Test: Reloop RP-4000 MK2 / DJ-Plattenspieler

Test: Reloop RP-4000 MK2 / DJ-Plattenspieler

Tests. 7. Oktober 2018 | 4,8 / 5,0

Geschrieben von:
Robert Wong

Schon zur Musikmesse 2018 gab es ein Update des Reloop RP2000 und des RP7000 auf eine MK2-Version, da soll natürlich der sich ebenfalls im Turntable-Sortiment findende RP-4000 nicht fehlen. Was die Features angeht befindet sich das Gerät genau zwischen den beiden genannten Modellen und wird als professioneller quarzgesteuerter Plattenspieler mit Direktantrieb beworben. Wie viel Marketing in dieser Bezeichnung steckt und was es wirklich mit dem Reloop RP-4000 MK2 auf sich hat, erfahrt ihr im Test.

Ausgepackt

Bevor man loslegen kann, muss der Plattenspieler erst einmal aufgebaut werden. Die Montage des RP-4000 MK2 gleicht der des RP-2000 MK2: Es müssen lediglich der Plattenteller aufgesetzt, das Tonarm-Gegengewicht aufgeschraubt und der Turntable verkabelt werden. Das ist auch ohne Bedienungsanleitung relativ schnell erledigt. Im Lieferumfang ist ein montiertes Reloop OM Black Unterdecksystem mit SME-Anschluss enthalten , das ebenfalls noch am Tonarm angebracht werden muss. Das System ist bereits auf einen 52-mm-Überhang für den S-Tonarm eingestellt, sodass es direkt verschraubt und genutzt werden kann. Obwohl der RP-4000 MK2 Vorrichtungen für eine Abdeckhaube besitzt, ist diese nicht im Lieferumfang enthalten. Sie ist wie beim RP-2000 MK2 optional erwerbbar.

 

Beschaffenheit

Kurz gesagt: Der Reloop RP-4000 MK2 ist nichts anderes als ein RP-2000 MK2 mit mehr Gewicht, besserem Drehmoment und einigen zusätzlichen Features. Das Gehäuse und die Haptik sind ansonsten identisch. Das Design des RP-4000 MK2 lehnt sich an den Stil des Technics SL-1210MK2 an. Der Player befindet sich in einem eckigen, schwarzen Gehäuse aus Kunststoff, das Toppanel besitzt eine matte Oberflächenstruktur. Für einen sicheren Stand sorgen gefederte Füße  aus Kunststoff Zwar sind sie nicht höhenverstellbar, jedoch absorbieren sie Vibrationen bis zu einem Gewissen Grad. Die Verarbeitung von Gehäuse und Füßen weißt keine sichtlichen Unebenheiten auf, Schrauben sind sauber versenkt und es gibt keine scharfen Kanten – sehr schön.

Der Alu-Plattenteller des RP-4000 MK2 ist einfach auf die Antriebsnabe gesteckt und besitzt am Tellerrand die klassische Punktierung, wie man sie auch von anderen Turntables kennt. Sie dient mit Hilfe der roten Tellerbeleuchtung zur Kalibrierung der Geschwindigkeit. Der Plattenteller ist im Vergleich zu einem Profi-Gerät relativ leicht und besitzt keine vibrationshemmende Beschichtung. Um die Nadelposition auch in einer dunklen Umgebung überprüfen zu können, verfügt der RP-4000 MK2 über eine ausklappbare Lampe am unteren Plattentellerrand, so wie man sie vom bekannten Technics-Plattenspieler kennt. Die Mechanik beim Ausfahren der Lampe fällt weniger weich aus, erledigt ihren Job aber trotzdem ohne Einschränkungen.

Wie bei den meisten DJ-Turntables ist auch der RP-4000 MK2 mit einem S-Tonarm ausgestattet, der an einer Tonarm-Base ohne Höhenverstellung befestigt ist. Die Tonarmaufhängung hatte bei meinem Testgerät ein wenig Spiel, was sich aber mit Feinwerkzeug relativ schnell beheben ließ. Weiterhin verfügt die Tonarm-Base über einen Tonarm-Lift und ein Antiskating-Rädchen. Letzteres ließ sich maximal auf das mitgelieferte Headshell-System mit 2g Auflagegewicht einstellen. Wer hier mit einem anderen System mit mehr Auflagegewicht arbeiten möchte, sollte sich im Klaren darüber sein, dass das Antiskating dann an seine Grenzen stößt.

 

Auf der rechten Seite des RP-4000 MK2 findet man wie bei DJ-Plattenspielern üblich den Pitchfader, der mit einer Länge von 10 cm und ohne Mittenrastung für genügend Bewegungsfreiheit sorgt. Mit einem Pitchbereich von wahlweise +/-8 % oder +/-16 % sind auch größere BPM-Sprünge möglich. Um den Pitch schnell in die Nullstellung zu bringen, drückt man am RP-4000 MK2 am besten die Quarz-Lock-Taste. Für etwas ausgefeiltere Übergänge gibt es neben der Taste für den Pitchbereich zusätzlich den Rückwärtslauf. Je nach Schallplattenart stehen drei Tellergeschwindigkeiten zur Verfügung: 33, 45 und 78 U/min. Alle Tasten auf dem RP-4000 MK2 sind im Alu-Look und besitzen einen Druckpunkt mit einer angenehmen haptischen Rückmeldung.

Anschlüsse

Die Anschlüsse des RP-4000 MK2 fallen relativ spartanisch aus. Lediglich das Stromkabel ist ansteckbar. Ansonsten gibt der Player nur ein Phono-Signal über ein Cinch-Kabel aus, welches ein eingearbeitetes Erdungskabel besitzt und direkt mit dem Turntable verwurzelt ist. Ein abnehmbares Kabel wäre hier eine komfortablere und praktischere Lösung gewesen, falls es mal zu einem Kabelbruch kommt oder die Kabellänge nicht ausreicht.

 

Reloop RP-4000 Rückansicht.

In the Mix

Durch meinen Test des Reloop RP-2000 MK2 war mir sehr schnell klar, welche Unterschiede den RP-4000 MK2 ausmachen. Vor allem der etwas stärkere Motor mit 1,8 kg/cm Drehmoment lässt das Cueing ohne größere Korrekturen zu. Das alleine ergibt im Mix ein wesentlich angenehmeres Gefühl, auch wenn der leichte Plattenteller immer noch durch Scratch-Bewegungen zum Stillstand bzw. Ramp-Ups gebracht wird. Gerade wenn es schnell gehen muss, weil der laufende Track bald zu Ende ist, ist es sehr praktisch, dass der Plattenteller groben Spins nachgibt. Mit Geduld und Feingefühl kann man dem aber auf jeden Fall entgegenwirken.

Der Reloop RP-4000 MK2 bietet alle Basics, die man für ein komfortables Beatmatching benötigt. Der Plattenteller läuft sauber, der Motor hat ausreichend Zugkraft und besitzt dabei nur geringe Gleichlaufschwankungen. Das zahlt sich vor allem bei längeren Übergängen aus und verringert ständige Pitchkorrekturen. Der erweiterte Pitchbereich und das Weglassen der Nullpunktrastung tragen ebenfalls zu einem angenehmen Mixgefühl bei. Der mitgelieferte OM Black Tonabnehmer hat eine ausgezeichnete Spurlage und ist trotz seiner geringen Ausgangsleistung auch für die DVS-Nutzung zu gebrauchen.  

Fazit

Kurz gefasst liegen die Unterschiede zum RP-2000 MK2 darin, dass der RP-4000 MK2 einen stärkeren Motor hat, der sich beim Mixing wesentlich angenehmer anfühlt als beim RP-2000 MK2. Als „High-Torq“ würde ich ihn dennoch nicht bezeichnen, denn da ist beim Drehmoment noch viel Luft nach oben. Weitere Unterschiede zum RP-2000 MK2 sind der Rückwärtslauf, eine dritte Geschwindigkeitsstufe von 78 U/min, der Wegfall der Pitchfaderrastung und der Quarz-Lock. Obendrauf wiegt der RP-4000 MK2 ca. 3 Kilo mehr. Hätte man mich gefragt, so hätte man beim RP-4000 MK2, bis auf den stärkeren Motor, auf die restlichen Unterschiede verzichten und stattdessen eine höhenverstellbare Tonarmbase verbauen können. Aufgrund der fehlenden Plattenteller-Isolierung wird auch der RP-4000 MK2 seinen Platz eher zu Hause statt im Club finden.

Insgesamt gibt der RP-4000 MK2 aber ein gutes Bild ab. Die Verarbeitung ist entsprechend der Preisklasse gut und das Gerät eignet sich fürs Mixing sowohl mit normalem Vinyl als auch einem DVS. Den Titel Profi-Turntable hat er jedoch nicht verdient, dazu müsste er Vibrationen besser isolieren und der Motor könnte noch mehr Schubkraft vertragen. Mit einem Preisunterschied von gerade mal 40 Euro zum kleinen Bruder, stellt sich allerdings die Frage, welche Existenzberechtigung der RP-2000 MK2 im Reloop Sortiment noch hat? Mit dem RP-4000 MK2 ist man als Einsteiger- und fortgeschrittener DJ bestens bedient. Wer noch ein paar Features mehr haben möchte, bekommt allerdings von anderen Herstellern teilweise noch einen Line-Phono-Ausgang, eine verstellbare Tonarmbase und einen USB-Anschluss zum Digitalisieren für gleiches Geld noch obendrauf.

Pro

Motor mit geringer Gleichlaufschwankung
Gute Verarbeitung
Spurtreuer Tonabnehmer inklusive
Genauer Pitchfader

Kontra

Keine höhenverstellbare Tonarm-Base
Kein Line-Ausgang
Preis-Leistungs-Verhältnis könnte besser sein

Preis:

298,00 EUR

Weitere Informationen gibt es auf der Reloop Website.

Veröffentlicht in Tests und getaggt mit dj , plattenspieler , reloop , RP-4000 MK2 , Turntable

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