Native Instruments zauberte vor ein paar Wochen den neuen Maschine Controller JAM aus dem Hut, der sich recht deutlich von der bisherigen Maschine-Controller-Serie unterscheidet und optisch an Ableton Push 2 anlehnt. Kopiert Native Instruments jetzt Ableton Live oder was steckt hinter diesem neuen Controller-Konzept?
Matrix
Der Maschine JAM-Controller hat 64 mehrfarbig beleuchtete Click-Pads, die in einer 8x8-Matrix angeordnet sind. Zudem gibt es acht Touchstrips inklusive LED-Ketten sowie Navigationstaster und einen Encoder mit Druckfunktion. Des Weiteren findet ihr eine Pegelanzeige und Taster zur Funktionsumschaltung und für Transportsteuerungen sowie Umschalter für Scenes. Mit einer Größe von 320 x 295 x 30 Millimetern ist JAM in etwa so groß wie die Maschine MK1 und MK2. Die Anschlüsse des neuen Controllers beschränken sich auf einen USB-Port, der zur Kommunikation und Stromversorgung dient und einen Eingang für einen Fußschalter. MIDI-Buchsen zum Datenaustausch oder zur Synchronisation gibt es nicht.
JAM-Session
Zum Lieferumfang von Maschine JAM gehört neben einer Vollversion von Maschine 2.5 auch Komplete 11 Select. Somit habt ihr nicht nur die Produktionsumgebung und deren acht Gigabyte große Soundlibrary zur Verfügung, sondern auch noch 11 virtuelle Instrumente und Effekte wie Massive, Reaktor Prism, Monark, Solid Bus Comp und so weiter. Wenn ihr also noch keinen Maschine-Controller besitzt, bekommt ihr mit diesem Paket alles, was ihr zum Starten braucht. JAM ist nach der Installation der Software betriebsbereit und kann sofort eingesetzt werden. Die Verwendung kann auf verschiedene Weise erfolgen. Der Controller ist als alleiniges Gerät nutzbar oder als Ergänzung zu einem der anderen Maschine-Controller. Ich möchte mich in meinem Test auf den Soloeinsatz beschränken, da die kombinierte Verwendung sich eher an das Producing richtet. Um ein Beatpattern zu generieren, könnt ihr mit JAM durch die Liste der verfügbaren Sounds und Instrumente browsen. Das ganze funktioniert natürlich nur in Kombination mit einem Blick auf den Computerbildschirm, da der Controller kein Display besitzt.
Native Instruments hat für JAM ein eigenes Auswahlfenster in der Software entworfen, das eine übersichtliche Navigation erlaubt. Wenn ihr das passende Kit gefunden und in eine Group geladen habt, könnt ihr mit der Erstellung des ersten Patterns beginnen. Im Songmodus tippt ihr dazu einfach auf ein Click-Pad in der Matrix und bestimmt mit PAT LENGTH die gewünschte Länge. Zum Einspielen der Pattern könnt ihr die 16 Pads in der rechten unteren Ecke der Matrix nutzen, die entsprechend illuminiert sind.
Etwas schade ist, dass die Pads nicht anschlagsdynamisch sind, da man so nur mit fixen Velocity-Werten arbeiten kann. Alternativ bietet JAM einen Step-Sequenzer-Modus, der eine Lauflichtprogrammierung erlaubt. Clever ist hierbei, dass sich bis zu acht Sounds parallel anzeigen und programmieren lassen, da damit ein ständiges Umschalten der Ansichten entfällt. Für tonale Einspielungen gibt es den Keyboard-Modus, der euch das Spielen verschiedener Tonhöhen mit den Click-Pads ermöglicht. Als Einspielhilfen stehen euch Note Repeat und ein Arpeggiator zur Verfügung. Der Controller ist komplett aus Kunststoff gefertigt, hat aber trotzdem eine recht ansprechende Haptik. Die Bedienelemente reagieren sehr gut, so dass sich mit dem Gerät prima arbeiten lässt.
Touch it!
Die acht Touchstrips im unteren Bereich des Controllers sind mit besonderen Steuerungen ausgestattet. Neben den gewöhnlichen Modifikationen wie Lautstärkepegeln oder Tonhöhen, könnt ihr mit diesen auch Noten triggern und Melodien einspielen. Diese Funktion hat mir sehr gut gefallen, da man so sehr einfach und treffsicher tonale Inhalte im live-Kontext kreieren kann. Die Touchstrips können dazu individuell mit Chords oder einzelnen Noten belegt werden.
Ebenfalls interessant für den live Einsatz ist die Steuerung der neuen Performance-Effekte mit den Touchstrips. Aktuell gibt es acht Effekte zur Auswahl, die sich aus Filter-, Flanger-, Stutter-, Tremolo-, Ringmodulator-, Echo- und Scratch-Effekten zusammensetzen. Ihr könnt diese Effekte für mehrere Groups (Sounds) parallel steuern und damit euren kompletten Track "verbiegen“. Alternativ lässt sich aber auch nur ein Effekt für eine Group wählen und dessen komplette Parameter mit den Touchstrips modifizieren. Wenn ihr Plugin-Instrumente verwendet, könnt ihr deren Parameter ebenfalls mit den Touchstrips bearbeiten.
Live Performance
Wenn ihr die Pattern fertiggestellt habt, könnt ihr mit dem Arrangieren eures Songs beginnen. Alle verfügbaren Pattern werden auf dem Controller angezeigt und lassen sich zu Scences zusammenstellen. Aus der Abfolge von Scenes ergibt sich der Songverlauf. Im Live-Kontext habt ihr die Möglichkeit, diesen vorgegebenen Ablauf in Echtzeit zu verändern und den Song so neu zu strukturieren. Das Umschalten der Scenes und Pattern vollzieht sich unterbrechungsfrei und lässt sich mit der Mute- und Solo-Funktion kombinieren. Wenn ihr ein Traktor-Setup mit Maschine erweitern möchtet, könnt ihr beide Programme via MIDI-Clock miteinander synchronisieren. Als Alternative lässt sich Ableton Link verwenden, wobei ihr momentan dazu Maschine als Plugin in Ableton Live laden müsst.
Mit einem der nächsten Updates wird „Link“ in Maschine integriert und somit können Traktor und Maschine danach, auch ohne (MIDI-) Verkabelung, synchron zum Einsatz kommen.
Fazit
Native Instruments hat mit JAM einen interessanten, neuen Maschine-Controller im Programm, der optisch sicherlich an Ableton Push 2 erinnert, aber doch vieles anders macht. Ich sehe die Stärken des Controller im Live-Einsatz, aber auch für das Producing, da er das Arrangieren vereinfacht. Mit den Touchstrips lassen sich die neuen Performance Effekte sehr gut nutzen und auch das Spielen von Melodien und Chords gelingt damit überzeugend. Etwas bedauerlich finde ich, dass Native Instruments den Controller nicht mit anschlagsdynamischen Pads ausgestattet hat, denn dann könnte man die Pattern noch lebendiger gestalten.
Preis: 389 EUR
Mehr Informationen auf der Website von Native Instruments.
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