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Test: Numark NV II / vierkanaliger Serato-Controller

Test: Numark NV II / vierkanaliger Serato-Controller

Tests. 10. Januar 2021 | 5,0 / 5,0

Geschrieben von:
Kai Dombrowski

Der Numark NV überzeugt seit 2014 als vierkanaliger Serato-Controller mit eingebauten Displays, was die DJ-Praxis beinahe komplett vom Blick aufs Notebook befreite. Mit der Neuauflage NV II soll das Erfolgsrezept verfeinert werden, was sich an Features wie einer überarbeiteten Scroll-Funktion oder in ihrer Ansprache anpassungsfähigen Jogwheels zeigt. Damit will Numark ein offenes Ohr für Community-Feedback beweisen und den Laptop endgültig zur schönsten Nebensache des Auflegens machen. Was sich sonst geändert hat und ob sich das Upgrade auch für diejenigen lohnt, die bereits den alten NV besitzen, zeigt dieser Test.

Verarbeitung, Anschlüsse und technische Daten

Die Abmaße von 549 x 340 x 54 mm und 3,2 kg Gewicht wirken einem Controller des mittleren Preissegments angemessen und machen bereits beim Auspacken einen wertigen Eindruck. Viel kleiner könnte der NV II auch nicht sein, so vollgepackt ist die Bedienoberfläche. Potis, Fader, Funktionstaster, Triggerpads, Jogwheels und die 4,3 Zoll Farbdisplays sorgen zunächst für Verwirrung, doch der symmetrische Aufbau des Controllers hilft, sich einen Überblick zu verschaffen. Wer bereits mit dem alten Numark NV gearbeitet hat, kommt schneller zurecht, weil die Neuauflage das Layout beinahe 1:1 beibehalten hat.

Ebenfalls gleich ist das verwendete Plastik, Metallgehäuse spendiert Numark wohl erst bei teureren Geräten, wie dem NS6. Dennoch ist der Ersteindruck im Hinblick auf die Verarbeitung überzeugend: Die Potis sind gummiert und angenehm fest, der Crossfader hingegen schön leichtgängig und im Handumdrehen auszutauschen. Nichts wackelt und trotz der zahlreichen Bedienelemente ist auch für größere Hände gerade noch ausreichend Platz.

Die mit 5 Zoll relativ kleinen Jogwheels lassen ein Mindestmaß an Turntableism zu, wer gerne mal übertreibt, sollte aber lieber woanders schauen. Die 100mm-Pitchfader rasten im Gegensatz zu den EQ- und Filterpotis nicht ein, sind aber ziemlich schwergängig und signalisieren die Nullstellung mittels dedizierter LED.

In Verbindung mit Mac-Geräten arbeitet der Numark NV II ganz unkompliziert à la Plug-and-play, für Windows und Co. müssen wie immer Treiber installiert werden. Dann funktionierts aber auch hier reibungslos und der NV II kann als 32 bit 48 kHz Interface in Betrieb genommen werden. Der Buffer reicht mit ASIO Treiber von 64 bis 4096 und erlaubt latenzfreies Arbeiten, soundmäßig wirkt der NV II angemessen transparent. Die Serato-DJ-Lizenz muss übrigens nicht zusätzlich erworben werden, sondern ist beim Kauf des NV II als Vollversion mit dabei, allerdings ist zum Download eine Anmeldung erforderlich. Rückseitig gibts Masterausgänge im XLR- und Cinch-Format, Booth Out und Aux In gehen nur über Cinch.

Der Mikrofoneingang ist leider wieder nur als 6,35 mm Klinke verfügbar. Neben den Inputs sind noch der USB-C-Anschluss, DC-In samt Zugentlastung und Power-Knopf angebracht. Die Kopfhörerausgänge befinden sich erneut an der Vorderseite des NV II und sind wieder in 3,5mm- und 6,35mm-Klinkenausführung vorhanden. Der OVP liegen das Netzteil mit 1,5 m Kabellänge, ein USB-Kabel sowie die Schnellstartanleitung bei.

Die Mixersektion

Eins gleich vorab: Hier hat sich im Vergleich zum Vorgänger nicht viel verändert. Den Großteil der Mixersektion des Numark NV II machen die vier identischen Channelstrips aus. Los geht's mit den beleuchteten Buttons, um den Kanal an die Serato-FX-Ketten A bzw. B zu schicken, darunter folgen die Potis für Gain, Dreiband-EQ und Filter. Wie bereits beim NV gehen die killable EQs bis minus unendlich db, beim NV II hat man aber die Wahl zwischen 6 oder 12 db Boost. Die Potis zur Steuerung der bipolaren Filter sind jetzt größer und sorgen so für mehr Kontrolle bei der Bedienung.

Die flashigste Neuerung an den Drehreglern ist, dass sie ihren Effekt schon bei bloßer Berührung aktivieren können und gar nicht erst gedreht werden müssen. Über die Kopfhörer-Buttons lässt sich der jeweilige Kanal wieder zum Vorhören an die Headphone-Ausgänge schicken, seit NV II geht das sogar mit mehreren Kanälen gleichzeitig.

Abgesehen von den Channelstrips gibt's ganz oben am NV II noch Lautstärkeregler für Booth- und Master Out sowie A/B-FX-Buttons für den Gesamtmix. Der Mikrofoneingang verfügt wieder über einen Tone-Regler, den Gain teilt er sich aber immer noch mit dem AUX-Eingang, obwohl das schon beim Vorgänger missfiel.

Decks und Display

Die Displays bilden wie schon beim alten NV das Zentrum des Workflows, weil hier wichtige Informationen angezeigt werden, für die sonst auf den Computer geschaut werden müsste. Tatsächlich wandert der Blick nach einer gewissen Einarbeitungsphase kaum noch zum Laptop – beim neuen Numark NV II sogar seltener als beim Vorgänger. Das liegt vor allem an den in Funktionalität und Anordnung überarbeiteten Tastern rund um die Displays: So kann die dritte Spalte in der Library-Anzeige jetzt wahlweise Track-Länge, BPM oder Tonart darstellen, was effektiv für fünf Spalten sorgt, wo es früher nur drei gab.

Auch das Sortieren, Laden und Vorbereiten von Tracks ist beim NV II komplett über die Hardware möglich und der dafür notwendige Handgriff nie weiter als eine Shift-Kombination entfernt. Diese Verbesserungen heben die Neuauflage bereits spürbar positiv vom alten Eisen ab, die so ziemlich praktischste Neuimplementierung beim NV II sind aber die Grid-Linien in der Wellenformanzeige. Sie ist einfach für den besseren Überblick oder als Orientierung beim Beatmatchen – hier hat Numark aufgepasst und kommt damit unzähligen DJs entgegen.

Numark NV II Detailansicht.

Die bereits angesprochenen, kapazitiven Jogwheels sollen ihre Ansprache am individuellen Spiel der Auflegenden anpassen, praktisch macht sich dieser intelligente Anpassungseffekt jedoch wenig bemerkbar. Die neuen Farbakzente rundherum fallen da schon eher auf, weshalb Numark ruhig auf dieses Feature hätte verzichten können.

Samplepads, Effekte und Co.

Die Ansprache der RGB-beleuchteten Samplepads ist jetzt zwar nicht mehr so schwergängig wie früher, die mit ihnen verbundenen Funktionen haben sich jedoch wenig verändert. Das gilt leider auch für den immer noch nicht in seiner Lautstärke justierbaren Sampler, was bereits dem alten Numark NV reichlich Kritik bescherte. Dafür wurden ein paar Utility-Funktionen überarbeitet wie zum Beispiel die justierbare Loop-Länge der verschiedenen Loop-Modi, welche sich beim NV II über die Samplepads auch ohne Laptop einstellen lässt.

Die Effektpotis verfügen über die gleiche Touch-Funktion wie EQ und Filter, was sich besonders gut für den kleinen Flanger zwischendurch eignet und die Aktivierung mehrerer Effekte ohne Finger-Stunts erlaubt. Die notwendigen Vorbereitungen, um die Touch-Funktion der Potis des NV II zu nutzen, sind wieder über die Hardware – genauer gesagt die dafür vorgesehenen Touch Buttons – realisierbar. Trotzdem ist der Numark NV II immer noch ein Controller und nicht wirklich Standalone. Es sind zwar eine Menge nützlicher Features implementiert, externes Gear wie extra Turntables oder zusätzliche Effekte lässt sich leider nicht ins Setup integrieren.

Fazit

An sich ist der Numark NV II wie schon sein Vorgänger ein solider Serato-Controller mit angemessenem Preis-Leistungs-Verhältnis. Zu den wichtigsten Neuerungen zählen die überarbeiteten Browse-Funktionen und Grid-Anzeige im Display, alles Weitere ist salopp gesagt Effekthascherei. Deshalb sei allen vom NV II abgeraten, die bereits die Vorgängerversion besitzen, es sei denn, man möchte unbedingt besagte Utility-Implementierungen oder die Touch-Funktionen der Potis nutzen. Schade ist, dass Kritikpunkte wie die justierbare Sampler-Lautstärke oder separate Gain-Regler für Mikrofon und AUX nicht verbessert wurden, trotzdem ist der Numark NV II ein guter Begleiter für aufstrebende DJs. Fortgeschrittene kommen trotz der zahlreichen Möglichkeiten aber früher oder später an die Grenzen der Zauberkiste und müssen wieder neu kaufen, weil sich das Setup aus NV II und Laptop mit externem Gear nicht erweitern lässt. Mit vier Kanälen, Effekten und Triggerpads eröffnen sich aber erstmal eine Menge Möglichkeiten, die weit über das bloße ineinandermischen zweier Tracks kreative Mixe ermöglichen und das zum absolut fairen Preis.

Pro

Noch mehr Überblick durch verbesserte Displays
Super Haptik der EQ- bzw. Filterpotis und Pitchfader
Unzählige Features zum fairen Preis

Kontra

Sampler-Lautstärke immer noch nicht regelbar
Mic-Eingang nur mit 6,3mm-Klinke
Mic und AUX teilen sich einen Eingang

Preis:

558,00 EUR

Weitere Informationen gibt es auf der Website von Numark.

Veröffentlicht in Tests und getaggt mit DJ-Controller , Numark , NV II , serato

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