Test: Pioneer DJ Toraiz SP-16

Test: Pioneer DJ Toraiz SP-16

Tests. 27. Dezember 2016 | / 5,0

Geschrieben von:
Redaktion

Pioneer DJ beglückte die DJ-Szene in diesem Jahr mit einer Vielzahl an Produkten. Neben zahlreichen Controllern und einer App, veröffentlichte der japanische Hersteller auch den Sampler Toraiz SP-16. Ob Pioneer DJ auch den Instrumentenbau beherrscht und damit die immer mehr sich vollziehende Fusion von DJ und Produzent mit antreibt, erfahrt ihr in diesem Test.

Sample-Magic

Pioneer DJs neuer Sampler Toraiz SP-16 steckt in einem 436 x 74 x 261 Millimeter großen Gehäuse und ist mit 16 anschlagsdynamischen und mehrfarbig beleuchteten Pads ausgestattet. Der Sampler beherbergt einen Step-Sequenzer und eine analoge Filterschaltung, die gleiche wie im legendären Synthesizer Prophet-6 von Dave Smith. Ein Großteil der Bedienung erfolgt über das 7-Inch-Touchdisplay, das viele Informationen liefert, aber auch die Auswahl verschiedener Parameter und Funktionen erlaubt. Im unteren Teil des Geräts findet man Taster zur Programmierung des Stepsequenzers, Transporttasten und Drehregler. Links neben den Pads gibt es einen Touchfader, der sich zum Einspielen oder live nutzen lässt und individuell auswählbare Funktionen steuert. Im oberen Teil sind Drehregler zur Kontrolle des analogen Filters platziert. Zum Speichern und Zuführen von Samples und Songs gibt es einen internen Flash-Speicher mit acht GB und einen USB-Anschluss. Auf der Rückseite des Samplers finden sich acht Einzelausgänge und ein Kopfhöreranschluss. Zudem ist ein Eingang inklusive einer Lautstärkeregelung verbaut. Zum Datenaustausch und zur Synchronisation ist der Toraiz SP-16 mit einer USB-Buchse, einem MIDI-Paar und einer Pro-DJ-Link-Buchse versehen.

Struktur

Bevor man mit dem Toraiz SP-16 arbeiten kann, sollte man sich mit dessen Struktur auseinandersetzen, die allerdings recht einfach zu verstehen ist. Die kleinste Einheit bilden die sogenannten Tracks, diese können Samples oder auch eine externe Quelle sein. Für die bis zu 16 Tracks, die sich auf den Pads befinden, könnt ihr Notenfolgen aufnehmen. Die Notenfolgen werden als Pattern gespeichert. Bis zu 16 Pattern lassen sich in einer Scene festhalten und maximal 16 Scenes können für ein Projekt ablegt werden. Songs sind durch die Auswahl von Pattern und Scenes arrangierbar, wobei man hier auf 16 Sounds limitiert ist. Die Notensequenzen für die Tracks dürfen dabei bis zu 4 Takte lang sein und die maximale Dauer eines Samples ist auf 32 Sekunden festgelegt.

Beats und mehr

Für meinen Praxistest habe ich den Toraiz SP-16 zunächst mit der aktuell verfügbaren Firmwareversion 1.2 ausgestattet. Seit der Erstauslieferung mit der Version 1.0 hat sich einiges getan und neben der Korrektur von Fehlern, wurden auch einige neue Funktionen ergänzt:

• Pro DJ Link
• Scenes kopieren (von einem zum nächsten Projekt)
• 2-Band-EQ und Multimode-Filter als Insert-Effekte
• Metronom-Vorzähler
• Sequenzbearbeitung
• Pitch-Modus Einstellung für Touchstrip

• MIDI-In, -Out
• Slices bearbeiten
• LFO
• Insert-Effekte erweitert
• Master/Send-Effekte erweitert
• Audiorendering

Nach dem Starten vom Toraiz SP-16 kann man mit den ab Werk enthaltenen Samples die ersten Schritte wagen. Es befinden sich zwei GB Samples von Loopmasters auf dem internen Speichermedium, die übersichtlich sortiert und die gewohnt gute Qualität des Herstellers bieten. Die Samples lassen sich bei der Auswahl vorhören und wandern per Touchscreen-Bedienung in die Track-Speicherplätze. Wenn ihr eure Zusammenstellung vorgenommen habt, könnt ihr die Pattern per Lauflichtprogrammierung oder anhand von Einspielungen mit Inhalten füllen. Die Pads reagieren sehr gut und erlauben das Generieren lebendiger Sequenzen.

Ein spezielles Sequence-Menü ermöglicht euch die kreative Bearbeitung und das Neuverteilen der Notenpositionen – diese Funktion steht euch natürlich auch im live-Einsatz zur Verfügung und hat mir richtig gut gefallen! Klasse: Wenn ihr Loop-Samples verwendet, werden diese analysiert und per Echtzeit-Timestretching bei einem Tempowechsel automatisch angepasst. In meinem Praxistest funktionierte das mit Samples aus verschiedenen Genres sehr gut. Für tonale Samples könnt ihr die Scale-Funktion für die Pads aktivieren und diese zum Einspielen von Melodien oder Basslines nutzen.

Sampling & Bearbeitung

Der rückwärtige Eingang des Toraiz SP-16 erlaubt euch das Samplen von beliebigen Quellen. Die Aussteuerung erfolgt über einen Drehregler und eine Pegelanzeige im Display dient zur optischen Überwachung. Das Starten der Aufnahme könnt ihr über einen Schwellenwert steuern und das aufgenommene Sample kann anschließend zugeschnitten und gespeichert werden. Bei Loop-Samples solltet ihr die entsprechende Tempoangabe ergänzen, damit das Timestretching treffsicher erfolgt. Vermisst habe ich eine Normalize-Funktion, mit der sich die Lautstärke der Aufnahmen anheben lässt. Insgesamt sind die Sample-Bearbeitungsmöglichkeiten des Toraiz SP-16 etwas knapp gehalten.

Ihr könnt die Wiedergabe umkehren und das Sample zur Nutzung der Slice-Funktion nach belieben unterteilen. Die Slice-Funktion erlaubt euch das Triggern dieser verschiedenen Samplestartpunkte mit den 16 Pads. Zur Formung der Samples lassen sich eine Hüllkurve und ein Insert-Effekt nutzen. Die Auswahl der Effekte setzt sich aus Chorus, Flanger, EQ, Filter, Delay, Bitcrusher, Kompressor und Verzerrer zusammen, wobei mich diese klanglich nicht umgehauen haben. Um die Sounds etwas lebendiger zu gestalten, könnt ihr auf einen LFO zurückgreifen und mit diesem Sampleparameter, aber auch Effekte oder die Tonhöhe modulieren.

Arrangieren und Mixen

Wenn ihr eure gewünschten Pattern bzw. Scenes mit dem Toraiz SP-16 generiert habt, lassen sich diese im Arranger-Fenster zu einem Song zusammenstellen. Das ganze ist tabellarisch gelöst und recht übersichtlich gestaltet. Die Abstimmung der Pegel der einzelnen Tracks findet in einem Mixerfenster statt. Hier kann zudem ein Send- oder Mastereffekt gewählt und hinzugemixt werden und ihr könnt die Tracks bei Bedarf den Einzelausgängen zuweisen. Die Auswahl dieser Effekte gleicht denen der weiter oben genannten Insert-Effekte. Zur Bearbeitung des Masterausgangssignals steht euch die analoge Filterschaltung von Dave Smith zur Verfügung. Diese bietet ein Hochpassfilter und ein Tiefpassfilter mit Resonanzkopplung. Zudem gibt es einen Verzerrer, der zur Klangverbiegung nutzbar ist. Grundsätzliche finde ich die Implementierung dieser Filterschaltung ganz nett, da man digitale Sounds mit etwas analogem „Schmutz“ versehen kann. Leider hört man aber ein deutliches Knacksen beim Einschalten.

Sync

Um den Toraiz SP-16 im DJ-Kontext einsetzen zu können, lässt sich der Sampler auf verschiedene Weise synchronisieren. Zum einen gelingt dies mit den herstellereigenen CD-/Multimediaplayern via Pro DJ Link wobei ich dieses leider nicht testen konnte. Für meinen Praxistest habe ich den Toraiz SP-16 mit Traktor Pro kombiniert und die MIDI-Clock-Daten zur Synchronisation über eine klassische MIDI-Verkabelung und eine direkte USB-Verkabelung getestet. Beides funktionierte sehr gut und der Sampler lässt sich auf diese Weise auch starten und stoppen. Sollten bei der Synchronisation via MIDI-Clock Ungenauigkeiten auftreten, so könnt ihr Offset-Anpassungen in Traktor vornehmen, Toraiz SP-16 bietet dazu keine Möglichkeiten.

Fazit

Die Instrumentenpremiere ist Pioneer DJ mit dem Toraiz SP-16 gut gelungen. Der japanische DJ-Ausrüster hat das Gerät mit einem einfachen und intuitiven Workflow versehen, mit dem ihr Beatpattern zur Untermalung eurer DJ-Sets generieren könnt. Das Arbeiten mit dem Sampler macht Spaß und die kontinuierliche Verbesserung und Erweiterung der Firmware hat bereits jetzt zu einer deutlichen Aufwertung des Geräts geführt. Für den Studiobetrieb und die Komposition kompletter Songs gibt es allerdings potentere Alternativen, die auf mehr Samples gleichzeitig zurückgreifen können und Instrumente als Klangquellen bieten.

Preis: 1595 EUR
Mehr Informationen auf der Website von Pioneer DJ.

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