Pioneer DJ erweitert mit dem DDJ-FLX10 die FLX-Hybrid-Controller-Serie, welche die hauseigene Software Rekordbox und Serato DJ unterstützt. Der DDJ-FLX10 ist als neues Topmodell an professionelle Anwender:innen adressiert, die einen großen Funktionsumfang und viele kreative Features suchen. Neben Track Separation (Stem Mixing) sollen auch DMX-Lichtsteuerungen und die neue Mix-Point-Funktion als entscheidende Kaufargumente dienen. Was der Praxistest zutage fördert, erfahrt ihr nachfolgend.
Quick Facts
- Hybrid-Controller für Rekordbox und Serato DJ Pro
- Vierkanal-DJ-Controller für Rekordbox und Serato DJ Pro
- Standalone-Mixerfunktionen inklusive Onboard-Effekt
- Integrierter DMX-Lichtsteuerausgang
- Jogwheels mit Displays
- DJ-Controller für Profis und mobile DJs
Pioneer DJ DDJ-FLX10
Der Pioneer DJ DDJ-FLX10 ist mit 716 x 400,3 x 73,4 mm ein beeindruckend großes Gerät, das viel Platz zum Arbeiten bietet, aber mit circa 6,7 kg auch nicht zu den Leichtgewichten gehört. Mobilen DJs empfehlen wir die Anschaffung eines Cases, das die wertvolle Fracht vor Beschädigungen schützt. Das komplett in schwarz gehaltene Kunststoffgehäuse des Controllers ist vorbildlich verarbeitet und alle Bedienelemente hinterlassen einen soliden Eindruck. Der DDJ-FLX10 bietet zwei symmetrisch gestaltete Decks und eine zentrale, vierkanalige Mixersektion, die auch ohne Computerkontakt (standalone) nutzbar ist.
Ohne Zuzahlung fungiert der Controller als Hardware-Dongle für Rekordbox (Core Abo) und Serato DJ Pro, wobei nicht alle Funktionen der beiden Programme freigeschaltet werden. Erweiterungen wie eine DVS-Steuerung, Cloud-Dienste oder ergänzende Effektpacks müssen bei Bedarf zusätzlich erworben werden. Pioneer DJ ruft für das Gerät einen Preis von 1649 Euro auf.
Decks
Die Decks des DDJ-FLX10 bieten ein schlüssiges Layout. Bei einem ersten Check stechen die riesigen 206-Millimeter-Jogwheels ins Auge. Die Wheels übernehmen die Tracksteuerungen und sind mit Farbdisplays ausgestattet. LED-Kränze unterstützen den Mixvorgang und auch der Drehwiderstand der Räder ist anpassbar. Große illuminierte Taster dienen zum Starten und Stoppen und mit Pitchfadern, deren Regelwege zehn Zentimeter betragen, sind praxisgerechte Tempoänderungen möglich. Tempo-Reset- sowie Beat-Sync- und Key-Sync-Taster runden diese Sektionen ab.
Wer kreative Features wie Hot Cues, Beat Jump und den Sampler kontrollieren möchte, nutzt die sechzehn Performancepads. Die Pads haben eine praxisgerechte Größe, sind mehrfarbig beleuchtet und gummiert. Im oberen Bereich der Decks befinden sich Loop-Steuerungen und drei Taster mit der Aufschrift „Drums“, „Vocal“ und „Inst“, die das Ein- und Ausschalten von Songparts und somit die Kontrolle der „Track Separation“-Funktion erlauben (Stem Mixing). In unmittelbarer Nachbarschaft gibt es mit drei Mix-Point-Tastern ein weiteres Novum.
Mixer
Die Mixersektion des DDJ-FLX10 beherbergt vier Kanalzüge, die mit analogen oder digitalen Signalen speisbar sind. Dreiband-EQs und Trim-Potis stehen für Songbearbeitungen parat und achtzehnteilige LED-Ketten erlauben die optische Überwachung. Kanalfader mit 4,5 Zentimeter langen Regelwegen können dem Crossfader nach Bedarf zugewiesen werden. Pioneer DJ hat dem FLX-10 einen super leicht laufenden Magvel-Fader spendiert, dessen Verlauf im Gerätesetup oder in der verwendeten DJ-Software änderbar ist. Zum Ausschmücken von Mixen gibt es sechs Sound Color FX Space, Dub Echo, Crush, Pitch, Noise und Filter, deren Steuerungen per Drehreglern in Kanalzügen stattfinden.
Darüber hinaus stehen 14 Beat FX Low Cut Echo, Echo, Multi-Tap Delay, Spiral, Reverb, Trans, Enigma Jet, Flanger, Phaser, Stretch, Slip Roll, Roll, Mobius (Saw), Mobius (Triangle) zur Verfügung, die sich auf den Sampler, Mikrofone, die Kanäle oder das Mastersignal routen lassen. Leitet man Songs aus Rekordbox oder Serato DJ durch die Color und/oder Beat FX, kann man per Taster entscheiden, welche Teile der Songs (Drums, Vocals, Instrumente) einer Effektbearbeitung unterzogen werden sollen – super! Zu beachten gilt allerdings, dass sich diese Selektion immer auf beide Effektarten gleichzeitig auswirkt.
Auf der linken Seite der Mixersektion lassen sich zwei Mikrofone, (Software-) Sampler und die Kopfhörersignale per Drehregler kontrollieren. Die Steuerungen der Master- und Booth-Pegel sowie die Master-LED-Kette befinden sich auf der rechten Seite.
Anschlüsse
Die Rückseite des DDJ-FLX10 bietet zahlreiche Anschlussmöglichkeiten. Die Kanäle 1 und 2 sind mit Cinch-Line-Eingängen versehen, die Kanäle 3 und 4 mit umschaltbaren Cinch-Buchsen für Line-/Phono-Zuspieler. Zum Anschluss von Mikrofonen gibt es eine Combo-Buchse sowie eine Klinkenbuchse. Die ausgehenden Mastersignale verlassen den Controller über XLR- und Cinch-Buchsen, die Booth-Signale über Klinkenbuchsen. Als Besonderheit bietet der DDJ-FLX10 einen XLR-DMX-Ausgang, der kompatible Beleuchtungen in Verbindung mit Rekordbox (Lighting) direkt ansteuern kann. Hierdurch kann man im mobilen DJ-Einsatz zusätzliches Equipment und Verkabelungen einsparen, die Lichtkontrollen erfolgen manuell mit den Pads des FLX10 oder der Automatikfunktion der Software.
Zwei USB-C-Anschlüsse erlauben die Kommunikation mit Computern, eine parallele Nutzung oder einfache Übergabe sind hierdurch möglich. Wer Computer ohne USB-C-Buchse verwenden möchte, kann mit passenden Kabeln oder Adaptern arbeiten.
Praxis
Der Pioneer DJ DDJ-FLX10 ist in unterschiedlichen Setups nutzbar, was vor allem im mobilen Einsatz ein großer Vorteil ist. In unserem Praxistest haben wir den Fokus auf die Kombination des Controllers mit Rekordbox gelegt, da sich hier der größte Funktionsumfang bietet.
Rekordbox wird für Windows und MacOS zum Download angeboten, wir haben die aktuelle Version 6.7.1 für unseren Test verwendet. Die zu Pioneer DJ gehörende Software wurde bereits in zahlreichen Tests auf unserer Plattform vorgestellt, weshalb wir an dieser Stelle nicht auf alle Details eingehen. Rekordbox ist in den letzten Jahren kontinuierlich weiterentwickelt worden und hat zu den Platzhirschen Serato DJ, Virtual DJ etc. aufgeschlossen. Nach der Installation von Rekordbox und des Controller-Konfigurationstools sollte man gegebenenfalls noch die Firmware des DDJ-FLX10 aktualisieren, damit ein reibungsloser Betrieb möglich ist.
Das Laden der Songs aus der lokalen Sammlung oder von Streaminganbietern ist mit den Bedienelementen des DDJ-FLX10 möglich. Für das Basic-Mixing stehen alle Features direkt auffindbar zur Verfügung, sodass man ohne Handbuchstudium direkt starten kann. Die Jogwheels reagieren sehr gut und bieten umschaltbare Displayinhalte, darunter auch parallele Wellenformdarstellungen, wodurch ein Blick auf den Computerbildschirm oft überflüssig wird. Die EQs des Controllers greifen praxisgerecht in die Frequenzen der Songs ein und auch die Onboard-Color- und Beat-Effekte haben uns klanglich sehr gut gefallen.
Rekordbox ist seit der Version 6.7 mit der Funktion „Track Separation“ ausgestattet, die auch unter der Bezeichnung „Stems“ oder „Neural Mixing“ in anderen Programmen angeboten wird und das Anfertigen von Echtzeitremixen oder Mashups erlaubt. „Track Separation“ ermöglicht den Zugriff auf verschiedene Songparts (Drum, Vocals, Instrumente), spezielle Vorbereitungsschritte sind dazu nicht nötig. Die Handhabung dieser sehr mächtigen, kreativen Funktion ist denkbar einfach, denn nach dem Laden in ein Deck lassen sich die entsprechenden Parts mit drei Tastern in den Decks beliebig ein- und ausschalten. Zudem können Vocals oder andere Teile eines Songs per „Part Instant Doubles“ in ein zweites Deck kopiert und dort unabhängig vom Rest gescratcht oder geloopt werden.
Wer die Parts einzeln per Drehregler kontrollieren möchte, anstatt diese nur ein- oder auszuschalten, aktiviert für die EQ-Potis den „Part Iso“-Modus. „Track Separation“ erlaubt aber auch eine selektive Effektbearbeitung. Somit kann man beispielsweise die Hooklines aus einem Song mit dem Filter der Sound Color FX extrahieren oder mit Trans (Beat FX) rhythmisch zerhacken, ohne dass Drums und Instrumente verändert werden. Aktuell ist die Klangqualität der einzelnen Parts in Rekordbox noch nicht auf dem Niveau der Mitbewerber, wir erwarten aber auch hier stetige Verbesserungen.
Rekordbox bietet in Verbindung mit dem FLX10 noch ein weiteres einzigartiges Feature, das den Namen „Mix Point Link“ trägt. Mit dieser Funktion lassen sich Songs durch die Selektion von Hotcue-Punkten automatisch mixen, sodass man während dieses Vorgangs die Hände frei hat und beispielsweise Mikrofondurchsagen machen oder Effektsteuerungen vornehmen kann. Die Kontrolle dieser Funktion ist etwas gewöhnungsbedürftig und ohne Handbuchstudium auch kaum zu meistern. Wer Mix Point Link nutzen möchte, sollte sich daher etwas Zeit nehmen, damit im Live-Kontext alles wie gewünscht vonstattengeht.
Serato DJ Pro
Der Pioneer DJ DDJ-FLX10 kann alternativ auch mit Serato DJ Pro (ab Version 3.0.4) kombiniert werden, die Erweiterung Pitch ‘n’ Time ist hierbei enthalten. Die Steuerung der Software ist gut umgesetzt und die meisten Funktionen sind wie gewohnt kontrollierbar. Es gibt aber auch Abweichungen, die vor allem die Performancepads betreffen, denn die Beschriftungen auf dem Controller stimmen nicht mit den Programmsteuerungen überein. Hier bleibt einem nichts anderes übrig als Auswendiglernen, damit bei einem Gig nichts schiefgeht. Eine weitere Abweichung betrifft die Mix-Point-Taster, da diese Funktion in Serato nicht zur Verfügung steht. Mit diesen Tastern lässt sich die Tonart eines Songs nach oben oder unten transponieren und für einen Mix anpassen.
Die Stems in Serato sind mit den drei Tastern in den Decks kontrollierbar, genauso wie in Rekordbox. Alternativ ist das aber auch mit den Performancepads möglich, wenn eine entsprechende Auswahl im Setup der Software erfolgt. Hierdurch können vier Stems (Drums, Bass, Vocal, Melody) für das kreative Mixing genutzt werden.
Alternativen
Fazit
Pioneer DJs neuer Hybrid-Controller DDJ-FLX10 konnte in unserem Praxistest überzeugen und empfiehlt sich als professionelles Arbeitsgerät für mobile DJs und Performer. Der Pioneer-DJ-Bolide ist vorbildlich verarbeitet und verfügt über ein praxisgerechtes Layout. Neben den großen Jogwheels, deren Displays viele mixrelevante Informationen einblenden, und dem super leicht laufenden Magvel Crossfader bietet das Gerät sehr gute Onboard-Effekte sowie Anschlussoptionen für Mikrofone. Dank seiner Standalone-Option, den zahlreichen Erweiterungsmöglichkeiten durch Zuspieler und der DMX-Lichtsteuerung sammelt der DDJ-FLX10 viele Pluspunkte im mobilen Einsatz. Aber nicht nur in dieser Disziplin hat uns das Gerät gefallen, sondern auch hinsichtlich der kreativen Möglichkeiten, denn Mashups und Echtzeit-Remixe sind dank der dedizierten Track-Separation-Taster, umschaltbaren EQs und selektiven Effektbearbeitung sehr einfach möglich. Der Controller ist auf die Bedienung der hauseigenen Software Rekordbox passgenau zugeschnitten. Wer lieber Serato DJ Pro verwendet, erhält besser klingende Stems, muss aber leichte Abstriche hinsichtlich des Bedienkomforts machen, da die Beschriftungen der Performancepads nicht passgenau sind und die Lichtsteuerungsfunktionen sowie die automatische Mixfunktion (Mix Point) nicht zur Verfügung stehen. Der DDJ-FLX10 wird für einen UVP von 1649 Euro angeboten, ein sicherlich ambitionierter Preis, der aber aufgrund der gebotenen Leistung gerechtfertigt ist.
Pro
Sehr gute Verarbeitung
Feinfühlig reagierende Jogwheels
Hervorragende Effekte
Leicht gleitender Magvel Crossfader
Flexibel nutzbar mit Rekordbox und Serato DJ Pro
Track-Separation-/Stem-Bedienelemente
Umschaltbare Part-Iso-EQ-Steuerungen
Selektive Effektbearbeitung
Kontra
Performancepad-Beschriftungen nicht passend für Serato DJ Pro
Track Separation Klangqualität in Rekordbox ausbaufähig
Preis:
1649 EUR
Weitere Informationen gibt es auf der Website von Pioneer DJ.
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