Das Mitschneiden von DJ-Sets hat eine lange Tradition, da sich so legendäre Abende oder Demotapes zur Dokumentation von DJ-Skills konservieren lassen. Viele DJ-Programme bieten zwar eine Aufnahmefunktion, kommen aber gemischte Hard-/Software-Setups zum Einsatz oder ein nicht ausreichend potenter Rechner, greift man lieber zu einer unabhängigen Standalone-Lösung. Reloop bietet hierzu das Produkt ‘Tape’ an, dessen zweite Generation jetzt verfügbar ist. Tape 2 setzt auf einen Netzteil-unabhängigen Akkubetrieb und ist mit einem MicroSD-Kartenslot ausgestattet. Wie meistert das stylische Gerät den Praxistest?
Tape 2
Der Münsteraner DJ-Spezialist Reloop bietet das Aufnahmegerät Tape 2 für 149,99 Euro an, das analoge Signale digitalisiert. Das super kompakte Gerät ist optisch an eine Tonbandkassette angelehnt, misst nur 107 x 66 x 16 Millimeter und wiegt mit schlappen 85 Gramm weniger als eine Tafel Schokolade, sodass es sehr einfach transportiert werden kann. Als direkte Mitbewerber findet man mobile Recorder von Herstellern wie Zoom, Tascam oder Olympus, die im gleichen Preissegment agieren. Die Stärken und Schwächen des Tape 2 haben wir in diesem Test untersucht.
Recorder
Tape 2 ist mit einer 3,5 mm Miniklinkenbuchse ausgestattet, die per Umschalter Line- oder Mikrofonsignale verarbeitet. Eine direkt daneben platzierte Thru-Buchse dient zum Durchschleifen der eingehenden Signale oder zur Pegelkontrolle per Kopfhörer. Die digitalisierte Musik lässt sich bequem auf einer MircoSD-Karte mit einer Kapazität von bis zu 128 GB speichern, wobei man diese als unkomprimierte WAV- oder datenreduzierte MP3-Dateien (320 kbps) festhalten kann. Die Speicherkarten rasten mit einem hörbaren „Klick“ sicher im Gehäuse ein und sind so vor einem unbeabsichtigten Entfernen geschützt.
Eine entsprechende Karte befindet sich nicht im Lieferumfang, MicroSD-Karten mit einer Kapazität von 64 GB von namhaften Herstellern wie SanDisk oder Samsung gibt es bereits ab circa 15 Euro. Tape 2 ist mit einem 1200-mAh-Akku ausgestattet, der einen Einsatz von circa fünf bis sechs Stunden erlaubt. Wer sich auf den Akkubetrieb nicht verlassen möchte oder längere Einsätze plant, kann Tape 2 per USB-Kabel praktischerweise an ein gewöhnliches Handy-Netzteil, eine Powerbank oder an seinen Computer anschließen.
Praxis
Tape 2 kann in unterschiedlichen Setups für Aufnahmen genutzt werden. Verkabelt man den kleinen praktischen Recorder per beiliegendem Miniklinken-/Cinch-Kabel mit dem Recording-Ausgang eines Mischpults, lassen sich DJ-Sets mitschneiden. Alternativ kann man auch einen Line-Geräteausgang direkt mit Tape 2 verbinden und die Signale von der Thru-Buchse aus weiterleiten. Letzteres funktioniert ebenfalls mit dem Hauptausgang eines DJ-Mixers, nutzen würde ich das aber ausschließlich in einem privaten Umfeld, um Ausfälle oder andere Störungen zu vermeiden. Der Vorgänger Tape (1) hatte einen Phono-Eingang, an den man Plattenspieler zur Digitalisierung von Vinyls anschließen konnte.
Für diesen Vorgang benötigt man jetzt ein zwischengeschaltetes Mischpult, das aus dem Phono- einen Line-Pegel macht. Ich sehe das aber nicht als Minuspunkt, da die meisten DJs mit einem passenden Mixer ausgestattet sein sollten. Ein komplett anderes Einsatzgebiet ergibt sich durch den Anschluss eines Mikrofons. Hiermit kann man seine Stimme, aber auch beliebige Geräusche und ein so genanntes „Field Recording“ aufnehmen. Für DJ-Zwecke oder Musikproduktionen lädt man diese Aufnahmen anschließend in einen Sampler.
Bevor man mit der Aufnahme beginnt, sollte man die verfügbare Aufnahmekapazität der SD-Karte und den Akkuladestand überprüfen, damit es nicht zu unbeabsichtigten Unterbrechungen kommt. Beide Parameter werden durch unterschiedliche schnelle Blink-Intervalle der Kontroll-LEDs anzeigt, die aber nur ungefähre Werte bzw. Bereiche anzeigen. So wird beispielsweise eine Restkapazität der SD-Karte von zehn Minuten durch ein langsames Blinken angezeigt, blinkt die LED dagegen schnell, sind es weniger als fünf Minuten etc. Bezüglich des Akkus gibt es die ersten visuellen Warnhinweise, wenn weniger als 20 % zur Verfügung stehen. Leider gibt es keine Anzeige für 100 %. Möchte man also lange Mitschnitte tätigen, ist es ratsam eine leere SD-Karte zu verwenden und den Akku voll aufzuladen. Vor dem Einsatz muss die Karte mit dem FAT32 Format versehen werden, wozu man einen Computer benötigt, denn eine Formatierungsfunktion bietet Tape 2 nicht.
Die Digitalisierung der analogen Eingangssignale findet mit 24 Bit und 48 Kilohertz statt, der Speicherplatzbedarf liegt bei einer einstündigen Aufnahme bei etwas mehr als einem Gigabyte, wenn man unkomprimierte WAV-Dateien speichert und bei 144 Megabyte, wenn man MP3 wählt. Für meinen Praxistest habe ich DJ-Sets, aber auch einzelne Songs von CDs aufgenommen – der Klangqualität kann ich ein gutes Zeugnis ausstellen. Erwartungsgemäß unterscheiden sich hierbei WAV- von MP3-Recordings, da die komprimierten MP3-Dateien, vor allem im Höhenbereich etwas weniger Details bieten, schlecht klingen sie aber nicht. Im Zweifel würde ich immer WAV-Dateien aufnehmen und diese nach einer Bearbeitung auf einem Computer in eine MP3-Datei umwandeln, wenn dies z. B. für den Upload auf Mixcloud oder eine andere Plattform benötigt wird.
Damit die Aufnahmen nicht zu leise, aber vor allem auch nicht übersteuert auf der SD-Karte laden, muss man den korrekten Pegel wählen. Reloop empfiehlt, den korrekten Pegel am Ausgangsgerät einzustellen und den Tape-2-Input-Regler in der Maximalstellung zu belassen. Dieses Vorgehen verhindert, dass es bereits am Ausgang des Geräts zu Verzerrungen kommt. Das eingehende Signal lässt sich mit einem angeschlossenen Kopfhörer und einem Kontrollblick auf die Signal-LED überwachen. Bei Tageslicht finde ich es allerdings recht schwierig, den Pegel optisch im Blick zu behalten, da die LED nicht sonderlich leuchtstark ist. Zudem hätte mir eine mehrstufige Anzeige besser gefallen als ein Farbwechsel einer einzelnen LED.
Nachdem die Aufnahmen im „Kasten“ sind müssen sie zur weiteren Verarbeitung auf einen Computer übertragen werden. Eine direkte Wiedergabemöglichkeit der Audiodateien hat Reloop dem Tape 2 nicht spendiert. Das Kopieren der Dateien gelingt per USB-Kabel, das zum Lieferumfang gehört, und aktiviertem Transfer-Modus; Treiber oder ähnliches muss man hierzu glücklicherweise nicht installieren. Es gibt allerdings ein Timestamp-Syncing-Tool für Windows- und Mac-Anwender, das Tape 2 dazu veranlasst, die Aufnahmen mit einem Datum und Uhrzeitstempel in Form einer entsprechenden Dateibezeichnung zu versehen, damit man die Aufnahmen später leichter zuordnen kann.
Fazit
Reloop Tape 2 ist ein praktischer kleiner Digital-Recorder, dessen Spezialgebiet die Aufnahme von DJ-Sets ist. Das Gerät lässt sich einfach in Betrieb nehmen und bietet eine intuitive Bedienung, sodass die Musikpräsentationen mit wenigen Handgriffen wahlweise als unkomprimierte WAV- oder speicherplatzsparende MP3-Dateien auf einer MicroSD-Karte laden. Etwas weniger komfortabel ist der Aussteuerungsvorgang, für den es etwas Übung bedarf, hier hätte eine mehrstufige LED-Kette sicherlich geholfen. Als Alternativen zum Tape 2 gibt es mobile Recorder von Herstellern wie Tascam, Zoom oder Olympus, die für gleiches Geld oder sogar weniger einen größeren Funktionsumfang bieten. An dieser Stelle muss der Anwender entscheiden, ob er dem stylischen Gadget Tape 2 mit einer einfach gehaltenen Bedienung und kompakten Abmessungen den Vorzug gibt, oder ob zusätzliche Funktionen wie ein integriertes Mikrofon und Lautsprecher wichtiger sind.
Pro
Einfache Bedienung
Kompakte Abmessungen
Unterstützung von MicroSD-Karten mit bis zu 128 GB
Verlustfreie Aufnahmen möglich
Kontra
Keine Wiedergabefunktion
Aussteuerung etwas schwierig
Preis:
139,00 EUR
Weitere Informationen gibt es auf der Website von Reloop.
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