Test: Omnitronic TRM-402 – Rotary Mixer

Test: Omnitronic TRM-402 – Rotary Mixer

Tests. 7. Juli 2018 | / 5,0

Geschrieben von:
Boris Alexander

Der erste kommerziell vertriebene Rotary-Mixer Bozak CMA-10-2DL ging im Jahr 1971 über die Ladentheke und prägte die Arbeitsweise der DJs in der Disco-Ära. Später lösten Fader-Modelle diese Geräte ab und ließen die Drehregler-gesteuerten Mischpulte in Vergessenheit geraten. In den letzten Jahren gab es von unterschiedlichen Herstellern Wiederbelebungsversuche dieser besonderen Gerätegattung, die meist sehr hochpreisig waren wie der Rane MP2014, der MP2015 oder der Formula Sound FF-4000R. Omnitronic hat diesen Trend aufgegriffen und den im Vergleich fast schon sensationell günstigen TRM-202 im letzten Jahr in der dritten Auflage präsentiert. Um den Einsatzradius zu erweitern, gibt es jetzt das Modell TRM-402, das mit einer größeren Kanalausstattung aufwartet. Let’s see.

Ausgepackt

Der Omnitronic TRM-402 ist ein kompakt ausgeführter Vierkanal-Mixer, dessen ordentlich verarbeitetes Metallgehäuse 247 x 330 x 107 Millimeter misst. Das Mischpult wiegt lediglich vier Kilogramm und kann daher problemlos transportiert werden. Eine Transporttasche oder ein Case werden vom Hersteller nicht angeboten, zwingend nötig ist eine spezielle Transportlösung aber auch nicht, da man das Gerät in einer gewöhnlichen Gigbag unterbringen kann. Der Mixer steht fest auf vier gummierten Füßen und hat unverbaute Seitenwände, sodass er unkompliziert einsetzbar ist.

Omnitronic_TRM-402 Mixer Draufsicht.

Ausstattung

Der Omnitronic TRM-402 ist ein waschechter analoger Mixer, der ohne Soundkarte, Effekte oder andere digitale Gimmicks auskommt. Die vier Kanalzüge sind identisch ausgestattet und bieten Zweiband-EQs mit einer Absenkung und Anhebung von +/-10 dB. Die Signallautstärke wird per Drehregler gesteuert und ein Cue-Taster schickt das Eingangssignal zum Kopfhörer. Um den Retrocharakter zu unterstreichen, gibt es weder einen Crossfader noch Gain-Regler für Line-Pegelsignale und auch auf eine optische Pegelüberwachung für die Kanäle hat der Hersteller verzichtet. Die Phono-Signale können auf der Geräterückseite mit einem kleinen Schraubendreher angepasst werden, Anpassungen während des Auflegens sind somit in der Praxis auf der Oberfläche schlecht durchführbar.

Zur Setup-Ergänzung steht ein Mikrofonkanal parat, der mit einem Aktivierungstaster und einem Lautstärkedrehregler ausgestattet ist. In der Mitte des übersichtlich gestalteten Geräts befindet sich die Mastersektion mit einer zwölfstelligen LED-Kette, die den Pegel des Ausgangssignals visualisiert. Zudem gibt es einen Mastersignal-Drehregler, der wie alle anderen Potis eingekerbt ist und sich gut bedienen lässt. Zur Kontrolle des Monitorsignals dient ein separater Booth-Regler und direkt darunter befinden sich die Bedienelemente für das Kopfhörersignal. Das Mastersignal lässt sich mit einem Dreibandisolator bearbeiten. Die entsprechenden Bedienelemente sind als große und praxisgerecht bedienbare Potis oberhalb der Kanäle positioniert. Der Dreibandisolator arbeitet mit festen Übergangsfrequenzen, die bei 300 und 4000 Hertz liegen.

Omnitronic_TRM-402 Mixer Draufsicht.
Die vier Kanalzüge sind mit Zweiband-EQs ausgestattet, ein Dreiband-Isolator formt das Mastersignal.

Anschlüsse

Die Rückseite des Omnitronic TRM-402 beherbergt die Anschlüsse für die vier Kanäle. Pro Kanal stehen ein Line- und ein kombinierter Phono-/Line-Eingang zur Verfügung, sodass ein umfangreicher Gerätepark einfach verkabelt werden kann. Zum Umschalten der kombinierten Eingänge gibt es Taster und zur Anpassung der Phonosignale die bereits erwähnten Regler. Für die Master- und Boothsignale stehen jeweils symmetrische XLR- und unsymmetrische Cinch-Ausgangsbuchsen parat, die einen direkten Anschluss an ein professionelles Beschallungssystem erlauben: Super! Ein zusätzlicher Cinch-Rec-Ausgang erlaubt das Mitschneiden von DJ-Sets per angeschlossenem Audiorekorder. USB-Buchsen oder eine Effektschleife gibt es nicht, dafür hat Omnitronic dem TRM-402 aber Mikrofonanschlüsse in doppelter und Kopfhöreranschlüsse in vierfacher Ausführung spendiert. Diese befinden sich auf der Geräteober- und -vorderseite, was das Aufstellen des Mixers in unterschiedlichen Szenarien begünstigt. Da die Stromversorgung per Kaltgerätestecker stattfindet, wird kein externes Netzteil benötigt. Dieses vereinfacht den mobilen Einsatz.

Omnitronic TRM-402 Mixer Rückansicht.
Der Mixer bietet zahlreiche analoge Ein- und Ausgänge, auf eine digitale Zusatzausstattung wurde verzichtet.

Turn and twist

Der TRM-402 kann mit wenigen Handgriffen aufgebaut werden und aufgrund seiner einfachen Struktur hat man sich sehr schnell mit der Bedienung vertraut gemacht. An die rückwärtigen Anschlüsse lassen sich Mediaplayer, CD-Player und Plattenspieler anschließen oder alternativ die Soundkarte eines computerbasierten, digitalen DJ-Systems. Durch die vier Kanäle kann ein einzelner Anwender ein recht großes Setup mit unterschiedlichen Zuspielern installieren, aber auch eine DJ-Team-Nutzung ist möglich. Praktisch für letzteres: Es lassen sich wie schon erwähnt bis zu vier Kopfhörer parallel an den Mixer anschließen.

Der Omnitronic TRM-402 verfolgt ein technisch limitiertes, aber schlüssiges Oldschool-Konzept. Das sollte man beim Kauf des Mixers zwingend beachten, denn nur wer die eingeschränkten Möglichkeiten kennt und sich bewusst dafür entscheidet, wird mit dem Gerät glücklich werden. Mir hat das Mixen mit den Kanaldrehreglern großen Spaß gemacht, da es ein anderes Mixerlebnis kreiert, als man es von einem Fadermixer gewohnt ist. Cuts und andere schnelle Scratch-Mixtechniken lassen sich nicht ausführen, dafür aber harmonische und fast schon organische Mixübergänge. Die Zweiband-EQs in den Kanälen greifen sanft in das Frequenzbild der Songs ein und aufgrund der nicht vorhandenen Gain-Regler in den Kanalzügen erfolgt die Abstimmung unterschiedlich lauter Songs mit den Level-Drehreglern.

Klanglich gut zu gefallen weiß auch der Dreibandisolator: Er formt das Musiksignal aus allen vier Kanälen, nicht aber das Mikrofonsignal, durch eine Linksdrehung aller drei Drehregler wird das Signal komplett ausgelöscht. Wer ein Mikrofon für Ansagen oder Gesangseinlagen anschließt, muss auch hier die Pegel von Hand abstimmen, da es keine Talkover-Funktion gibt, problematisch ist das aber nicht. Etwas unschön ist allerdings, dass sich Mikrofonsignale nicht vorhören lassen.

Omnitronic TRM-402 Mixer Closeup.
Mit den Drehreglern lassen sich harmonische Mixübergänge formen.

Fazit

Der Omnitronic TRM-402 ist ein spezieller Mixer, der nicht alle DJs ansprechen und mit ausgefallenen digitalen Features glänzen will, sondern ein analoges Rotary-Mischpult mit Retro-Charakter ist. Das Gerät ist gut verarbeitet und klingt ordentlich. Man sollte jedoch nicht dieselben Bewertungsmaßstäbe heranziehen wie bei einem Rane MP2015 oder Formula Sound FF-4000R, die beide ein Vielfaches kosten. Die zahlreichen Limitierungen des TRM-402 im Vergleich zu einem „modernen“ Standard-Mixer haben einen ganz eigenen Charme und erfordern eine entsprechende Herangehensweise.

Virtuoses Battlemixing ist nicht möglich und wer Effekte nutzen möchte, muss auf Onboard-Effekte von Zuspielern zurückgreifen oder die seines digitalen DJ-Systems nutzen. Empfehlen können wir das Gerät DJs, die einen recht preisgünstigen Retro-Mixer suchen und die Spaß an einem Drehreglermixing haben. Wer mit zwei Kanälen auskommt, kann sich den nahezu baugleichen Zweikanalmixer TRM-202MK3 anschauen.

Pro

Oldschool-Konzept glaubwürdig umgesetzt
Gut verarbeitet
Recht günstiger Preis
Viele Anschlussmöglichkeiten
Sehr einfaches Bedienkonzept

Kontra

Mikrofonsignale nicht vorhörbar

Preis:

425,00 EUR

Weitere Informationen auf der Steinigke-Webseite.

Veröffentlicht in Tests und getaggt mit dj , Omnitronic , Rotary Mixer , Steinigke , TRM-402

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