Den neuen Pad-Controller Reloop Neon hatten wir euch Anfang September bereits in einer Newsmeldung vorgestellt. Jetzt ist das kompakte Ergänzungsgerät, das der Hersteller als „Mighty Box“ bezeichnet lieferbar und steht für einen Praxistest bereit.
Seit dem der Neuseeländische Softwarespezialist Serato sein Hauptaugenmerkt auf das digitale System Serato DJ gelegt hat, verzeichnet dieses einen kontinuierlichen Funktionszuwachs. Um die, vor allem im kreativen Bereich angesiedelten Funktionen praxisgerecht steuern zu können, hat Reloop jetzt den Neon veröffentlicht, der als Ergänzung in unterschiedlichen Setups genutzt werden kann.
Ausgepackt
Der Reloop Neon ist ein kleiner, kompakter Zusatz-Controller mit einer Gehäusebreite von 22 cm und einer Tiefe von 12 cm. Da sein Gewicht nur knapp 360 g beträgt, kann das vorbildlich verarbeitete Gerät einfach und bequem mit auf Tour gehen. Hauptaugenmerk des Neon sind seine 8 anschlagsdynamischen Pads, die mehrfarbig beleuchtet sind und unterschiedliche Funktionen in Serato DJ steuern.
Die Funktionszuweisung der Pads findet mit Tasten statt, die direkt oberhalb der Pads angeordnet sind. Ein Encoder erlaubt die Navigation in der Songsammlung, das Laden von Songs und die Steuerung der Sampler-Lautstärke. Ein weiterer Encoder dient zum Setzen von Loops und für Loop Rolls.
Links neben den Pads gibt es eine Tastreihe, die zum Umschalten der Sample-Bänke und der Decks dient. Auf der rechten Seite des Controllers lassen sich unterschiedliche Sample-Wiedergabeoptionen selektieren und der DVS-Modus auswählen, wenn das System per Control-Medien gesteuert wird.
Der Neon wird zum Datenaustausch per USB-Kabel an einen Rechner angeschlossen und auf diese Weise auch mit Strom versorgt. Mittels einer so genannten Smart-Link-Buchse lassen sich zwei Neon miteinander verbinden.
Angeschlossen
Da der Reloop Neon ein offizielles Zubehörprodukt für Serato DJ ist, kann er direkt nach dem Anschluss an ein Computersystem genutzt werden. Eine Treiberinstallation muss daher weder unter Windows noch unter Mac OSX erfolgen und auch eine Einrichtung in Serato DJ entfällt. Wichtig zu wissen ist allerdings, dass sich Serato DJ nicht alleine mit dem Neon in Betrieb nehmen lässt und die Software auch nicht zum Lieferumfang des Controllers gehört. Wenn ihr das System nutzen wollt, benötigt ihr eine Serato-DJ-kompatible Hardware in Form eines Controllers, eines Interfaces oder Mixers.
Kontrolliert
Für den Einstieg in meinen Praxistest habe ich zunächst die beiden globalen Funktionen Sampler und Pad FX untersucht. Die Sampler-Steuerung lässt sich mit den Performance-Mode-Tasten aktivieren und der Sampler mit Samples aus euren eigenen Produktionen oder mit Samples von Sample-CDs füllen.
Die Pads reagieren sehr schnell und lassen sich mit oder ohne Anschlagsdynamik nutzen. Bei aktivierter Anschlagsdynamik könnt ihr zum Beispiel Drumsamples dynamisch spielen, um ein DJ-Set mit Einwurfsounds zu untermalen. Wird diese Funktion deaktiviert, so verhalten sich die Pads wie Schalter und können zum Ein- und Ausschalten von Loop-Samples genutzt werden. Die Wiedergabemodi der Samples werden auf dem Controller individuell angezeigt, so dass ihr jederzeit auf der Hardware ablesen könnt, ob ein Sample als Loop oder einmalig wiedergegeben wird. Der entsprechende Modus lässt sich ebenfalls mit dem Neon selektieren. Durch zweimaliges Drücken der Sampler-Taste wird die Effekt-Steuerung aktiviert. Mit dieser lassen sich einzelne Effekte aber auch Multieffektketten mit den Pads steuern. Was zunächst etwas verwunderlich klingt, da bei den meisten Controllern Drehregler zur Effektsteuerung zum Einsatz kommen, ist in der Praxis aber ein richtig cooles Feature. Je stärker man auf die Pads drückt, desto größer ist der entsprechende Effektparameter. Somit könnt ihr mit den Pads Delays aufschaukeln, Filtercutoff-Werte kontrollieren oder Flanger steuern (Diese Technik wurde bereits schon beim Vestax VCI-380 eingesetzt). Zudem lässt sich auch die Effektauswahl mit den Pads treffen.
Hotcue, Loops, Slicer & Flip
Neben den globalen Funktionen, gibt es auch eine Reihe an kreativen Vertretern mit einem unmittelbaren Deck-Bezug. Der Neon erlaubt die Auswahl des Decks und zeigt die getroffene Auswahl durch eine leuchtende Taste optisch an. Durch Drücken der Hotcue-Taste können die Pads zum Speichern und Anfahren von Hotcue-Punkten genutzt werden.
Auch in dieser Disziplin überzeugt der Neon auf meinem Mac-Testsystem mit sehr kurzen Latenzzeiten. Wird die Slicer- oder Looped-Slicer Funktion aktiviert, zerlegt Serato DJ einen Ausschnitt eines Songs in kleine Segmente, die sich mit den Pads für Echtzeitremixe ansteuern lassen. Der Reloop Neon lässt sich zudem auch in Kombination mit der neuen Flip-Funktion nutzen. Diese müsst ihr allerdings separat für 29 US-Dollar freischalten, da sie nicht zur Standardausstattung der Software gehört.
Die Flip-Funktion schneidet Hotcue-Aktionen mit und kann zur Generierung von Edits genutzt werden. Songteile können damit mehrfach wiederholt oder Passagen übersprungen werden. Ich persönlich finde diese neue Funktion etwas umständlich in der Handhabung, obgleich sicherlich ein großes Kreativpotential darin steckt. An dieser Miesere ist allerding nicht der Neon Schuld, sondern die Umsetzung in der Software. Hier solltet ihr euch bei passender Gelegenheit am besten selbst ein Bild machen.
MIDI-Controller
Der Reloop Neon kann neben der Kombination mit Serato DJ auch als gewöhnlicher MIDI-Controller zum Einsatz kommen. Beachten solltet ihr hierbei, dass es keine Möglichkeit gibt, die MIDI-Belegungen des Geräts zu verändern, da es keine Editorsoftware gibt. Als Steuerungsziele eigenen sich daher nur Programme, deren MIDI-Konfiguration anpassbar ist, wie zum Beispiel Traktor oder Ableton Live. Praktisch ist, dass ihr auch die Beleuchtung der Bedienelemente für eure eigenen Bedürfnisse programmieren könnt.
Fazit
Ich finde Reloop bietet mit dem Neon einen sehr praktischen Kreativ-Spezialisten für Serato DJ an. Der Controller bewältig seine Steuerungsaufgaben sehr gut und eignet sich als Ergänzung für Controller-User, aber auch für Anwender von DVS-Systemen. Wem das häufige Umschalten des Deckfokus oder der Funktionen zu umständlich ist, kann dieses durch den Einsatz eines zweiten Neon reduzieren. Da der Neon auch preislich sehr attraktiv ist, sind die aktuell verfügbaren Controller von Akai (AFX) und Pioneer (DDJ-SP1), die ebenfalls als offizielles Serato-DJ-Zubehör angeboten werden, eigentlich keine direkten Alternativen.
Hersteller: Reloop
Web: www.reloop.com
Preis: 129 Euro
Hier geht es zum Test von AMAZONA.DE
PLUS
+ kompakter Zusatzcontroller
+ schnell reagierende Pads
+ optional nutzbare Anschlagsdynamik
+ sehr gut verarbeitet
+ gutes Preisleistungsverhältnis
MINUS
- viele Mehrfachbelegungen
Alternativen
Pioneer DDJ-SP1
Straßenpreis: 270 Euro
Akai Pro AFX
Straßenpreis: 179 Euro
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