Aus der Feder der Softwareschmiede Sugar Bytes stammen viele interessante Effekte und Soundtools, die von bekannten Artists wie Boys Noize, Modeselektor oder Matthew Herbert sehr geschätzt werden. Ich habe für euch den neusten iOS-Titel „Egoist“ auf meinem iPad installiert und geschaut, was sich damit anstellen lässt.
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Sugar Bytes ist eine Berliner Firma, die die kreativen Ideen der beiden Firmengründer Robert Fehse und Rico Baade verwirklicht und viele ihrer Produkte als Plug-ins für DAWs und zeitlich versetzt als App für iOS-Geräte veröffentlicht. Die App Egoist ist ein kombiniertes Tool, mit dem ihr Samples und Synthiesounds gemeinsam nutzen könnt, um Loops oder ganze Songs zu generieren.
Erste Rundtour
Egoist ist in unterschiedliche Arbeitsbereiche aufgeteilt, die sich durch Reiter auf der linken Seite der App erreichen lassen. Der oberste Reiter namens Slicer ist mit einer Sample-Bearbeitungsfunktion ausgestattet, die Samples zerlegen und neu zusammensetzen kann.
Der zweite Reiter Bass/Beat beherbergt einen Bass-Synthie und einen Drumcomputer.
Der Reiter Effects umfasst sieben Effekte, die sich zu einer komplexen Effektschaltung kombinieren lassen und die optisch sehr witzig umgesetzt wurden.
Für globale Einstellungsmöglichkeiten, gibt es den Reiter Egoist. Hier hinter verbergen sich Pegeleinstellungen und globale Tuningmöglichkeiten.
Die App-Bedienung erfolgt anhand des iPad-Touchscreens oder ferngesteuert durch einen MIDI-Controller oder ein Sequenzer-Programm.
Sample-Soundschlacht
Um sich mit der Arbeitsweise der App vertraut zu machen, empfehle ich das Laden eines der mitgelieferten Samples im Reiter Slicer. Die Samples sind weitestgehend thematisch sortiert und setzen sich aus Drumloops, Chords, Bass, Gitarren und zahlreichen anderen Kategorien zusammen.
Mit diesen könnt ihr die Basis für eure Musikproduktion legen oder sogar das Hauptthema definieren. Selbstverständlich lässt sich die Sampleausstattung mit eigenen Samples erweitern. Die Samples können dazu via Audiopaste aus anderen Apps eingefügt oder per iTunes von einem Computer aus in die App kopiert werden. Zudem könnt ihr auch auf ganze Songs aus der iTunes-Bibliothek des iPads zugreifen. Das geladene Sample wird mit dem Parameter Sensitivity in bis zu 16 Slices zerteilt. Die Positionen der Slices könnt ihr selbst bestimmen oder per Zufallsfunktion setzen lassen. Anhand globaler Parameter können die Tonhöhe, Länge, Hüllkurve und der maximale Pegel für die Slices bestimmt werden. Das Triggern der Slices erfolgt durch einen Stepsequenzer. Dieser verfügt über zahlreiche individuelle Parameter mit denen sich die Sample-Abschnitte in ihrer Tonhöhe, Richtung und Lautstärke bearbeiten lassen.
Bass & Kick
Mit den Bestandteilen des Reiters Bass/Beat könnt ihr eure Startsequenz weiter ausschmücken. Beide Instrumente werden durch Stepsequenzer gesteuert, die direkt übereinander platziert sind, sich aber individuell programmieren lassen. Der Bass-Synthie ist recht einfach gehalten und bietet neben den Wellenformen Sägezahn und Rechteck drei Filtercharakteristiken die einem Roland TB-303, einem Moog und einem Korg MS-20 nachempfunden sind. Das Filter lässt sich mit einer Hüllkurve oder einem LFO modulieren und das komplette Ausgangssignal mit Drive aufrauen.
Klanglich hat mir der Synthie ganz gut gefallen, wobei er keine wirkliche authentische Simulation eines analogen Vorbilds ist. Wenn man mit dem Stepsequenzer allerdings triolische Notenfolgen und Slides programmiert, klingt das ganze recht passabel nach einer ACID-House Bassline. Der Drumcomputer in Egoist arbeitet samplebasiert und bietet eine Auswahl von mehr als 1000 Drumsounds, die unterschiedliche Genres abdecken und durchweg gut klingen. Die Sounds lassen sich tunen und ihrer Lautstärke individuell justieren. Die Programmierung des Drumcomputers erfolgt mit einem dreispurigen Sequenzer.
Effekte
Der Reiter Effects beinhaltet die Komponenten Filter, Delay, Reverb, Bitcrusher, Chorus, Bandmaschine und Looper. Mit diesen könnt ihr eine Effektkette kreieren, die zentral für alle 3 Klangquellen zur Verfügung steht. Die Parameterwahl für die Effekte erfolgt durch Schieberegler, die die grafischen Effektdarstellungen beeinflussen. Diese besondere Art der Effektbedienung erleichtert auch Einsteigern das gezielte Programmieren der Effekte.
Die Effekte sind von guter Qualität und lassen sich für leichte Soundmodifikationen aber auch für komplexen Echtzeitremixe nutzen. Letzteres gelingt vor allen Dingen dank der Effektsteuerung per Stepsequenzer. Alle Stepsequenzer in Egoist und viele andere Parametereinstellungen lassen sich gezielt oder per Zufallsfunktion programmieren. Natürlich können die per „Zufall“ erzeugten Ergebnisse angepasst werden und führen oft zu unerwarteten, experimentellen Klanggebilden. Die Lautstärkeanpassungen für die drei Signalquellen Slicer, Bass und Beat und die Effektaktivierungen finden in der Kopfzeile der App statt.
Arrangement
Die App Egoist erlaubt das Arrangieren von Songs. Hierzu lassen sich bis zu 16 Pattern in einem Part nutzen und bis zu 6 Parts können auf der Songebene angeordnet werden. Richtig spannend und interessant wird es, wenn beim Songbasteln unterschiedliche Pattern-Umschaltgeschwindigkeiten genutzt werden und verschieden lange Stepsequenzer-Pattern.
Die generierten Ergebnisse könnt ihr auf einem Rechner mit einem Sequenzerprogramm weiterverarbeiten oder direkt in eine DJ-Software laden. Da Egoist auch Inter-App-Audio-kompatibel ist, kann eine direkte Einbindung in Apps wie Garageband oder Cubasis erfolgen.
Um komplexe Echtzeitverschaltungen in Verbindung mit anderen Apps nutzen zu können, unterstützt Egoist zudem die Schnittstelle Audiobus.
Live-Einsatz
Die App Egoist lässt sich live sehr gut verwenden. Ihr habt hierzu die Möglichkeit viele Parameter der App mit einem externen MIDI-Controller fernsteuern zu können. Die vorab notwenige Konfiguration gelingt per MIDI-Lernfunktion und ist nicht sonderlich aufwendig. Des Weiteren lassen sich auch die Pattern mit einem Keyboard umschalten.
Alternativ kann die App per MIDI-Clock-Daten synchronisiert und damit im Gleichklang mit einem Softwaresequenzer oder einer DJ-Anwendung genutzt werden.
Fazit
Ich finde die App Egoist von Sugar Bytes richtig gut, da man mit ihr spielerisch sehr kreativ arbeiten kann. Alleine das „Zerhackstücken“ eines langen Samples bringt immer wieder erstaunliche neue Ergebnisse zu Tage, die auf verschiedene Weise weiterverwendet werden können. Einen bestimmten Einsatzschwerpunkt würde ich nicht sehen, da man mit der App im Studio, aber auch live sehr gut arbeiten kann. Auf meiner Wunschliste für zukünftige Updates stehen eine Parameterautomation für den Bass-Synthesizer und eine umfangreichere Mixersektion.
Hersteller: Sugar Bytes
Bezug: App Store
Preis: 26,99 €
Getestete Version: 1.0.4
Hier geht es zum Test von AMAZONA.DE
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