Audiospezialist Rane stellt nach zwei Jahren den überarbeiteten Vinyl-Controller Twelve MK2 vor und stattet diesen mit umfangreichen Neuerungen aus. Während das erste Modell ausschließlich mit Serato DJ nutzbar war, hat man der Neuauflage einen Timecodesignal-Generator spendiert und als offiziell unterstützte Software zusätzlich Traktor Pro und VirtualDJ mit ins Boot geholt. Ich habe mir den Sonderling unter den Controllern als Doppelpack schicken lassen und berichte über meine Praxiserfahrungen.
Vinyl-Controller
Der Rane Twelve MK2 ist wie sein Vorgänger ein sehr besonderer Controller und bringt als Vollmetall-Gerät über neun Kilogramm auf die Waage. Seine Abmessungen betragen ebenfalls recht beachtliche 368 x 413 x 90 Millimeter, womit er nur Nuancen kleiner ist als ein „richtiger“ Plattenspieler. Möchte man also ein komplettes Setup aus zwei Rane Twelve MK2 und einem Mixer transportieren, ergibt sich ein recht hohes Gesamtgewicht. An der Verarbeitung des Geräts gibt es nichts zu bemängeln, hier unterstreicht der Hersteller seine professionellen Ambitionen. Der UVP des Rane Twelve MK2 liegt bei 1019,99 Euro, Software-Lizenzen sind nicht enthalten. Das Gerät trägt aber die Bezeichnung „Serato Official Accessory“, sodass es mit Serato DJ kombinierbar ist.
Player
Der Rane Twelve MK2 ist ein Vinyl-Controller mit einem quarzgesteuerten Motor, dessen Stärke zwischen 3,2 kgf/cm und 5 kgf/cm umgeschaltet werden kann. Der Motor verfügt über eine elektronische Bremse und treibt einen 2,2 kg schweren 13,1-Zoll-Teller aus Aluminiumdruckguss an. Auf dem Plattenteller wird eine 12-Inch-Control-Disc per Schnellwechseladapter montiert, mit der die Steuerung der Songs erfolgt. Soll eine alternative Vinyl zur Kontrolle zum Einsatz kommen, muss man den Adapter umbauen und drei Löcher in die Scheibe bohren.
Auf der Oberfläche des Twelve MK2 befindet sich ein Drehschalter zur Aktivierung des Motors sowie ein Start-/Stopp-Taster wie bei einem DJ-Plattenspieler. Zudem gibt es zwei beleuchtete Buttons zur Selektion der Umdrehungsgeschwindigkeit (33/45 RPM). Für Tempoanpassungen steht ein Pitchfader mit einem praxisgerechten Regelweg von zehn Zentimetern parat und ein Taster erlaubt die Auswahl des Pitchbereichs (8, 16 und 50 %). Die Navigation in der Songsammlung gelingt bequem per Encoder mit Druckfunktion und einem Back-Button. Betätigt man den beleuchteten Instant-Doubles-Taster, wird eine positionsgleiche Kopie des Songs aus dem benachbarten Deck geladen und steht für Mixtricks parat.
Der Rane Twelve MK2 ist mit einem Touchstrip ausgestattet, der das Setzen und Triggern von acht HotCue-Punkten oder das Navigieren innerhalb eines Songs erlaubt. Damit eine treffsichere Bedienung gelingt, ist der Touchstrip mit haptischen und optischen Markierungen versehen. Vier Deck-Umschalter ermöglichen die Zuweisung des Controllers zu den entsprechenden Software-Decks und ein DVS-Mode-Taster dient zur Wahl des Betriebsmodus, hierzu mehr im Praxisteil. Ein kleines Display blendet die aktuelle Songgeschwindigkeit ein und unterstützt den DVS-Auswahlprozess.
Anschlüsse
Die Anschlüsse des Rane Controllers befinden sich in einem Schacht auf der Unterseite. Hier gibt es eine Netzteilbuchse, einen USB-Port zur Kommunikation mit einem Computer und einen Cinch-Ausgang der ein intern generiertes Timecodesignal ausgibt. Neben den Anschlüssen sind hier auch der Netz- und Torqueschalter für den Motor untergebracht.
Die gewählte Lösung bietet den Vorteil, dass man für den Controller verschiedene Geräteaufstellungen wählen kann ohne Kabel abzuknicken, da sich diese bequem unter dem Gerät durchführen lassen. Was mir allerdings nicht so gut daran gefällt, ist die schlechte Erreichbarkeit der beiden Schalter. Den Netzschalter muss man sicherlich nicht so oft betätigen, da sich der Controller auch an eine schaltbare Mehrfachsteckdose anschließen lässt, aber den Torqueschalter hätte ich mir an einer anderen Stelle gewünscht, auf der Oberseite wäre hierfür sicherlich noch ausreichend Platz gewesen.
Inbetriebnahme & Verkabelung
Der Rane Twelve MK2 kommt als „Minibausatz“ und wird mit wenigen Handgriffen und ohne Werkzeug zusammengesetzt. Im ersten Schritt positioniert man den Plattenteller auf den Motor und fixiert diesen durch das Einfädeln von Stiften. Danach wird die zum Lieferumfang gehörende Slipmat auf den Plattenteller gelegt und zum Schluss erfolgt das Aufsetzen der Arcyl-Steuerschallplatte und deren Befestigung durch Drücken des Spindeladapters.
Bezüglich der Audio- und USB-Verkabelung gibt es unterschiedliche Möglichkeiten, in Abhängigkeit der verwendeten Software und zusätzlich genutzten Hardware:
1. Audio only
Entscheidet man sich für eine reine Audio-Verkabelung, kommt ausschließlich das intern erzeugte Timecodesignal zur Steuerung der Songs zum Einsatz, die restlichen Controller-Funktionen (Bedienelemente) sind nicht nutzbar. Diese Steuerung funktioniert mit: Serato DJ Pro, VirtualDJ und Traktor Pro und wird oft in Kombination mit einem Audiointerface (Rane SL-4 etc.) realisiert.
2. USB only
Verkabelt man den Rane Twelve MK2 per USB mit einem Computer und verzichtet auf den Audioweg, werden die Bewegungen der Steuerschallplatte via MIDI übertragen und alle Bedienelemente wie Touchstrip, Navigationsencoder etc. sind nutzbar. Die reine MIDI-Datensteuerung funktioniert mit Serato DJ Pro und VirtualDJ, aber nicht mit Traktor Pro.
3. Hybrid
Entscheidet man sich für eine Parallelverkabelung von USB und Audio, wie es beispielsweise mit einem Rane Seventy Two MK2 dank USB-Hub recht einfach möglich ist, lassen sich alle Funktionen des Controllers mit allen drei Programmen nutzen.
Aufstellung
Das Layout des Rane Twelve MK2 erlaubt die Aufstellung des Geräts im Club- oder Battle-Style, also mit Pitchfader auf der rechten Seite oder hinten. Hier kann der Anwender das Gerät nach seinen Bedürfnissen ausrichten, die gewählte Kabelführung begünstigt dies. Die Beschriftungen auf dem Controller sind für die Battle-Style-Aufstellung optimiert und lassen sich nicht anpassen, das ist sicherlich etwas schade, aber auch nicht sonderlich tragisch.
Praxischeck Serato DJ Pro
Die Kontaktaufnahme mit Serato DJ Pro gelingt gewohnt unaufgeregt, da hier die Abstimmungen ab Werk von beiden Herstellern bereits vorgenommen wurden. Für meinen Praxischeck habe ich zwei Rane Twelve MK2 per USB- und Audiokabel an einen Rane Twelve MK2 Mixer angeschlossen und diesen mit meinem MacBook Pro kombiniert. Die hybride Verkabelung wäre in diesem Fall nicht zwingend erforderlich gewesen, eröffnet aber die Möglichkeit, alle Modi testen zu können. Der Mixer dient in diesem Setup zudem als Hardware-Dongle für Serato DJ Pro.
Die Bedienelemente zur Navigation in der Songlibrary lassen sich auf dem Twelve MK2 bequem erreichen und Songs in die Decks laden. Das Beatmatching erfolgt auf traditionelle Weise durch die Anpassung der Songtempi per Pitchfader und dem Übereinanderlegen der Beats mittels Steuerschallplatte. Wer diese Basic-Skills mit Vinyls beherrscht, kann mit den Controllern ohne großen Umlernprozess arbeiten, Letzteres ist vor allem auch der Größe der Control-Vinyl und dem motorangetriebenen Plattenteller geschuldet. Die Übertragung der Plattenmanipulationen werden gefühlt verzögerungsfrei umgesetzt, sodass sich die Steuerungen sehr authentisch anfühlen. Dank zusätzlicher Markierungen auf der Vinyl und dem Gehäuse und den HotCue-Trigger-Optionen auf dem Touchstrip gelingen Mixtricks treffsicher.
Mixübergänge oder DJ-Wechsel lassen sich durch Starten/Stoppen oder Ausschalten des Plattentellermotors akustisch untermalen, Anpassungsmöglichkeiten für die jeweiligen Geschwindigkeiten gibt es nicht.
In meinem Praxischeck habe ich Serato DJ Pro mit beiden DVS-Modi gesteuert, wobei mir Folgendes aufgefallen ist: Nutzt man den USB-Modus, werden die Songs tempostabil wiedergegeben, wie bei einem gewöhnlichen MIDI-Controller. Aktiviert man dagegen das Timecodesignal (DVS-Modus), so treten leichte Temposchwankungen auf, die in der Software durch eine unstete Geschwindigkeitsanzeige sichtbar werden. Mixe laufen aber hierdurch nicht zwingend oder erst nach einer längeren Zeit auseinander, da es sich um Schwankungen im Nachkommabereich handelt. Somit ist der DVS-Modus vergleichbar mit einer „echten“ Timecode-Vinylsteuerung, wenn ein Plattenspieler zum Einsatz kommt, denn diese Geräte haben ebenfalls Gleichlaufschwankungen.
Praxischeck VirtualDJ
VirtualDJ 2021 wird von vielen DJs genutzt und bietet neben einer breiten Unterstützung für MIDI-Controller ebenfalls eine Timecodesteuerung. Die Software erkennt den Rane Twelve MK2 und lädt die Konfigurationen selbsttätig und kann im USB- oder DVS-Modus gesteuert werden. Die Steuerungen haben mit meinem Testsetup gleichermaßen gut und verzögerungsfrei funktioniert wie in Kombination mit Serato DJ.
Traktor Pro
Die Berliner Software Traktor Pro unterstützt den Rane Twelve MK2 offiziell seit der Version 3.4.0. Wie weiter oben erwähnt, funktioniert die Steuerung der Software in diesem Fall per USB und die der Songs ausschließlich per Timecode. Die Einrichtung erfolgt „semi-automatisch“, indem man den Setup-Wizzard im Preferences-Fenster startet und sich durch die abgefragten Punkte klickt. Im Anschluss daran erfolgt die Kalibrierung der Timecodesteuerung wie beim Einsatz von Timecode-Vinyls. Das System ist anschließend betriebsbereit und funktioniert zuverlässig, Besonderheiten sind mir hier nicht aufgefallen.
Neuerungen im Überblick
Hersteller Rane spendierte der zweiten Version des Twelve folgende Neuerungen:
- Umschalter für DVS-Modus (USB/Timecode)
- BPM/Status-Display
- Browser-Encoder mit Ladefunktion
- Back-Taste
- Instant-Double-Taste
- Scratch-Sticker
- Schnellverschluss für Steuervinyl
- Audioausgänge (für intern generiertes Timecodesignal)
- Anschlüsse auf der Unterseite
- Unterstützung für Traktor Pro und VirtualDJ2021
Fazit
DJ-Ausrüster Rane hat die zweite Version des Vinyl-Controllers Twelve mit zahlreichen praktischen Zusatzfunktionen ausgestattet, die den Einsatzradius des Geräts erweitern. Die Neuauflage des Controllers ist wie der Vorgänger „rock solid“ ausgeführt und vorbildlich verarbeitet. Das Auflegen mit der 12-Inch-Vinyl ist sehr authentisch und dank geringer Latenz gelingen auch Mixtricks. Die zusätzlich verbauten Bedienelemente zur Navigation in der Songsammlung und das Statusdisplay erhöhen den Bedienkomfort. Neben der Aussendung von MIDI-Daten via USB generiert der Twelve MK2 ein Timecodesignal, das über einen Audioausgang ausgegeben wird und neben flexibleren Steuerungen auch neue Softwarepartner mit ins Boot holt. Die Neufassung des Controllers kann ab Werk nicht nur wie gehabt in Kombination mit Serato DJ Pro genutzt werden, sondern auch mit VirtualDJ2021 und Traktor Pro. Wenn ihr auf der Suche nach einem wirklich außergewöhnlichen (Vinyl-)Controller seid, solltet ihr euch den Rane Twelve MK2 einmal aus der Nähe anschauen.
Pro
„rock solid“
Vorbildlich verarbeitet
Authentische Kontrolle
Kabelschacht erlaubt flexible Aufstellung
Timecodegenerator & Audioausgang
Kompatibel zu VirtualDJ 2021 und Traktor Pro
Kontra
Netz- und Torqueschalter schlecht erreichbar
Preis:
789,00 EUR
Weitere Informationen gibt es auf der Website von Rane.
0 Kommentare zu "Test: Rane Twelve MK2 / Vinyl-Controller"