen. Neben einer Dreieckswellenform für Vibrato lassen sich über einen Regler aber auch ansteigende und fallende Sägezahnwellen zur Modulation verwenden, wodurch auch durchaus mehr als nur Vibrato-Effekte umgesetzt werden können. In Kombination mit der Envelope- und der Keyboard-Reset-Funktion können so beispielsweise auch Riser mit steigendem Pitch-Envelope oder sogar Kicks erzeugt werden.

Der Moog Muse besitzt zwei ADSR-Hüllkurven, welche im Standard-Routing dem VCA und Filter-Cutoff zugewiesen sind. Genau wie die LFOs lassen sie sich über einen Assign-Button aber auch problemlos beliebig einem anderen Modulationsziel zuweisen. Leider sind die Einstellungen über die Schieberegler häufig ein wenig unpräzise, da sie schon beim geringen Verstellen relativ schnell lange Envelope-Zeiten erreichen. Für kurze pluck-artige Klänge ist hier also etwas Feingefühl gefragt. Über eine zusätzliche Loop-Funktion können die ADSR-Hüllkurven ebenfalls als eine Art LFO verwendet werden.

Für noch mehr Modulationsmöglichkeiten bietet der Moog Muse einen programmierbaren Makro-Controller. Hier lässt sich ein einzelner Makro-Regler für die Steuerung verschiedener Parameter zuweisen. Dabei kann er sowohl als unipolare als auch bipolare Modulationsquelle eingestellt werden, was eine präzise Anpassung der Modulationseffekte ermöglicht. So kann er entweder als vielseitiger Makro-Regler für komplexes Patch-Morphing oder als einfacher Controller für einen einzelnen Modulations-Slot in der Modulations-Map eingesetzt werden.

Um die erzeugten Klänge auch im Stereobild verteilen zu können, gibt es mehrere Möglichkeiten. In der VCA-Sektion bietet der Muse nämlich einen Pan- und einen Spread-Regler. Hier kann der Sound nicht nur einfach nach links und rechts ausgerichtet werden, über Spread lassen sich auch die einzelnen Stimmen gleichmäßig im Panorama verteilen, wodurch ein insgesamt breiteres Stereobild entsteht. Die Phasen der LFOs werden dabei ebenfalls zueinander verschoben, was zu sehr interessanten Stereo-Effekte führen kann.

Beim Erstellen eigener Modulationen über die Assign-Buttons der einzelnen Modulationsquellen, bietet der Moog Muse die Möglichkeit, die Modulationsstärke beim Zuweisen selbst zu bestimmen und gleichzeitig zu testen. Ist die gewünschte Modulationsstärke eingestellt, muss diese lediglich über das Menü bestätigt werden und die neue Modulation wurde gespeichert. Dies bietet einen sehr intuitiven und schnellen Workflow, wodurch sich für einen komplexen Synthesizer, wie dem Muse, sehr einfach eigene Modulationen umsetzen lassen. Über den Mod-Map-Taster in der Programmer-Sektion lassen sich anschließend alle zugewiesenen Modulationen noch einmal betrachten und bearbeiten. Zusätzlich lässt sich hier auch das Mod-Wheel der Stärke einer vorhandenen Modulation zuweisen, wodurch sie auch in einer eher performance-orientierten Weise angesteuert werden können.

Moog Muse: Arpeggiator

Der Arpeggiator des Muse bietet auf den ersten Blick eine recht übersichtliche Auswahl an Funktionen, sodass er sich schnell und einfach aktivieren und einstellen lässt. Er besitzt eine Hold-Funktion und bietet zunächst drei Direction-Einstellungen. Dazu gehört die Spielreihenfolge der gespielten Noten, eine Pattern-Einstellung, die sich im Menü genauer definieren lässt und eine zufällige Abspielreihenfolge. Zusätzlich lässt sich die Reichweite des Arpeggiators von einer bis zu vier Oktaven umschalten. Mit dem FW/BK-Button lässt sich der Arpeggiator außerdem nacheinander vorwärts und rückwärts abspielen. Über den Clock-Divider kann anschließend die Abspielgeschwindigkeit in Abhängigkeit zum eingestellten Tempo verändert werden, sodass der Arpeggiator immer synchron zur vorgegebenen Clock verläuft.

Auch der Arpeggiator entfaltet erst beim Öffnen des zusätzlichen Menüs über die kleine Taste in der oberen rechten Ecke sein volles Potenzial. Hier wird das Verhalten noch einmal deutlich tiefgreifender bearbeitet und es können neben Swing, Pattern-Direction, zufälligen Oktaven-Sprüngen und vielem mehr auch weitere Einstellungen zur Rhythmik des Arpeggiators eingestellt werden. So lässt sich beispielsweise die Wahrscheinlichkeit zum Triggern einzelner Steps verändern, es können Pausen programmiert oder ganze Steps übersprungen werden. Dadurch lassen sich im Handumdrehen einfache Arpeggiator-Melodie in etwas vollkommen Neues transformieren. 

Anschlüsse des Moog Muse.

Sequenzer

Der Moog Muse besitzt einen sehr umfangreichen Sequenzer, welcher insgesamt bis zu 256 unterschiedliche Sequenzen aufgeteilt in 16 Bänken speichern kann. Die Sequenzen sind dabei von sich aus nicht an die verschiedenen Patches des Muse gebunden, lassen sich aber auch manuell einem Patch zuweisen. Um eine eigene Sequenz zu erstellen, können entweder einzelne Steps programmiert oder sie auch einfach live eingespielt werden. Dabei lassen sich auch beide Methoden kombinieren, indem zunächst die einzelnen Steps programmiert werden und anschließend im Overdub-Recording weitere Noten live in die Sequenz eingespielt werden. Dank der 8-stimmigen Polyphonie sind dabei jeweils bis zu acht Noten pro Step möglich. Über das Menü lassen sich anschließend die einzelnen Steps einer Sequenz durchschalten und anpassen.

Auf diese Weise können separate Einstellungen zu Notenlängen und Anschlagsstärke der einzelnen Steps vorgenommen werden. Im Menü lässt sich zudem die Gesamtlänge einer Sequenz verändern, maximal sind dabei bis zu 64 Steps möglich. Wie auch schon der Arpeggiator, kann aber auch der Sequenzer deutlich mehr, als er auf den ersten Blick vermuten lässt. Gerade die Probability-Einstellungen für zahlreiche Funktionen kann beim Erstellen von einzigartigen Sequenzen besonders hilfreich sein. So lässt sich nicht nur die Wahrscheinlichkeit einzelner Steps einstellen, es können auch zufällige Noten mit zufälligen Notenlängen generiert werden. Die Wahrscheinlichkeiten lassen sich dabei für jeden Step separat einstellen, sodass auch bestimmte Teile einer Sequenz unangetastet bleiben können. Um das möglicherweise dadurch entstehende Chaos unter Kontrolle zu halten, bietet Muse die Wahl zwischen unzähligen Tonleitern, sodass die zufällig generierten Noten stets musikalisch bleiben.

Die Probability-Einstellung eignet sich aber nicht nur für zufällige Veränderungen einer Sequenz. Über Shift lässt sich nämlich die Coin-Toss-Funktion aktivieren, bei welcher eine zweite parallell laufende Sequenz erstellt werden kann. Über die Wahrscheinlichkeits-Einstellung wird bei aktiviertem Coin-Toss nun zufällig entschieden, ob der Step der ersten oder zweiten Sequenz abgespielt wird. Dadurch lassen sich sehr interessante Sequenzen erzeugen, welche trotz zufälliger Ereignisse ein klares Schema verfolgen. Aber damit nicht genug, Muse besitzt sogar noch eine weitere Möglichkeit Sequenzen zu erstellen: das Gesture-Recording. Dabei wird eine Sequenz aufgenommen, indem der Value-Regler bei laufendem Sequenzer wild hin und her gedreht wird. Dadurch werden die einzelnen Noten der zuvor eingestellten Tonart durchscrollt und dem gerade aktiven Step der Sequenz zugeordnet. Auf dieselbe Weise lassen sich auch Anschlagstärken und Notenlängen aufnehmen.

Neben den verschiedenen Funktionen für das Aufnehmen der Noten einer Sequenz lassen sich auch bis zu acht unterschiedliche Parameter in eine Sequenz aufzeichnen. Dafür können während einer laufenden Sequenz und bei aktivierter Aufnahme einfach die gewünschten Parameter verändert werden, es lassen sich aber auch manuell die Parameterwerte den einzelnen Steps zuweisen. Hier bietet der Muse wirklich eine große Vielfalt an Einstellungsmöglichkeiten und Funktionen, um eine einfache Sequenz in etwas Besonderes und Unerwartetes zu verwandeln.

Das OLED-Display ist gerade beim Programmieren einer Sequenz sehr hilfreich, da hierüber die einzelnen Sequenzen nicht nur mit eigenen Namen abgespeichert und geladen werden können, sondern auch eine laufende Sequenz über eine Piano-Roll dargestellt wird. Außerdem lassen sich hierüber die Noten der einzelnen Steps trotz der recht kleinen Größe des Displays übersichtlich und intuitiv bearbeiten. Natürlich würde ein größeres Display für noch mehr Übersicht sorgen, aber Moog hat es hier wirklich geschafft viele Informationen übersichtlich und verständlich darzustellen. So ist jederzeit klar, was gerade angezeigt und über die vier zum Display gehörenden Taster gesteuert wird.

Moog Muse: Diffusion Delay

Das Delay des Moog Muse verfolgt dieselbe Philosophie wie bereits die anderen Features und bietet damit deutlich mehr Vielfalt, als es auf den ersten Blick erscheint. Mit Mix, Feedback und Time sind hier zunächst einmal die wichtigsten Parameter eines Delays zu finden. Der Character-Regler dient in der Standardeinstellung als einfaches Filter, mit einer Hochpass-Charakteristik im Uhrzeigersinn und einem Tiefpass-Charakter entgegen dem Uhrzeigersinn. Das Timeing für Links und Rechts kann sowohl unabhängig zueinander als auch gelinkt eingestellt und zusätzlich zur Clock synchronisiert werden. Es lässt sich aber nicht nur auf den gesamten Sound des Muse anwenden, sondern auch einzeln einem der beiden Timbres zuordnen.

Das Delay basiert dabei auf einem digitalen Signalprozessor, um aber ebenfalls eine vollständig analoge Signalkette zu ermöglichen, bietet das Delay auch eine Bypass-Funktion. Der digitale Aufbau ist dabei vor allem in der Vielfalt der Einstellungen zu erkennen. Es lassen sich nämlich nicht nur unterschiedliche Auflösungen, verschiedene Sync-Typen oder ein Ping-Pong-Modus einstellen, sondern es kann auch der Delay-Charakter beim Verändern des Timings zwischen Pitch umgeschaltet werden. Dadurch sind sowohl Delays mit analogem Charakter als auch sehr digital klingende möglich.

Neben herkömmlichen Delays hat der Muse aber noch mehr zu bieten. Dafür lässt sich im Menü die Funktion des Character-Reglers verändern, um beispielsweise den Rhythmus von Multi-Tap-Delays, die Diffuse-Stärke oder auch alle Funktionen gleichzeitig zu steuern. Für genauere Einstellungen befindet sich im Menü noch ein Punkt zur Diffuse-Time, mit welcher auch sehr lang ausklingende Hallfahnen erzeugt werden können. Insgesamt besitzt das Diffuse Delay damit recht viel Variation und ermöglicht jede Menge interessanter Klanglandschaften. Die Klangqualität lässt trotz digitalem Aufbau keinesfalls zu wünschen übrig.

Patches

Auch die voreingestellten Patches kommen, wie bereits die Sequenzen des Sequenzers, in 16 Bänken á 16 Patches daher. Die letzten beiden Bänke dienen dabei als initialisierte User-Patches für eigene Kreationen. Damit bringt der Moog Muse insgesamt stolze 224 unterschiedliche Patches mit sich, die von subtilen Vintage-Pads über massive Lead-Synths bis hin zu abgefahrenen Drumsequenzen reichen. Hier ist wirklich für jeden etwas dabei.

Allerdings spiegelt sich bei vielen Patches die ein wenig einseitige Klangwelt des Muse wider. Viele der Patches orientieren sich an typischen Vintage-Sounds, wodurch sich schnell einige Patches recht stark ähneln. Und das obwohl der Muse auch deutlich anders kann. Natürlich werden gerade solche Klänge von einem analogen Flaggschiff-Synthesizer von Moog erwartet, was der Muse auch mit Bravour liefert, dennoch hätte auch die mögliche Vielfalt eines solchen Synthesizers gerne mehr Präsenz in den mitgelieferten Patches zeigen dürfen. Alles in allem bieten die voreingestellten Patches aber sehr hochwertige und ausreichend abwechslungsreiche Klänge und Sounds.

Moog Muse schräg von hinten.

Moog Muse: Workflow

Der Workflow des Moog Muse ist insgesamt sehr angenehm, intuitiv und geht schnell von der Hand. Der Signalfluss ist übersichtlich am Aufbau des Geräts erkennbar und bietet auf Anhieb jede Menge einstellbarer Parameter, ohne dabei an Übersicht einzubüßen. Gerade die Implementation der tiefgreifenderen Einstellungen über die kleinen Tasten in der Ecke der jeweiligen Sektion sorgt für die notwendige Übersicht, ohne am Funktionsumfang zu sparen.

Der bi-timbrale Aufbau des Synthesizers, mit welchem sich die acht Stimmen auf zwei Timbres verteilen lassen, erweitert noch einmal den auch so schon großen Funktionsumfang des Muse. Beide Timbres können unabhängig voneinander eingestellt werden, sodass die Erzeugung von zwei vollkommen unterschiedlichen Klängen möglich wird. Dank der Stack- und Split-Funktion lassen sich die beiden Timbres nicht nur parallel ansteuern, sondern auch auf dem Keyboard aufteilen. Wie sich die Stimmen dabei auf die beiden Timbres verteilen und wo sich der Split-Punkt auf dem Keyboard befindet, kann ebenfalls im Zusatz-Menü der Voice-Control-Sektion eingestellt werden.

Neben all den hier bereits im Test genannten Funktionen besitzt der Moog Muse aber noch so einige Kniffe, die den Workflow mit ihm noch besser machen. So können beispielsweise interessante Arpeggiator-Melodien einfach direkt in den Sequenzer aufgenommen werden, um sie zu einem späteren Zeitpunkt ohne weitere Einstellungen einfach wieder aufrufen zu können. Die Ladezeiten sind insgesamt sehr kurz, wodurch selbst der Wechsel zwischen verschiedenen Patches nahezu sofort ausgeführt wird. Damit könnte der Wechsel zwischen Patches sogar als eigenes Performance-Tool genutzt werden. Lediglich das Einschalten des Synthesizers nimmt mit knapp 70 Sekunden ordentlich Zeit in Anspruch.

Ein weiteres, sehr nützliches Feature ist das Soloschalten von Modulationen. Dadurch lassen sich gerade bei komplexen Patches sehr einfach Modulationsquellen herausfinden, um diese bearbeiten zu können. Selbst wenn die Übersicht doch einmal verloren geht, bietet der Muse trotzdem die Möglichkeit, sich schnell wieder zurechtzufinden. Gerade bei einem solch umfangreichen Synthesizer wie dem Muse ist das wirklich sehr praktisch.

Am Ende der Signalkette ist ein weiterer einfacher Lowpass-Filter verbaut, wodurch sich schnell und einfach unnötiges Lowend der erzeugten Klänge beschneiden lässt. Dadurch lässt sich der Synth einfacher in ein Arrangement aus anderen Instrumenten und Synthesizern einbringen, was gerade für Live-Performances sehr nützlich sein kann.

Moog Muse: Alternativen

Fazit

Der Moog Muse beeindruckt als polyphoner Analogsynthesizer mit seiner Vielzahl an umfangreichen Funktionen und einer hervorragenden Klangqualität. Besonders hervorzuheben ist die innovative Steuerung der analogen Komponenten, die durch den übersichtlichen Aufbau und den zusätzlichen Einstellungsmöglichkeiten im Menü ermöglicht wird. Lediglich die 8-stimmige Polyphonie stößt leider schneller an ihre Grenzen als erhofft. Gerade bei bi-timbralen Anwendungen wären hier 12 oder 16 Stimmen deutlich angebrachter gewesen. Auch wenn moderne digitale Klangerzeuger fehlen, wie sie teilweise in anderen Synthesizern dieser Preisklasse zu finden sind, liegt die Stärke des Moog Muse eindeutig in seiner klassischen, warmen und charaktervollen analogen Klangästhetik, die Moog-Enthusiast:innen schätzen und lieben. Alles in allem ist der stolze Preis von 3499 Euro also durchaus gerechtfertigt und Moog beschert uns wieder einmal einen grandiosen polyphonen Analogsynthesizer.

Gesamtwertung:
4,5 von 5,0
Qualität:  
5,0 von 5,0
Klang:  
5,0 von 5,0
Preis-Leistung:  
4,5 von 5,0

Pro

Sehr umfangreicher und dennoch intuitiver Workflow
Viele generative Sequenzierungs-Funktionen
Hervorragende Soundqualität

Kontra

Relativ einseitige Klangvielfalt im Vergleich zu anderen Synths seiner Preisklasse
Nur einen einzigen Effekt
8-Stimmen für bi-timbrale Anwendungen recht limitierend

Preis:

3499 EUR

Weitere Informationen gibt es auf der Website von MOOG.

Veröffentlicht in Tests und getaggt mit analog , Moog , Muse , Polysynth , Synthesizer

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