DJ Ausrüster Reloop bietet mit dem Mixon 4 einen besonderen Controller an, der sich mit Computern, aber auch iOS- und Android-Tablets kombinieren lässt. Die recht große DJ-Fernsteuerung ist somit flexibel einsetzbar und kann ab Werk zur Kontrolle der Software Serato DJ Pro sowie der App und Computer-Software djay Pro genutzt werden. Der Hersteller spricht von einem 'High Performance Hybrid Controller' – wir haben ihn durch unseren Testparcours gejagt und geschaut, ob er in der Praxis überzeugen kann.
DJ-Controller
Der Reloop Mixon 4 ist ein Vierkanal-Controller mit einer umfangreichen Ausstattung und meldet mit seinen Abmessungen von 657 x 376 x 34 Millimetern einen recht großen Platzbedarf an. Das ordentlich verarbeitete Kunststoffgehäuse ist mit einer Metallplatte auf der Oberseite versehen und wiegt transportfreundliche 5,3 Kilogramm. Um das Gerät vor Staub zu schützen, gibt es eine Kunststoffabdeckung von Decksaver und Reloop selbst bietet das speziell zugeschnittene Premium Mixon 4 Case an, das den Transport und die Positionierung eines Laptops vereinfacht.
Decks
Die Decks des Controllers sind klar strukturiert und bieten große, beleuchtete Transporttaster mit einem definierten Druckpunkt. Zusätzliche Taster aktivieren die Loop- und Key-Lock-Funktionen sowie den Slip-Modus. Zur Tempoänderung dienen Pitchfader mit einem Regelweg von sechs Zentimetern und für Pitchbends und Scratch-Manöver gibt es flache aber recht griffige, kapazitive Jogwheels mit einem Durchmesser von 15,5 Zentimetern. Die Decks sind zudem mit 16 großen Performance-Pads ausgestattet, die Zugriff auf acht kreative Funktionen bieten. Diese Funktionen unterscheiden sich, je nach dem welche Software kontrolliert wird. Oberhalb der Jogwheels sind die gut erreichbaren Taster und Regler für die Effekte platziert. Deckumschalter dienen zur Aktivierung der Decks drei und vier und per Shift-Taster lassen sich Doppelbelegungen nutzen.
Mixer
In der Mixersektion des Controllers gibt es vier identisch ausgestattete Kanalzüge, die als reine Fernbedienung ausgelegt sind und somit keinen Standalone-Einsatz erlauben. Zur Feinabstimmung der Pegel sind Gain-Regler verbaut und fünfteilige LED-Ketten erlauben die einfache optische Überwachung. Für Eingriffe in das Frequenzbild stehen griffige Dreiband-EQ-Regler parat, die sich treffsicher bedienen lassen, und Filterpotis zur Steuerung von Dualmode-Filtern. Zum Mixen der digitalen Songs gibt es Fader, die dem Crossfader beliebig zugewiesen werden können.
Der Crossfader gleitet leicht und verfügt über drei per Schiebeschalter wählbare Kurvenverläufe. Hier können Einstellungen für langsame oder schnelle Übergänge selektiert werden. Der Masterpegel lässt sich per Drehregler steuern und mittels einer zehnstelligen LED-Kette im Auge behalten. Zusätzliche Potis dienen zur Steuerung des Monitor- und Kopfhörersignals sowie des Software-Samplers. Um die Navigation in der Songsammlung zu vereinfachen, gibt es einen großen Poti, das Laden der Songs in Decks gelingt per Taster in den Kanalzügen.
Anschlüsse
Der Reloop Mixon 4 bietet auf der Geräterückseite Audioausgänge und digitale Kommunikations-Ports, auf Line- oder Phono-Eingänge hat der Hersteller verzichtet. Zur Ausgabe des Mastersignals stehen symmetrische XLR- und unsymmetrische Cinch-Buchsen parat und das Monitorsignal verlässt den Controller per Klinkenbuchsen. Prima: Ein direkter Anschluss des Mixon 4 an eine PA ist hierdurch möglich. Den Datenaustausch mit einem Windows- oder Mac-Computer übernimmt eine USB-Buchse, ein beiliegendes Adapterkabel ermöglicht zudem die Verbindung mit einem Android-Gerät. Eine weitere Buchse dient zur Kombination des Controllers mit einem iOS-Gerät, das hierrüber gleichzeitig geladen wird.
Damit sich Tablet-Computer ohne zusätzliche Hilfskonstruktionen oder Ständer nutzen lassen, verfügt der Mixon 4 auf seiner Oberseite über eine gummierte Aussparung, die Geräte bis zu einer Größe von 12,9 Zoll aufnehmen kann. Auf der Vorderseite des Controllers befinden sich ein leicht zugänglicher Mikrofoneingang inklusive einer Pegelsteuerung und zwei Kopfhörerbuchsen. Unter der Haube des Reloop-Geräts arbeitet ein 16-Bit-Audiointerface mit vier Ausgängen, Eingänge bietet der Controller nicht.
Auflegen mit Serato DJ Pro
Der Mixon 4 ist ab Werk mit der Mac-/Windows-Software Serato DJ Pro nutzbar. Die Inbetriebnahme des digitalen DJ-Systems gelingt mit wenigen Mausklicks und dem Anschluss der Audiokabel. Der Controller ist trotz seiner üppigen Ausstattung übersichtlich strukturiert, sodass man sich schnell zurechtfindet. Die Steuerbefehle werden zuverlässig und schnell an Serato DJ Pro übertragen, sodass sich die mit dem Mixon 4 in die Decks geladenen Songs per Jogwheels und Pitchfader manuell beatmatchen lassen. Alternativ kann dieser Vorgang auch durch Drücken der Sync-Taste automatisch vorgenommen werden.
Die Haptik der Bedienelemente ist ansprechend, das Niveau professioneller Geräte (wie bspw. eines Pioneer DJ DDJ-RZ oder Denon DJ SC5000 Prime), die allerdings auch deutlich teurer sind, wird aber nicht erreicht. Mit den Performance-Pads lassen sich HotCue-Punkte, Loops, die Slicer-Funktion sowie der Sampler für kreative DJ-Sets steuern. Prima: Zur Kontrolle des Samplers bietet der Controller sogar eine optional aktivierbare Anschlagsdynamik, die das Generieren lebendiger Drum-Pattern erlaubt. Die Pads reagieren sehr direkt auf Anwendereingaben und durch den Zukauf der Expansions Pitch 'n Time und Flip lassen sich die kreativen Funktionen erweitern.
Flip erlaubt das Generieren von Echtzeitremixen und durch den Erwerb von Pitch 'n Time kann die Funktion Pitch Play genutzt werden, die das Transponieren von Songs für tonale Spielereien mit den Performance-Pads ermöglicht. Zudem kann man mit Pitch 'n Time harmonische Mixe generieren und die Tonhöhen der Songs unabhängig von ihrer Geschwindigkeit verändern. Der Mixon 4 bietet hierzu eine dedizierte Key-Sync-Taste, die eine Angleichung der Tonarten automatisch vornimmt. Wer sich noch weiter kreativ austoben möchte, kann die Loop-Steuerung für punktuelle Highlights in einem Mix einsetzen. Per Druck auf den Auto-Loop-Taster wird die Schleifenfunktion scharf geschaltet und mit dem Loop-Encoder gelingt eine dynamische Größenänderung. Ebenfalls positiv ist die gute Ausstattung im Bereich der Effekte. Mit dem Controller lassen sich die beiden Effektbusse bequem bestücken und die Effekte passgenau aktivieren und editieren.
Ein gutes Zeugnis kann ich auch den Jogwheels ausstellen, denn diese reagieren sehr feinfühlig und erlauben die Ausführung von Scratch-Manövern. Das Cut-Lag des Crossfaders beträgt circa zwei Millimeter – das ist okay, für professionelle Anwender aber zu groß. Da der Controller keine Anschlussmöglichkeiten für CD-Player oder Plattenspieler bietet, ist eine DVS-Kontrolle für Serato DJ Pro nicht nachrüstbar. Praktisch: Reloop bietet zusätzliche Controller-Mappings für Traktor Pro und VirtualDJ 8 auf seiner Webseite an, die sich schnell und einfach laden lassen und dem Mixon 4 einen großen Aktionsradius verschaffen.
Auflegen mit djay Pro
Gut gelöst: Wer anstelle eines Computers mit einem iOS- oder Android-Tablet arbeiten möchte, kann das entsprechende Gerät umfallsicher in der Aussparung auf der Controller-Oberseite einsetzen und mithilfe der beiliegenden Kabel in Betrieb nehmen. Alternativ kann man diese Lösung auch als Backup-System verwenden, falls der Computer ausfallen sollte. Für den Praxistest habe ich ein iPad Air und die direkt unterstützte App djay Pro von Algoriddim verwendet. Letztere gehört allerdings nicht zum Lieferumfang des Controllers und muss separat erworben werden. Auch in dieser Kombination greift das praktische Plug-n-Play-Konzept, sodass man schnell mit dem System arbeiten kann. Die Belegung der Bedienelemente weicht vor allem im Bereich der Performance-Pads von der Serato-DJ-Pro-Umsetzung ab – ein Blick ins Handbuch kann Überraschungen in der Mixpraxis ersparen.
Die Kontrolle der App gelingt mit dem Controller sehr gut und ohne merkbare Latenz. Das Auflegen ist auch hier mit bis zu vier Decks möglich, wobei aufgrund des limitierten Bildschirmplatzes nicht immer alle Funktionen eingeblendet werden. Hinsichtlich des Songnachschubs hat djay Pro noch eine Besonderheit zu bieten. Die App erlaubt das Streaming von Songs aus dem Angebot von Spotify, sofern ein kostenpflichtiges Abo sowie eine aktive Internetverbindung bestehen. Die kreativen Funktionen von djay Pro lassen sich mit dem Mixon 4 sehr gut bedienen, Loops können aktiviert und bearbeitet sowie HotCue-Punkte gesetzt und Samples eingestreut werden. Das Scratchen mit den Jogwheels funktioniert sehr gut und die Bearbeitung der Songs mit Equalizern, Filtern und Effekten gelingt überzeugend. Algoriddim bietet die Software djay Pro auch für Mac und Windows an, sodass man diese alternativ auch computerbasiert nutzen kann.
Fazit
Der Reloop Mixon 4 hinterlässt einen guten Eindruck, da er flexibel einsetzbar ist und sich mit Computern, aber auch iOS- und Android-Tablets kombinieren lässt. Der Controller steuert die Software Serato DJ Pro und djay Pro jeweils mit bis zu vier Decks und erlaubt den Zugriff auf zahlreiche kreative Funktionen. Die gebotene Qualität und die Verarbeitung des Geräts sind ansprechend, auch wenn die Haptik nicht ganz das professionelle Niveau erreicht. Etwas schade ist allerdings, dass das Gerät keine Line- und Phono-Eingänge besitzt, da damit ein noch größerer Aktionsradius und die Erweiterung um Zuspieler oder eine Timecode-Steuerung möglich wären. Wer dieses Ausstattungsmerkmal aber nicht vermisst und einen Controller sucht, der ein gutes Preis-Leistungs-Verhältnis bietet, sollte sich den Mixon 4 einmal näher anschauen.
Pro
Feinfühlige reagierende Jogwheels
Gute Performance Pads mit Anschlagsdynamik
Viele Bedienelemente
Sehr gutes Preis-Leistungs-Verhältnis
Kontra
Keine Line-/Phonoeingänge
Preis:
699 EUR
Weitere Informationen gibt es auf der Website von Reloop.
1 Kommentare zu "Test: Reloop Mixon 4"
Nette Kiste mit jeder Menge ordentlicher Anschlüsse. Bin gespannt wie lange das dauert bis das Teil auch von VirtualDJ 2018 unterstützt wird.
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