Mit dem XDJ-RX möchte der Hersteller Pioneer ein Gesamtsystem anbieten, das dem computerbasierten DJing das Wasser reichen kann. Ob dieses ambitionierte Vorhaben gelungen ist, erfahrt ihr in diesem Test.
Computerbasiertes DJing begeistert viele DJs aufgrund der vielen gebotenen Funktionen, schreckt aber auch viele potenzieller Nutzer ab, da sie Systemabstürze fürchten und den Transport und Aufbau ihres Equipments vermeiden möchten. Mit dem Pioneer XDJ-RX soll das jetzt anders werden.
Fakten
Der Pioneer XDJ-RX ist imposantes Gerät, das sogar Controller wie den Traktor Kontrol S8 fast schon klein wirken lässt. Der als All-in-one-Lösung titulierte Bolide ist circa 73 cm breit und 42 cm tief und bringt 8 Kilogramm auf die Waage. Ein Transport ist daher nur mit etwas Aufwand möglich und aufgrund der ausladenden Dimensionen sollte ihr berücksichtigen, dass eine entsprechend große Aufstellfläche im DJ-Booth zur Verfügung steht. Der XDJ-RX ist mit zwei Decks ausgestattet, die Jog-Wheels mit einem Durchmesser von 15 cm beherbergen sowie Transporttasten und weitere Bedienelemente zur Kontrolle kreativer Funktionen.
Ein großes, zentral platziertes Farbdisplay, visualisiert die digitalen Songs durch Wellenformdarstellungen, unterstützt die Navigation in Playlisten und erleichtert die Einrichtung des Players.
In der Mitte des Geräts befindet sich die Mixereinheit, die zwei Kanäle umfasst und mit Fadern, EQs und einer LED-Pegelanzeige ausgestattet ist. Ähnlich wie ihr es von vielen Pioneer-Mixern kennt gibt es auch beim XDJ-RX vier so genannte „Sound Color“-Effekte, die sich kanalspezifisch nutzen lassen und acht Beat-Effekte, die ein flexibles Routing erlauben.
Anschlüsse
Die rückwärtig verbauten Anschlüsse setzen sich aus zwei analogen Eingängen zusammen, die ihr mit CD-Playern oder Plattenspielern kombinieren könnt. Zusätzlich gibt es zwei Anschlüsse für Mikrofone, deren Signale auf der Oberseite des Players formbar sind und die eine eigene Klangregelung nebst Talk-Over-Funktion besitzen. Die Ausgabe des Musiksignals erfolgt über XLR- und Cinch-Buchsen (Master) sowie Klinkenbuchsen (Booth).
Die Zuspielung der digitalen Tracks kann auf verschiedenen Wegen erfolgen. Hierzu ist der XDJ-RX mit zwei USB-Buchsen auf der Oberseite und einer Netzwerkbuchse auf der Rückseite ausgestattet. Eine zusätzliche USB-Buchse dient zum Anschluss des Players an einen Computer und verwandelt das Gerät in eine Softwarefernbedienung.
Ausprobiert
Da der XDJ-RX als Standalone-Gerät konzipiert ist, könnt ihr ihn mit wenigen Handgriffen in Aktion versetzen. Wenn ihr zum Zuführen digitaler Tracks USB-Sticks oder Festplatten nutzen möchtet, solltet ihr diese mit der Software Rekordbox präparieren.
Die von Pioneer kostenlos für Mac und Windows angebotene Software berechnet die Wellenformen und ermöglicht das Setzen von Cue-Punkten und Loops sowie das Anlegen von Playlisten, damit ihr eure Songs beim Mixen schneller wiederfindet. Bei einer spontanen Nutzung des Players ohne entsprechende Rekordbox-Vorarbeiten, stehen viele komfortable Mixunterstützungen wie die Wellenformdarstellung leider nicht zur Verfügung. Die verbaute Netzwerkbuchse ermöglicht die Verwendung von Computern oder Smartphones und Tablets als Songlieferanten.
Diese können bei Bedarf auch parallel zum Einsatz kommen und drahtlos oder kabelgebunden mit dem Pioneer-Gerät kommunizieren. Auf dem Computer und Smartphones muss die Software bzw. App Rekordbox ebenfalls installiert sein, damit ein Songtransfer erfolgen kann. Das Arbeiten mit dem XDJ-RX gestaltet sich sehr komfortabel, da der Aktionsradius und die Bedienelemente großzügig bemessen sind.
Die Befehlssteuerungen gelingen sehr gut, obwohl nicht alle Bedienelemente eine hochwertige Haptik versprühen.
Mixing
Das Songmixing macht mit dem XDJ-RX sehr viel Spaß, da er sehr viele Funktionen bietet, die sonst nur eine computerbasierte Lösung oder ein großer Gerätepark offerieren. Ihr könnt Tracks automatisch angleichen lassen oder ein manuelles Beatmatching ausführen. Für Mixtricks gibt es pro Deck vier Pads zur Steuerung von Cue-Punkten und Loops. Wenn ihr diese Funktionen mit der Slip-Funktion kombiniert, driften eure Mixe nicht auseinander, da die Wiedergabe im Hintergrund fortgesetzt wird. Gut gefallen haben mir auch die Jog-Wheels, die gut reagieren und auch für sporadische Scratch-Manöver nutzbar sind. Leider gibt es keine Upgradeoption für den Crossfader, so dass ihr diesen nicht durch ein professionelleres Modell (z.B.Innofader) austauschen könnt. Der ab Werk verbaute Crossfader läuft allerdings recht leicht, bietet umschaltbare Kurvenverläufe und hat einen Cut-in von circa 2 mm.
Richtig gut gefallen haben mir die Effekt des XDJ-RX. Die durch die Bank sehr gut klingenden Effekte lassen sich für Breaks oder besondere Akzente in einem DJ-Set nutzen und gezielt einsetzen. Die Sound-Color-Effekte setzen sich aus einem regelbaren Rauschgenerator, einem Gate-Effekt, einem digitalen Bitcrusher und einem Filter zusammen. Die Beat-Effekte lassen sich synchronisieren und bestehen aus den Vertretern Delay, Echo, Spiral, Reverb, Trans, Flanger, Pitch und Roll. Die meisten sind als Postfader ausgeführt, so dass Echos oder Hallfahen beim Herunterziehen des Kanalfaders nicht unschön abgeschnitten werden.
Controller-Modus
Durch den Anschluss eines Computers wird der Pioneer XDJ-RX zu einem Controller für ein MIDI-steuerbares DJ-Programm wie beispielsweise Traktor Pro. Pioneer bietet hierzu auf seiner Webseite eine passende Konfigurationsdatei zum Herunterladen an. Die Bedienelemente des XDJ-RX funktionieren im Controller-Modus ebenfalls sehr gut und die Klangqualität überzeugt genauso wie im Standalone-Modus mit ordentlichem Druck und einem aufgeräumten Klangbild.
Was mir an der Umsetzung des MIDI-Modus sehr gut gefällt, ist dass die Aktivierung der Decks und des Mixers selektiv erfolgen kann und somit ein gemischter Betrieb möglich ist.
Ihr könnt somit problemlos ein Deck zur Steuerung einer Software nutzen und dazu Songs von einem USB-Stick oder einem externen CD-Player mixen. Auf diese Weise ist nicht nur ein flexibles Mixing möglich, sondern auch einfache DJ-Wechsel oder auch das Auflegen als DJ-Team.
Fazit
Ich finde das Konzept und die Umsetzung des Pioneer XDJ-RX sehr gut gelungen und könnte mir durchaus vorstellen, dieses System an Stelle meines Laptop-Controller-Setups zu nutzen. Das Gesamtsystem ist meiner Meinung nach schlüssig und das Auflegen damit macht großen Spaß. Es unterscheidet sich von anderen Umsetzungen wie zum Beispiel dem SCS-4DJ von Stanton, durch einen deutlich höheren Bedienkomfort und Crossmedia-Möglichkeiten. Kritiker würden vielleicht die optischen Laufwerke zur CD-Wiedergabe vermissen, die sich allerdings recht einfach anschließen lassen und die nicht ganz so ausladend große Kreativausstattung, da es beispielsweise keinen Sampler o.ä. gibt. Letzteres kann aber ebenfalls „nachgerüstet“ werden, in dem man eine Software fernsteuert oder ein entsprechendes Gerät nutzt. Empfehlen kann ich das Gerät für private aber auch professionelle Einsätze, Scratch-DJs werden wahrscheinlich eher zu einem anderen Gerät greifen, bei dem sie den Crossfader austauschen können.
Hersteller: Pioneer DJ
Preis: 1498 Euro
Hier geht es zum Test von AMAZONA.DE
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