Die Münsteraner Firma Reloop rüstet schon sehr lange DJs aus und bietet neben Controllern, Plattenspielern und Kopfhörern auch DJ-Mischpulte an. Der Neuzugang RMX-95 möchte als neues Flaggschiff im Mixer-Portfolio glänzen und durch ein intuitives Layout sowie eine solide Ausstattung überzeugen. Neben den Basics hat der Hersteller dem 4+1-Kanäler eine Dual-USB-Soundkarte sowie Effekte spendiert und zudem eine Softwareunterstützung für Algoriddim djay Pro AI integriert. Wir haben uns den RMX-95 für euch genauer angeschaut und einem ausführlichen Praxischeck unterzogen.
Quick Facts
- Digitaler 4+1-Kanal-Mixer
- 4 + 1-Kanal-DJ-Mixer
- Dual-USB-2.0-Soundkarte
- Integrierte Effekte
- Djay PRO AI kompatibel
- DJ-Mixer für ambitionierte (digital)-DJs
Reloop RMX-95
Der Reloop RMX-95 hat ein schwarzes, massives Metallgehäuse, das bereits beim Auspacken einen ersten ordentlichen Eindruck hinterlässt. Der Mixer ist mit vier vollständigen Kanalzügen ausgestattet und misst 322 x 387 x 107,5 mm. Sein Gewicht liegt bei 6,8 Kilogramm, er kann festinstalliert in einer DJ-Booth oder als Tourbegleiter zum Einsatz kommen. Wer einen mobilen Einsatz plant, findet zahlreiche Mixercases, die für einen Transportschutz sorgen und die Aufbewahrung erleichtern. Weitere Pluspunkte sammelt der Bolide durch seine aufgeräumte Oberfläche und dem großzügig bemessenen Platz zwischen den Reglern und Tastern. Der RMX-95 kann in Kombination mit djay Pro AI inklusive DVS-Vinyls zum Einsatz kommen.
Die Nutzung der Software ist ohne Zuzahlung möglich, wer Pro-Features wie Sampler, Video Mode und Recording vermisst, schließt ein kostenpflichtiges Abo ab. Djay Pro AI kannauf Mac- undWindows-Computern sowie iPads und iPhones verwendet werden, wobei DVS in der Windows-Version aktuell (noch) nicht unterstützt wird. Im Lieferumfang des Reloop-Geräts befinden sich eine gedruckte, mehrsprachige Bedienungsanleitung sowie ein USB- und ein Netzkabel, der aufgerufene Preis liegt bei 1099 Euro.
Kanalzüge
Die vier Kanalzüge des RMX-95 sind identisch aufgebaut und bieten Dreiband-EQs mit zwei verschiedenen Parametersets. Zum einen gibt es eine „klassische“ EQ-Variante, die Absenkungen mit bis zu 26 dB erlaubt, zum anderen eine „Kill“-Version, die bei Linksdrehung aller Bänder mit -90 dB für Ruhe sorgt. Die Umschaltung erfolgt im unteren Bereich des Mixers und wirkt sich auf alle vier Kanalzüge aus. Große „Sound Filter“-Drehregler inklusive einer Kontroll-LED erlauben zusätzliche Eingriffe in das Klangbild. Die Filter sind als Dualmode-Filter ausgelegt und verfügen über eine wählbare Resonanz.
Zur Kontrolle des Pegelhubs gibt es Gain-Regler, eine optische Überwachung ist mit zwölfteiligen LED-Ketten in Ampelfarben möglich. Gemixt wird mit Kanalfadern, die über einen praxisgerechten Regelweg von sechs Zentimetern verfügen. Alle Kanäle lassen sich durch Schalter dem Crossfader beliebig zuweisen und die Faderkurven aller Fader sind anpassbar. Wer mag, tauscht den verbauten Crossfader gegen einen kontaktlosen Innofader aus, um die Scratch-Tauglichkeit des Mixers noch weiter auszubauen.
Das Aussteuern des Masterpegels erfolgt per Drehregler, hier stehen ebenfalls zwölfteilige LED-Ketten zur optischen Kontrolle parat. Für den Monitorweg kann zwischen einem Mono- und Stereosignal umgeschaltet werden und einen Regler für den Pegel gibt es natürlich auch.
Mikrofone & Aux
Der RMX-95 bietet auf der linken Seite Bedienelemente zur Kontrolle von Mikrofon- und/oder Aux-Zuspieler-Signalen. Die Eingänge sind per Tastendruck aktivierbar, werden mit Drehreglern gesteuert und lassen sich durch LEDs überwachen. Zur Klangregulierung stehen Zweiband-EQs parat, eine praktische Talkover-Funktion vereinfacht Ansagen bei laufender Musikwiedergabe.
Effekte
Auf der rechten Seite des Reloop-Mixers sind Anzeigen und Steuerungen für die integrierten Effekte untergebracht. Zur Auswahl stehen typische DJ-Effekte wie Echo, Reverb, Flanger, Phaser, Vinyl Brake, Loop Roll, Noise, Pitch Shift, Delay, Ping Pong Delay, Tape Delay, Bit Crusher und Transformer. Im oberen Bereich befindet sich ein Display, das den selektierten Effekt einblendet, darunter ein zweites zur Parameter- und Routing-Darstellung. Drehregler, Potis und illuminierte Taster erlauben die bequeme Effektselektion und Anpassungen in Echtzeit. Die Effekte lassen sich auf das Mastersignal, die einzelnen Kanäle, die Mikrofonkanäle oder den Crossfader routen.
Anschlüsse
Der Reloop RMX-95 bietet eine recht umfangreiche Anschlussausstattung. Kanäle 1 und 4 sind mit Line- und CD-Eingängen bestückt und die Kanäle 2 und 3 mit CD- und Phono-Eingängen. Somit muss man beim Einsatz von Plattenspielern etwas vorplanen. Die Masterausgangssignale werden über symmetrische XLR-Buchsen und zusätzlich unsymmetrisch über Cinch-Buchsen ausgegeben. Für die Booth-Signale stehen Klinkenbuchsen bereit. Für analoge Mitschnitte gibt es zudem einen separaten Cinch-Ausgang. Auf der Oberseite des Mixers befinden sich die leicht erreichbaren Mikrofon- und Aux-Eingänge. Das zweite Mikrofon kann an der Vorderseite verkabelt werden. Zum Vorhören von Songs sind auf der Ober- und Vorderseite Kopfhöreranschlüsse als 6,3-mm- und 3,5-mm-Klinkenbuchsen verbaut.
Zwei USB-Anschlüsse erlauben die digitale Kommunikation mit Computern, Tablets oder Smartphones und einen Zugriff auf die Dual-Soundkarte. Die Soundkarte verfügt über zehn Ein- und Ausgänge und arbeitet mit 24 Bit. Zusätzlich bietet ein aktiver USB-Hub mit zwei Anschlüssen die Option, ergänzende Controller zu verwenden, deren MIDI-Daten an angeschlossene Computer (Tablets etc.) weitergeleitet werden.
Praxischeck
Der Reloop RMX-95 kann aufgrund seiner zahlreichen Anschlussmöglichkeiten in unterschiedlichen analogen, digitalen oder hybriden DJ-Setups zum Einsatz kommen. Jeder Kanal bietet Umschaltoptionen zwischen den Zuspielereingängen und der Dual-Soundkarte. Wer den Mixer noch weiter feinabstimmen möchte, findet im Setup-Menü des Geräts einige Optionen, wie einen Masterlimiter, die Wahl der Vorverstärkung für den Aux-Eingang sowie die Stärke der Talkover-Absenkung, Anpassung der EQ-Crossover-Frequenzen etc.
Für den ersten Check haben wir CD-Player und Plattenspieler mit dem Mixer verkabelt. Das Mixing der analogen Quellen gelingt überzeugend, die EQs greifen praxisgerecht in das Klangbild ein und die Kanalfader sowie der Crossfader lassen sich für langsame Überblendungen, aber auch schnelle Cuts nutzen. Kreatives Beiwerk liefern die Effekte, die durch die Bank solide und praxisgerecht sind. Mikrofone oder ergänzende Zuspieler lassen sich dank einfach erreichbarer Anschlüsse mühelos integrieren und auch der Klang des Mixers gibt keinen Anlass zur Kritik.
Der Reloop RMX-95 ist ab Werk für die Kontrolle der Software djay Pro AI konfiguriert, kann aber auch mit jeder anderen MIDI-steuerbaren Software kombiniert werden. Djay Pro AI haben wir für euch bereits ausführlich getestet. Nach dem Programmstart erfolgt eine Schnellkonfiguration der Software, die wir auf einem Mac und iPad Air für euch getestet haben.
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Djay Pro AI bietet alle Standardfunktionen, die zum Auflegen benötigt werden und Zugriff auf lokal gespeicherte Songs, aber auch die bekannten Streaminganbieter Tidal, Soundcloud, Beatport und Beatsource. Neben kreativen Features wie Loops und Effekte glänzt die Münchner Software vor allem mit der implementierten Neural-Mixing-Funktion. Mit dieser könnt ihr ohne spezielle Vorbereitung Beats, Melodien und Vocals in Echtzeit extrahieren und diese Songbestandteile mit den EQ-Reglern des RMX-95 ein- und ausblenden. Die Steuerung dieser Funktion ist somit denkbar einfach und lädt zu spontanen Remixen ein. Sicherlich darf man hinsichtlich der Klangqualität nicht zu anspruchsvoll sein, denn die separierten Parts sind oft nicht „klinisch rein“, sondern mit Klangfragmenten durchzogen. Für die Verwendung in einem DJ-Mix stört das aber nicht weiter.
In Kombination mit dem RMX-95 kann djay Pro AI auch mit Timecode-Vinyls kontrolliert werden. Algoriddim bietet hierzu eigene Tonträger an, Fremdfabrikate sind aber ebenfalls nutzbar, Timecode-CDs dagegen nicht. Ein Test mit Traktor Vinyls führte leider nicht zu dem gewünschten Ergebnis, da die Songs mit doppelter Geschwindigkeit wiedergegeben wurden. Erfolgreicher dagegen war unser Testlauf mit Serato-Vinyls, hier gelangen die Steuerungen wie gewünscht. Das Mixing sowie Mixtricks lassen sich mit den Steuerschallplatten problemlos ausführen.
Die Dual-Soundkarte erlaubt den parallelen Anschluss zweier Computer, Tablets oder auch einen Mix verschiedener Geräte. Hierdurch ist ein DJ-Wechsel, aber auch das gemeinsame Spielen als DJ-Team sehr einfach möglich. Wer mag, aktiviert die netzwerkbasierte Synchronisationsfunktion Ableton Link in djay Pro AI auf beiden Geräten und kann so rechnerübergreifend für einen Gleichklang der Tracks sorgen.
Alternativen
Fazit
Der Reloop RMX-95 ist ein umfangreich ausgestatteter 4+1-Kanal-DJ-Mixer mit einem recht breiten Einsatzspektrum. DJs, die mit analogen Zuspielern arbeiten, finden ein solides Arbeitsgerät vor, das anpassbare EQs sowie leicht laufende und konfigurierbare Fader bietet. Praxisgerechte Effekte, deren Parameter in Echtzeit modifiziert werden können, gibt es ebenfalls und Erweiterungen wie Mikrofone sind leicht ergänzbar. Nutzt man die digitalen Features des Mixers und kombiniert diesen mit der Software djay Pro AI, kann man auf Streamingdienste zugreifen, DVS-Vinyls zur Songsteuerung nutzen und per „Neuronalem Mixing“ Echtzeitremixe anfertigen. Der Reloop RMX-95 ist somit ambitionierten Einsteigerinnen und Einsteigern, aber auch fortgeschrittenen DJs zu empfehlen, die analoge, digitale oder hybride Setups alleine oder als Team nutzen möchten. Das Preis-Leistungs-Verhältnis ist ebenfalls stimmig, sodass wir dem Reloop RMX-95 eine insgesamt positive Wertung spendieren.
Pro
Solider Klang
Ordentliche Verarbeitung
Intuitive Bedienung
Praxisgerechte Effekte
Innofader kompatibel
Dual-Soundkarte
Djay Pro AI inklusive DVS-Vinyls nutzbar
Kontra
Nur zwei Phono-Eingänge
Timecode-CDs werden nicht unterstützt
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