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Test: Presonus Studio One 6 Professional / Digital Audio Workstation

Test: Presonus Studio One 6 Professional / Digital Audio Workstation

Tests. 4. Oktober 2022 | 5,0 / 5,0

Geschrieben von:
Tobias Homburger

Presonus geht mit Studio One 6 in die nächste Runde. Schon seit Version 5 versteht sich die im Vergleich noch relativ junge DAW als Tausendsassa unter den Musikprogrammen, denn sie bietet für die drei musikalischen Bereiche Produktion/Mixing, Mastering und Live-Performance jeweils dedizierte Programmsektionen mit entsprechenden Funktionen und sogar separaten Interfaces. Während die Mastering-Page schon länger Teil von Studio One ist, kam erst beim letzten Major-Update die sogenannte Show-Page hinzu, die mit ihrer eigenen Oberfläche den grundlegenden Workflow der DAW auch bei Live-Auftritten verfügbar macht. Auch Studio One 6 Professional hält an diesen drei Inkarnationen des Programms fest und beinhaltet fast 50 neue Features und Verbesserungen aus allen Bereichen der Software. Für alle, die sich noch unschlüssig sind, ob sich dieses Studio One 6 Professional lohnt, haben wir die besten Inhalte des neuen Major-Updates für euch zusammengestellt.

Quick Facts

  • Major-Update für die DAW
  • Individualisierbares GUI
  • Globaler Video-Track
  • Textintegration
  • Track Presets

Drei verschiedene Versionen

Wie bisher gibt es auch Studio One 6 in drei unterschiedlich ausgestatteten Versionen. „Professional“ ist nach wie vor das Flaggschiff, das den vollen Funktionsumfang und zusätzlich tonnenweise an Sound-Content bietet und bei ca. 400 Euro liegt. Mit der gedrosselten Version „Artist“ kann bereits vernünftig gearbeitet werden, denn sie bietet die meisten Hauptfunktionen und selbst Drittanbieter-Plugins sind freigeschaltet. Dafür muss man etwa 100 Euro hinblättern. Und schließlich können sich Einsteiger:innen mit der Freeware-Variante namens Prime trotz derer Begrenzungen nach Lust und Laune austoben und so ihre Producing-Skills kultivieren, ohne sich gleich in Kosten stürzen zu müssen.

Hinzu kommen drei Upgrade-Optionen: Das Pro-to-Pro-Upgrade (Version 5 zu 6) liegt bei ca. 150 Euro, für das Artist-to-Pro-Upgrade legt man dann schon ca. 300 Euro hin und das Artist-to-Artist-Upgrade kostet ca. 50 Euro.

Außerdem gibt es für knapp 15 Euro im Monat auch Sphere, das Subscription-Modell von Presonus, das den Zugang zu den Vollversionen aller verfügbaren Programme der Marke inklusive aller zukünftigen Updates gewährleistet. Auch mit Content in Form von Loops, Construction Kits, Sounds und selbst Tutorials wird man als zahlende:r Subscriber:in ausreichend versorgt, von den Kollaborations-Features für die Zusammenarbeit mit anderen Künstler:innen mal ganz abgesehen.

 Studio One 6 Professional Programmversionen.
Auch Studio One 6 ist in drei verschiedenen Versionen erhältlich.

Smart Templates

Kommen wir nun zum ersten neuen Feature, das Studio One 6 Professional bietet – die Smart Templates. Das Thema Vorlagen spielte bereits in früheren Versionen der DAW eine Rolle, jetzt wurde das System aber weiter ausgebaut und verfeinert. Es sind nun verschiedene Kategorien an Vorlagen verfügbar, wie zum Beispiel „Aufnehmen und Mischen“, Proben und Performen“ oder „Record Now“, um den Einstieg in Produktionen zu erleichtern und zu beschleunigen.

Smart an der ganzen Sache ist, dass darin verwendete Inhalte, wie zum Beispiel die Piano-Library für die hauseigene Sampler-Engine Presence XT, beim Öffnen des Templates automatisch aus dem Netz geladen werden. Außerdem verfügen einige Template-Arten über sogenannte Drop Zones, über die alle zu verwendenden Audio-, MIDI- und Video-Inhalte importiert werden können. Im Anschluss werden automatisch Spuren erstellt, Effektketten angewendet, im Fall des Mastering-Templates Tracklisten erstellt und selbst das Interface wird auf die ausgewählte Vorlage angepasst. Richtig gehört, das GUI kann jetzt angepasst werden.

 Studio One 6 Professional Smart Templates.
Studio One 6 Professional bietet ein smartes Vorlagensystem.

Flexibles GUI

In anderen DAWs längst möglich, lässt sich nun auch in Studio One 6 die Bedienoberfläche individualisieren. Während schon in früheren Versionen die Möglichkeit bestand, eine individuelle Farbgestaltung der Oberfläche vorzunehmen, geht Presonus jetzt einen Schritt weiter. Zwar können nicht etwa komplette Fenster ein- und ausgeblendet werden, wie das zum Beispiel bei Tracktion Waveform der Fall ist, aber Studio One 6 ermöglicht die Kontrolle über einzelne Schaltflächen in allen vier Bereichen des Interfaces. In der Werkzeugleiste, dem Inspektor (F4 beim PC) und der Transportleiste können jetzt nach eigenem Gusto so gut wie jeder nicht genutzte Knopf und selbst jeder Tab des Browsers für mehr Übersicht einfach ausgeblendet werden, und das auch noch völlig unkompliziert.

Natürlich ermöglicht Presonus auch das Speichern unterschiedlicher Versionen des Interfaces als Presets, zwischen denen selbst während einer Produktion bei geöffnetem Arrangement ganz einfach geswitcht werden kann. In Verbindung mit dem schon länger in der DAW integrierten Makrosystem auch ganz leicht über einen Tastendruck. Wer am Laptop oder an kleinen Computerbildschirmen arbeitet, kann für eine bessere Übersicht jetzt also sein eigenes Interface individuell gestalten, farblich und funktional.

 Studio One 6 Professional Einstellungen Interface.
Die Bedienoberfläche kann in Version 6 individualisiert werden.

Global Video Track

Das Importieren und Abspielen von Videodateien war bereits in früheren Versionen von Studio One möglich, allerdings war deren Darstellung immer nur über den implementierten Player möglich. Dieser nahm nicht nur auf kleinen Displays wertvollen Platz in Anspruch, ein direktes Abstimmen der Musik auf das vorhandene Bild war so nur bedingt möglich oder zumindest unnötig kompliziert.

Presonus hat nun endlich den schon lange bestehenden User-Wunsch nach einem dedizierten Videotrack erhört und ihn in Studio One 6 Professional umgesetzt. Damit erscheint die Bildinformation jetzt direkt im Arrangement-Fenster und kann dort bei höchstem Zoomfaktor sogar in Einzelbildern dargestellt werden. Das Anpassen der Produktion und ihrer Musik an eine Bildvorlage ist damit wesentlich leichter geworden und jetzt deutlich schneller realisierbar.

Presonus hat auch dieses Feature noch ein bisschen ausgebaut, es können in Version 6 nämlich auch mehrere Dateien auf den Videotrack importiert, dort bearbeitet und dann sogar als eine Datei exportiert werden. Grundlegende Editing-Features wie Cut, Copy, Paste, Slip, Ripple oder Duplicate sind mit den Tools der Werkzeugleiste direkt auf der Videospur möglich. Und auch die Audiospur des Videos, falls vorhanden, kann mit einem Klick im Arrangement angezeigt und bearbeitet werden.

 Studio One 6 Professional Video Track.
Der globale Video Track ermöglicht grundlegende Bearbeitungen der Quelldatei.

Integration von Textinhalten

Nachdem in Studio One 5 der Score-Editor das Licht der Welt erblickte, lässt sich eine Komposition auch in der klassischen Notenschrift darstellen. Dieses Feature, das von der hauseigenen Notationssoftware namens Notion stammt, erfährt mit der Textintegration in Version 6 eine nicht unerhebliche Aufwertung, denn auch hier hat sich Presonus wieder ein paar Dinge einfallen lassen.

Die Darstellung von Text ist nämlich nicht nur im Score-Editor möglich, auch die Piano-Roll ermöglicht das. Darüber kann Textinformation in einem MIDI-Event sogar implementiert und bearbeitet werden, aber damit noch nicht genug. Um dem Ganzen die Krone aufzusetzen, kann Text in Studio One 6 Professional sogar im Arrangement-Fenster angelegt, dargestellt und bearbeitet werden – und sich damit auch auf Audio-Content beziehen.

Die Funktion „Align Lyrics“ nimmt einem dabei das lästige Zuordnen des Textes zur Musik ab. Das entkoppelte Textfenster kann nicht nur für Komposition, Proben und Performances genutzt werden, der darin angezeigte Text funktioniert sogar als Transportmittel, um den Cursor an die jeweilige Stelle zu positionieren. Und natürlich ist dieses Fenster auch über die Show-Page verfügbar und damit auf der Bühne einsetzbar.

 Studio One 6 Professional Textintegration.
Text lässt sich in Studio One 6 Professional im Score-Editor, in der Piano-Roll und sogar im Arrangement-Fenster anzeigen.

Track Presets

Presonus hat schon immer großen Wert auf die Geschwindigkeit gelegt, mit der mit Studio One gearbeitet werden kann. Das kann man beispielsweise an der konsequent umgesetzten Drag-and-Drop-Funktionalität sehen. Die Track Presets stehen ebenfalls genau in dieser Tradition und bieten ein sehr großes Potenzial für Zeitersparnis. Es handelt sich dabei quasi um eine Mischung aus den Systemen der DAW für Makros und Templates, die aber auch in bereits bestehenden Arrangements angewendet werden kann.

Wer beispielsweise viele Beats produziert, wird nach einer Weile wahrscheinlich immer wieder auf die gleichen Plugins oder Audiodateien zurückgreifen, deren Spuren wahrscheinlich immer in der gleichen Art und Weise benennen und im Arrangement anordnen, irgendwann wahrscheinlich auch die gleichen Effekte nutzen und sogar immer wieder das gleiche Signal-Routing dafür anwenden.

All diese Parameter können in Studio One 6 Professional über die Track Presets nun abspeichert werden, für eine oder gleich mehrere Spuren, also alle Parameter der Spuren und deren korrespondierenden Mixerkanälen. Mit einem Klick lassen sich so deine komplette Drum-Struktur oder deine meistgenutzten Bass-Synths mit deinen Lieblings-Presets inklusive drei unterschiedlicher FX-Chains in jede Session importieren, ready to play.

Zwei neue Effekte

Studio One 6 Professional bietet außerdem zwei nagelneue Effekt-Plugins, die man nicht in jeder DAW antrifft: einen De-Esser und einen Vocoder. Damit zieht Presonus mit so manchem Branchenriesen gleich. Der schlichte De-Esser dient zum Bändigen scharfer Zisch- und S-Laute und bietet in einem einfachen Interface alle dafür nötigen Funktionen. „Listen“ hilft beim Ausfindigmachen der störenden Frequenzen, zur Kontrolle können die auch solo gehört werden. „Shape“ und „Range“ beeinflussen die Arbeitsweise des Effektes und das Display informiert über die Amplitude des Signals selbst und dessen eingestellter Absenkung.

Für kreativere Effekte ist das zweite neue Plugin ausgelegt, der Vocoder. Damit können zwei Signale akustisch kombiniert werden, um den bekannten Vocoder-Sound oder auch völlig neue Klänge zu erschaffen. Optisch erinnert das Plugin an analoge Hardware, richtig interessant und zugleich modern wird es dann aber in der Mitte des GUIs. Über die verbaute Patch Matrix ist die Anpassung des Effektes an die eigenen Wünsche leicht zu bewerkstelligen, aber auch unerwartete und überraschende Ergebnisse sind darüber möglich.

 Studio One Professional De-Esser und Vocoder
Studio One 6 Professional bietet zwei neue Effekt-Plugins: De-Esser und Vocoder.

Mixer Channel Overview

Auch die Mixer Channel Overview sorgt für mehr Übersicht, besonders auf kleinen Displays. Das eigenständige Fenster kann beispielsweise über den Mixer geöffnet werden und beinhaltet alle Features und Informationen des ausgewählten Mixerkanals an, also einen Lautstärkeregler, Automationskontrolle, Pan- und Input-Controls, alle Inserts, Sends und Cue-Mix-Sends. Diese Werte werden aber nicht nur einfach angezeigt, sondern die Parameter können auch beeinflusst werden, bei Stock-Plugins ist es darüber hinaus sogar möglich, Veränderungen am Effekt direkt über das Overview-Fenster vorzunehmen.

 Studio One Professional Mixer Channel Overview.
Die Mixer Channel Overview fasst alle Informationen des jeweiligen Kanals in einem übersichtlichen Fenster zusammen.

Weitere nennenswerte Features

Unter den fast 50 neuen Features und Funktionen von Studio One 6 Professional gibt es noch viele weitere interessante Neuerungen, so zum Beispiel:

Der Stock-Equalizer ProEQ3 wurde erneut überarbeitet und bietet nun zwei neue Funktionen. Zum einen können die fünf Bänder nun auch solo gehört werden, einzeln, oder in Kombination miteinander, zum anderen wurde auch ein Dynamikmodus integriert.

Die über Sphere mögliche Cloud-basierte Kollaboration mit anderen Künstler:innen wurde ebenfalls verbessert, indem bearbeitete Arrangements direkt aus Studio One 6 heraus hochgeladen und aktualisiert werden können. Außerdem werden über den smarten Update-Prozess jetzt lediglich die neu angelegten oder veränderten Dateien mit der Cloud synchronisiert.

Schon seit Version 5 unterstützt Studio One die Nutzung von MIDI Polyphonic Expression, bisher allerdings nur bei Drittanbieter-Plugins. Jetzt werden auch die internen virtuellen Instrumente, der Synthesizer Mai Tai und die beiden Sampler-Plugins Sample One XT und Presence XT, unterstützt und können somit mit entsprechenden MPE-Controllern angesteuert werden.

Die Funktion Fader Flip ermöglicht die Nutzung des Lautstärkereglers eines Kanals für das Beeinflussen anderer Funktionen. So kann das Einstellen von Send-Levels darüber bewerkstelligt werden. Der bis dato dafür vorgesehene Slider im Mixer der DAW war recht klein und besonders auf kleineren Displays daher nicht leicht einzustellen.

Auch das Thema Panning wurde von Presonus ausgebaut. Zwei zusätzliche Panning-Modes wurden dafür integriert, die Wahl kann nun zwischen Balance, Dual und Binaural getroffen werden. Außerdem ist das Einstellen des gewünschten Pan-Wertes per Maus nun sowohl über den dedizierten (und bis jetzt ebenfalls recht kleinen) Slider im Mixer als auch über das sich darunter befindende Display möglich.

Die in Studio One 6 integrierten Track- und Channel-Icons sorgen bei besonders großen Sessions für mehr Übersicht, sie können aber auch beispielsweise in der Mixer Channel Overview eingesetzt werden.

Alternativen

Fazit

Presonus Studio One Professional ist und bleibt eine der besten DAWs, auch Version 6 bestätigt diesen Eindruck erneut. Da sich die Software mit ihren drei Inkarnationen für Produktion/Mixing, Mastering und Live-Performance inzwischen so breit positioniert hat, enthalten Major- und Minor-Updates natürlich auch immer die unterschiedlichsten Features und Funktionen, die nicht alle als sinnvoll erachten oder gar regelmäßig nutzen werden. Dahinter steckt aber einfach das Bestreben von Presonus, ihre DAW in allen Bereichen immer weiter zu verbessern. Ob ein Kauf sinnvoll und wie das Update zu bewerten ist, hängt daher von ganz individuellen Nutzungsarten und Vorlieben ab. Nach inzwischen deutlich über zehn Jahren kann man sich allerdings ziemlich sicher sein: Wenn ein Feature oder eine Funktion in Studio One integriert wird, geschieht dies in der Regel durchdacht, gut umgesetzt und ziemlich vollständig, wie die Textintegration, der Video Track oder die Track Presets in dieser Version deutlich zeigen. Wer also eine neue DAW sucht, sollte sich Presonus Studio One 6 Professional mal genauer anschauen.

Pro

Individualisierbares Interface
Global Video Track
Track Presets
Textintegration
Zwei neue FX-Plugins

Kontra

Nichts

Preis:

119,00 EUR

Weitere Informationen gibt es auf der Website von Presonus.

Veröffentlicht in Tests und getaggt mit DAW , PreSonus , Studio One 6 Professional

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