Test: Pioneer DJ DDJ-FLX6 / Vierkanal-Controller

Test: Pioneer DJ DDJ-FLX6 / Vierkanal-Controller

Tests. 1. April 2021 | 4,3 / 5,0

Geschrieben von:
Boris Alexander

Mit dem DDJ-FLX6 stellt Pioneer DJ einen neuen Vierkanal-Controller vor, der sich mit der hauseigenen Software Rekordbox und Serato DJ Pro kombinieren lässt. Das Gerät hat fortgeschrittene Einsteiger*innen im Visier und möchte durch große Jogwheels und eine einzigartige Effektausstattung auf sich aufmerksam machen. Überzeugen Ergonomie und Performance?

Controller

Der Pioneer DJ DDJ-FLX6 gehört mit seinen Abmessung von 676 x 345,7 x 68,7 Millimetern zur Kategorie Fullsize-Controller und wiegt dabei lediglich 3,8 Kilogramm. Das recht geringe Gewicht ist der Materialwahl geschuldet, hier hat Pioneer DJ konsequent auf Kunststoff gesetzt, was für einen Controller im nicht professionellen Einsatz auch durchaus in Ordnung ist. Durch die Größe sind die Bedienelemente praxisgerecht platziert und gut erreichbar. Damit das 599 Euro (UVP) teure Gerät einen Ortswechsel unbeschädigt übersteht, bietet der Hersteller eine optionale Transporttasche an, die im Fachhandel für 109 Euro (UVP) erhältlich ist.

Decks

Die Decks des DDJ-FLX6 sind mit beeindruckenden 206-Millimeter-Jogwheels bestückt, die in dieser Größe sonst nur professionellen Geräten vorbehalten sind. Die Wheels sind zudem berührungsempfindlich und mit einer roten Positionsanzeige ausgestattet, Anpassungsoptionen für den Drehwiderstand gibt es zwar nicht, die gewählte Ausführung sollte aber für die meisten Anwender*innen passen.

Dezent illuminierte Taster mit einem hörbaren Druckpunkt dienen zum Starten, Pausieren und Cuen, Pitchfader mit einem Regelweg von sechs Zentimetern übernehmen die Tempokontrolle. Weitere Bedienelemente zum Einfangen, Speichern und Modifizieren von Loops stehen parat und blau leuchtende Performance-Pads erlauben die Kontrolle kreativer Funktionen.

Die Funktionsbelegung der Pads ist an die jeweilige Software gekoppelt. Taster zur Rückwärtswiedergabe, Keysync oder zur Navigation innerhalb eines Songs gibt es leider nicht. In der rechten oberen Ecke beider Decks befinden sich Bedienelemente zur Kontrolle der exklusiven Merge FX.

Merge FX setzen sich aus Effekten und Samples zusammen und sollen sich vor allem für spektakuläre Übergänge und EDM Drops eignen. Als weitere Besonderheit bietet der DDJ-FLX6 die halbautomatische Scratch-Funktion „Jog Cutter“, auf die ich im Praxisteil näher eingehen werde.

Pioneer DJ DDJ-FLX6 von oben.
Der Pioneer DJ DDJ-FLX6 ist ein groß dimensionierter Vierkanal-Controller für fortgeschrittene Einsteiger*innen.

Mixer

Die vierkanalige Mixersektion bietet Kanalzüge mit Trim-Potis für den Pegelhub und griffige Regler zur EQ- und Dualmode-Filter Kontrolle. Kanalfader mit einem Regelweg von sechs Zentimetern und ein Crossfader dienen zum Mixen, die Anpassungen der Kurvenverläufe erfolgt in der Software.

Eine optische Pegelkontrolle für die vier Kanalzüge gelingt mittels fünfstufiger LED-Ketten, für den Masterbereich gibt es leider keine Anzeige. Per Schiebeschalter im oberen Bereich des Mixers kann für den vierten Kanalzug zwischen der Steuerung des vierten Decks oder des Samplers umgeschaltet werden.

Auf der rechten Seite der Mixersektion befinden sich die Master- und Booth-Regler sowie die Beat-FX-Steuerungen. Die Beat-FX lassen sich auf das Mastersignal oder die einzelnen Decks routen, per blau illuminierter Taste aktivieren und die Quantisierung selektieren. Wird die blaue Taste gemeinsam mit Shift gedrückt, wird ein Release-Effekt in Aktion versetzt.

Anschlüsse

Der Pioneer DJ DDJ-FLX6 bietet auf der Rückseite Cinch-Master- und Booth-Ausgänge sowie einen symmetrischen Klinken-Mikrofoneingang nebst Pegel-Anhebungsregler. Weitere Audioeingänge gibt es nicht, sodass weder Timecode-Zuspieler noch andere Erweiterungen anschließbar sind und auch kein Standalone-Einsatz vorgesehen ist.

Der Datenaustausch und die Stromversorgung gelingen über eine USB-Verkabelung. Der Computerkontakt erfolgt dabei ohne zusätzliche Treiberinstallation, das ist super, denn so kann man den Controller spontan nutzen.

DDJ-FLX6 Anschlüsse.
Auf der Rückseite befinden sich Cinch-Ausgänge und ein Mikrofoneingang. Professionelle XLR-Anschlüsse bietet der DDJ-FLX6 nicht.

Rekordbox-DJing

Die Software Rekordbox lässt sich in Verbindung mit dem DDJ-FLX6 einfach einrichten und kann ohne Abo genutzt werden. Die ersten Bedienschritte gehen intuitiv von der Hand, da das Layout des Controllers praxisgerecht gewählt wurde. Mit den Bedienelementen im Mixerbereich kann in der Songsammlung navigiert und die Tracks in die Decks geladen werden.

Die Songkontrolle mit den Jogwheels überzeugt, alle Manöver werden direkt auf die digitalen Songs übertragen, sodass Pitchbends, Backspins und andere Tricks gelingen. Das manuelle Beatmatching bedarf etwas Übung, denn die exakte Einstellung von Tempowerten ist aufgrund der kurzen Pitchfader-Regelwege nicht ganz einfach, die Automatikfunktion, die ich vor allem im Vierdeckbetrieb als hilfreich erachte, erledigt ihre Aufgabe zuverlässig per Tastendruck.

Für kreative DJ-Sets steht die doppelt belegten Performance-Pads sowie die Loop-Funktion parat, die mit den Tastern in den Decks und aktivierter Quantisierung stets treffsicher nutzbar ist. In Kombination mit Rekordbox lassen sich die Pad-Belegungen auf der Hardware ablesen, die Pads erlauben die Kontrolle von HotCue-Punkten, Effekten, BeatJumps sowie der Funktionen Keyboard, Key Shift und Beat Loop. Darüber hinaus lassen sich mit den Pads auch der Sampler und die neue Funktion Sample Scratch nutzen.

Die Funktion Sample Scratch öffnet neue kreative Spielwiesen und verschiebt Samples aus dem Sampler in das Deck, sodass diese mit dem Jogwheel gescratcht werden können. Wer sich beim Scratchen von der Software unterstützen lassen möchte, aktiviert den Jog Cutter.

Der Jog Cutter umfasst sechs verschiedene Scratch-Varianten, je nachdem auf welchem Bereich die Vorwärts- und Rückwärtsbewegungen auf dem Jogwheel ausgeführt werden. Meiner Meinung nach handelt es sich hierbei um ein nettes Gimmick für Einsteiger*innen, das man aufgrund seiner etwas unpräzisen Handhabung wahrscheinlich eher nicht in ein Live-Set einbauen würde.

Zum Ausschmücken von DJ-Darbietungen können verschiedene Effekte eingesetzt werden. Der DDJ-FLX6 bietet hierzu eine ganze Reihe an Möglichkeiten und unterschiedlichen Steuerungen. Wenn der Controller mit Rekordbox genutzt wird, sind die Filterdrehregler in den Kanalzügen alternativ mit den gut klingenden Color FX Jet, Crush, Noise, Pitch, Space, Dub Echo, Sweep oder Gate Comp belegbar. Für die Beat FX stehen 22 Effekte zur Auswahl, hier gibt es die typischen, praxisgerechten Vertreter wie Delay, Flanger, Roll etc.

Die dritte Effektgruppe sind die Merge FX, die mit einer dedizierten Steuerung in den Decks versehen sind. In Rekordbox gibt es acht fertig konfigurierte Merge FX, die sich aus drei Parts (Build, Release, Drop) zusammensetzen. Als Zutaten stehen Build-Effekte wie Filter Echo, Space Up oder Break Down Echo und Release-Effekte wie Impact Snare, Vinyl Brake Echo oder Up Echo Out zur Auswahl, die sich mit Build- und Drop-Samples ausschmücken lassen. Insgesamt findet man hier also einen recht mächtigen Effektbaukasten vor, mit dem individuelle Merge FX zusammenstellbar sind.

In der praktischen Anwendung lassen sich mit diesen Spezialeffekten EDM Drops, Builds und Übergänge plakativ in Szene setzen. Die Effekte werden durch Drücken auf den Merge-Poti aktiviert und durch Drehen nach links oder rechts modifiziert. Ein erneuter Druck auf das Bedienelement beendet den Effekt und die Songwiedergabe. Ich finde diese Ergänzung gut gelungen, doch sollte man damit aber etwas sparsam umgehen.

Serato-DJing

Das Controller-Zusammenspiel mit Serato DJ Pro funktioniert weitestgehend gut, Pioneer DJ spendiert für diese Lösung zudem FX- und Pitch n’Time Freischaltcodes. Im Detail wirkt diese Kombination aber etwas weniger anwenderfreundlich, da die Pad-Belegungen von den Beschriftungen auf der Hardware abweichen, die Merge FX etwas weniger ausgefallen und vor allem auch nicht editierbar sind und auch die automatischen Scratch-Effekte sind etwas lieblos ausgeführt.

Fazit

Der Pioneer DJ DDJ-FLX6 ist ein Vierkanal-Controller für fortgeschrittene Einsteiger*innen, der sich mit Serato DJ Pro und Rekordbox nutzen lässt. Der Controller ist großzügig dimensioniert und solide ausgestattet, die verwendeten Materialien aber eher einfach gehalten und auch die Anzahl der Audioanschlüsse ist überschaubar. Punkten kann das Gerät durch die sehr großen und schnell reagierenden Jogwheels sowie die umfassenden Effektsteuerungen und einzigartigen Merge FX, mit denen sich EDM Drops und Builds modellieren lassen. Die Kombination mit der hauseigenen Software Rekordbox konnte sich in der Praxis gegenüber der Serato-DJ-Pro-Umsetzung durchsetzen, da diese etwas stimmiger wirkt und einen größeren Funktionsumfang bietet. Insgesamt hat mir der Controller gut gefallen, da er durch seine Bedien- und Ausstattungsbesonderheiten den Weg ins kreative DJing für Einsteiger*innen ebnet.

Pro

Großzügig dimensioniert
Feinfühlig reagierende Jogwheels
Innovative Merge FX
Keine Treiberinstallation nötig

Kontra

Magere Anschlussausstattung

Preis:

599 EUR

Weitere Informationen gibt es auf der Website von Pioneer DJ.

Veröffentlicht in Tests und getaggt mit DDJ-FLX6 , DJ-Controller , Pioneer DJ , Test

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