Numarks Ankündigungen für den neuen Serato-DJ Controller Numark NV klingen vielsprechend und revolutionär. Aussagen wie „Look no further“ oder „This changes everything“ machen neugierig und Lust auf einen ausgiebigen Test, den wir für euch gewagt haben.
Controller-basiertes DJing flankiert seit einigen Jahren die Club- und mobile Beschaller-Szene. Zahlreiche Entwicklungsschritte hinsichtlich der Bedienbarkeit, Größe und Ausstattung haben sich seit dem vollzogen, wobei man sagen muss, dass sich die angebotenen Produkte in den letzten Jahren immer weiter angenähert haben. Um diesem Einheitsbrei ein Ende zu bereiten, hat Numark jetzt den NV-Controller an den Start gebracht, der aus der Masse herausstechen und ein neues Bedienerlebnis bieten möchte. Was es genau damit auf sich hat, haben wir für euch gecheckt.
Hardware-Check
Der Numark NV ist ein Vierdeck-Controller, der zur Steuerung von Serato DJ konzipiert ist. Das Gerät wiegt nur etwas mehr als 3 Kilogramm und lässt sich aufgrund seiner kompakten Abmessungen mit einer Breite von circa 55 cm, einer Tiefe von 34 cm und einer Höhe von nur knapp 5 cm nicht nur gut transportieren, sondern auch ohne größere Umbauarbeiten in einem DJ-Booth installieren. Rackeinbaufähig ist der Controller aber nicht. Der Numark NV hat die gleiche klassische Bedienelemente-Aufteilung wie andere Vierdeck-Controller und besitzt zwei Decks, die per Umschaltung doppelt belegt sind und eine mittig verbaute Mixersektion.
Unter der Haube befindet sich eine USB-Soundkarte, die zwei separat nutzbare Stereoausgänge beinhaltet und digitale Audiodaten mit 24-Bit verarbeitet. Ein markantes Ausstattungsdetail sind die silberglänzenden, 5-Zoll großen Jog-Wheels, die für Scratch- und Navigationsfunktionen nutzbar sind.
Direkt unterhalb der Jog-Wheels befinden sich auf jeder Deck-Seite 8 anschlagsdynamische Trigger-Pads. Die Pads sind mehrfarbig beleuchtet und übernehmen die Kontrolle unterschiedlicher Aufgabenbereiche wie beispielsweise das Triggern von Cue-Punkten, Auslösen der Loop-Roll- und Slicer-Funktion sowie der Steuerung des Samplers.
Im oberen Bereich der Decks hat Numark den NV mit 4,3-Zoll großen Farbdisplays ausgestattet, die verschiedene Vorgänge des DJings mit Informationen unterstützen. Die vierkanalige Mischpultsektion beherbergt neben den Kanalfadern und dem austauschbaren Crossfader, der gegen einen Battle-tauglichen Innofader getauscht werden kann auch berührungsempfindliche EQ- und Filter-Drehregler.
Die Audio- und Kommunikationsanschlüsse des Controllers sind auf dessen Rückseite untergebracht und umfassen einen Masterausgang mit XLR- und Cinch-Buchsen sowie einen Booth-Ausgang und einen USB-Anschluss. Auf der Eingangsseite stehen ein Line- und ein Mikrofoneingang parat, deren Signale alternativ nutzbar sind und unmittelbar in das Ausgangsignal eingespeist werden.
Software-Check
Numark liefert den NV mit der Vollversion der Software Serato DJ aus, die auf Windows- oder Mac-Computern zum Einsatz kommen kann. Serato DJ lässt sich ausschließlich mit speziellen Controllern nutzen und wird mit einem kompletten Controller-Mapping geliefert, das vom Anwender nicht angepasst werden kann. Dieses Vorgehen bietet durchaus einige Vorteile, da der Controller „Out-of-the-box“ einsetzbar ist und die Beschriftungen auf der Hardware auch exakt den Softwaresteuerungen entsprechen. Fortgeschrittene DJs mögen diese Tatsache als Einschränkung sehen, aber das von Numark und Serato gewählte Mapping ist praxisgerecht gewählt, so dass sich mit diesem sehr gut arbeiten lässt. Wer einen zusätzlichen MIDI-Controller verwendet, kann zudem Teile der Software mit selbst gewählten Belegungen versehen. Serato DJ bietet bis zu vier Decks und große Wellenformansichten für Songs mit unterschiedlich wählbaren Anordnungen.
In der Grundausstattung bietet das Programm zahlreiche gut klingende Effekte von iZotope, wie Delay, Echo, Reverb, Phaser, Distortion und Flanger. Die Effekte lassen sich im Alleingang oder als Dreierpack im Multimodus betreiben und der entsprechend gewünschte Modus auf dem Controller auswählen. Wer zusätzliche Effekte benötigt, kann diese als In-App-Kauf erwerben. Darüber hinaus bietet der Neuseeländische Hersteller eine Tonhöhenkorrektur mit einem besseren Algorithmus und die Videoerweiterung Serato Video an.
Einsatz-Check
Da der Numark NV das Masterausgangsignal über symmetrische XLR-Buchsen und unsymmetrische Cinch-Buchsen ausgibt, kann er direkt an eine Verstärkeranlage oder einen Submixer angeschlossen werden und in unterschiedlichen mobilen oder stationären Anwendungsbereichen sehr einfach zum Einsatz kommen. DJs, die Serato DJ bereits mit einem anderen Controller gesteuert haben, aber auch Einsteiger, werden mit dem Numark NV sehr schnell zurechtkommen, da er eine aufgeräumte und gut strukturierte Arbeitsoberfläche besitzt. Die verbauten Displays unterstützen die Navigation in der Songsammlung der Software visuell, so dass der Anwender bei diesem Vorgang keinen Blick auf den Computerbildschirm werfen muss. Durch Drehen des Select-Encoders, der sich seitlich neben den Displays befindet, werden Ordner und Playlisten eingeblendet. In der von uns getesteten Version 1.7 wurden allerdings ausschließlich die Trackbezeichnungen, Artistnamen und BPM angezeigt, Tonhöhen, Genre oder andere Songmerkmale sind nicht enthalten.
Eine weitere kleine Einschränkung äußert sich darin, dass beide Displays die gleiche Navigationsansicht anzeigen. Dies ist aber nicht dem Numark-Controller anzulasten, da dieser auf die Funktionalität der Software zurückgreift, sondern Serato DJ das aktuell nicht in der Lage ist, mehrere Ansichten gleichzeitig einzublenden. Die geladenen Songs lassen sich mit den beleuchteten Transporttasten auch dann gezielt steuern, wenn der DJ-Booth nur schwach ausgeleuchtet ist. Sehr positiv überrascht waren wir auch von der guten Performance der Jog-Wheels. Denn trotz ihrer überschaubaren Dimensionierung lassen sie sich sehr gut zum Scratchen und Anschieben von Songs nutzen, wobei ihre Größe sicherlich nicht die Hardcore-Sctrach-DJs unter euch ansprechen wird. Zur Unterstützung des Mixings sind in den Displays verschiedene Wellenformdarstellungen- und Effektparameter einblendbar.
Eine Möglichkeit, die Wellenformen mehrerer Decks auf den Displays des Controllers gleichzeitig anzuzeigen, so wie es in der Software möglich ist, gibt es leider nicht. Der Numark NV bietet als Alternative hierzu ein mehrstufiges LED-Band oberhalb der Kanalzüge in der Mixersektion, mit dem sich Geschwindigkeitsunterschiede optisch ablesen lassen.
Einsteiger oder fortgeschrittene Anwender, die ein komplexes Mixing mit bis zu vier Decks darbieten möchten, können auf die automatische Synchronisationsfunktion zurückgreifen, die bei korrekt sitzenden Beatgrids für einen passgenauen Mix sorgt.
Kreativ-Check
Zur Steuerung der Effekte ist der Numark NV in jedem Deck mit vier Drehreglern und Tastern ausgestattet. Diese kontrollieren einzelne Effekte oder Multieffekte und die gewählten Effektparameter werden in den darüber platzierten Displays angezeigt. Wird der im linken Deck untergebrachte TOUCH-FX Button gedrückt, lassen sich die Effekte durch Berühren der Effektdrehregler zur temporären Nutzung aktivieren.
Im rechten Deck befindet sich eine FILTER-ROLL-Taste. Diese sorgt nach ihrer Aktivierung dafür, dass beim Drehen des Filter-Potis die Tracks gefiltert und in einer Loop-Schleife eingefangen werden. Die acht mehrfarbig beleuchteten Pads jedes Decks können zum Triggern von Hotcue-Punkten und Aktivieren der Loop-Funktion genutzt werden. Wer es gerne etwas spektakulärerer mag, greift zur Loop-Roll- oder Slicer-Funktion, die sich zur Erstellung von Echtzeitremixen eignen. Aktiviert man die Slicer-Funktion, so wird ein Songausschnitt zerteilt und auf die Pads des NV gemappt. Diese Einzelteile lassen sich nach Belieben neu zusammensetzen. Numark spendiert den Käufern des NV eine 4 GB große Samplelibrary des renommierten Labels Toolroom. Leider konnten wir uns diese nicht näher anschauen, da sie zum Testzeitpunkt noch nicht verfügbar war. Grundsätzlich lässt sich der Sampler in Serato DJ mit Inhalten aus unterschiedlichen Quellen füllen und bietet so die Möglichkeit kurze Effektsounds aber auch Loops und Vocals in ein DJ-Set einzubauen. Im Sampler-Modus gibt es zudem die Option die Anschlagsdynamik der Trigger-Pads zu nutzen. Die Pads reagieren in diesem Modus sehr gut und erlauben das live Einspielen von dynamischen Drumpattern.
Zum Lieferumfang des Numark NV gehört auch die neue Flip-Funktion von Serato DJ. Mit dieser lassen sich Cue-Punkt-Trigger und Rückwärtswiedergaben aufnehmen, um Edits von Songs zu erstellen. Teile eines Songs können hiermit wiederholt oder übersprungen oder komplett neue Arranges erstellt werden. Die Flips lassen sich speichern und der entsprechende Funktionsaufruf mit den Parameter-Adjust-Tasten auf dem NV steuern. Spezielle Bedienelemente wie bei dem neuen Pioneer DDJ-SX2 gibt es hier nicht. Da die Dokumentation der Flip-Funktion aktuell noch etwas ausbaufähig ist, heißt es hier: einfach ausprobieren.
Fazit
Zusammengefasst können wir sagen, dass uns der Numark NV sehr gut gefallen hat. Er ist kompakt und leicht, bietet eine große Ausstattung an gut reagierenden Bedienelementen und arbeitet ohne Einrichtungsaufwand mit Serato DJ zusammen. Durch die verbauten Displays, die eigentlich das Hauptmerkmal sind, kann der Computer im Wesentlichen aus dem Blickfeld des DJs verschwinden und das Mixen ähnlich wie mit DJ-CD-Playern erfolgen. Die Materialwahl und Ausstattungsliste des NV ist etwas unterhalb des Schlachtschiffs Numark NS 7 II angesetzt, was sich aber auch in dem niedriger aufgerufenen Preis niederschlägt. Der Numark NV eignet sich für eine breite Anwendergruppe von Einsteigern bis professionellen Usern und für mobile oder stationäre Einstätze. Wichtig ist noch zu wissen, dass sein volles Potential nur in Verbindung mit Serato DJ abgerufen werden kann, da andere Applikationen keinen Zugriff auf die Displays des Controllers haben.
Sieht man von den oben genannten Fakten ab, so liegt die Kernerrungenschaft des Numark NV darin entweder mehr Displayfläche zu erlangen oder als Controller DJ endlich ein Tool gegen das Serato-Face an der Hand zu haben. Ob die zusätzlichen Non-Touch-Displays und die "Nabelschnur" zum Rechner den NV damit aktuell zu einem "Gamechanger" machen, darf man ruhig anzweifeln. Jedoch ist es zumindest ein Wegweiser für zukünftige DJ-Hardware, bei der irgendwann der Laptop überflüssig wird.
Preis: ca. 699 Euro
Zur Herstellerseite
Getestete Softwareversion: Serato DJ 1.7
PLUS
+ hilfreiche und gute ablesbare Displays
+ gut reagierende Jog-Wheels
+ Trigger-Pads für zahlreiche kreative Funktionen
+ praxisgerechte Dimensionierung und Anschlussausstattung
MINUS
- parallele Wellenformdarstellung nicht verfügbar
Alternativen
- Pioneer DDJ SX2, 999.- Euro
- Reloop Terminal Mix 8, 579.- Euro
1 Kommentare zu "Test: Numark NV - 4-Deck Controller mit integrierten Displays"
Wie auf vielen Seiten wird der NV auch hier mit einer 24bit-Soundkarte beschrieben. Diesbezüglich schrieb ich den deutschen Support (Kontaktadresse steht auf www.numark.de) an und fragte nach, weil Windows mir nur eine 16 bit anzeigte. Gleichzeitig fragte ich nach evtl. notwendiger aktueller Firmware oder eigenen Treiber. Die Antwort kam nach ca. 24 Stunden und ist ernüchternd:
Der NV kommt ohne Treiber, da das Gerät "class compliant" ist.
Der Wasapi Treiber ist bei Windows 8.1 der Standard Audio Treiber.
Der NV sollte zwar ursprünglich ein 24Bit Interface haben, dies wurde aber zugunsten der Stabilität und Kompatibilität geändert.
Grundsätzlich sollten Sie das Update 1.06 nur installieren, wenn folgende Fehlermeldungen auftauchen:
ERROR 12: Application Missing. Run Firmware Update Mode – O
ERROR 3: invalid MMA2. Run firmware Update Mode – 2
ERROR 2: invalid MMA1 Run Firmware Update Mode - 1
Boot Loader Init
Übrigens: Serato Flip wurde nur anfangs mitgeliefert und ist aktuell (07/2015) nicht mehr dabei!
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Hallo Frank,
danke für die Info. Wir hatten den NV nur auf einem Mac getestet und die Angaben zur Soundkarte von der Website übernommen, da ich persönlich keinen Unterschied zwischen 16 und 24 Bit höre.
LG Rob
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