Technics SL-1210MK7 Test: Einige Jahre galt es, dass Technics den DJ-Sektor aufgegeben hatte, denn mit der Produktionseinstellung des SL-1210MK2 endete die Ära eines Plattenspielers, die wie kein anderes elektronisches Consumer-Gerät mit Beständigkeit protzte und zugleich das DJing prägte. Wir sprechen hier von DEM DJ-Turntable schlechthin. Nachdem Technics dann vor zwei Jahren den SL-1200GR veröffentlichte, dachten viele DJs zunächst, es könne endlich weitergehen, jedoch entpuppte sich der „GR“ eher als teurer Hi-Fi-Plattenspieler, dessen schwammige Füße weniger für den Eventbereich geeignet sind. Vermutlich wurde dieser weltweite Aufschrei aller Turntable-DJs von Technics gehört, sodass wir uns nun endlich über das Erscheinen des SL-1210MK7 freuen dürfen. Aber kann er an den „MK2“ anknüpfen oder gar noch einen draufsetzen? Dieser Frage wollte ich als jemand, der seine 1210er noch in D-Mark bezahlt hat, unbedingt auf den Grund gehen.
Technics SL-1210MK7 Test: Ausgepackt und aufgebaut
Der SL-1210MK7 kommt in einem grauen mit Styropor gepolsterten Karton. Im Lieferumfang enthalten sind:
- ein Stromkabel,
- ein Cinch Kabel,
- ein Erdungskabel,
- eine schwarze Slipmat aus gepresstem Filz,
- ein schwarzes Tonarmgegengewicht,
- eine schwarze Headshell ohne System,
- eine durchsichtige Kunststoff-Abdeckhaube.
Wie bei den meisten Plattenspielern muss man auch beim SL-1210MK7 anfangs den Plattenteller noch aufsetzen. Hier fallen gleich zwei Sachen auf. Der schwere Druckguss-Aluminium-Teller besitzt auf der Unterseite einen sehr großen Magnetring, und das Plattenspieler-Gehäuse selbst zeigt dort, wo der Plattenteller sitzen wird, mehrere kleine Kippschalter, die für diverse Voreinstellungen genutzt werden können (auf die ich später noch eingehen werde). Der massive Plattenteller wiegt alleine knapp zwei Kilogramm und sitzt perfekt auf der Achse. Er besitzt eine innenseitige Gummierung, um Vibrationen abzufangen, und zeigt, wie man es von Technics erwartet, keine Unwucht im Leerlauf.
Die Punkte zur Geschwindigkeitskalibrierung auf dem Tellerrand hat Technics beibehalten. Insgesamt ist der SL-1210MK7 komplett in Schwarz gehalten. Tatsächlich komplett, denn neben dem Gehäuse hat Technics sogar den Tonarm geschwärzt. Dieser sitzt auf einer höhenverstellbaren Base, die außerordentlich hochwertig wirkt, den Tonarm präzise lagert und schwingen lässt. Auffällig ist hier, dass, wenn man an der Tonarmbase rüttelt, diese tatsächlich etwas nachgibt. Das ist beim SL-1210MK2 nicht der Fall. Auf Vibrationen reagiert das Ganze aber nicht, sodass es eher eine nebensächliche Erwähnung ist.
Das Gehäuse des SL-1210MK7 ist in zwei Teile unterteilt. Die Faceplate besteht aus einem leicht aufgerauten schwarzen Aluminium, dass zwar keine Lichtreflektionen zulässt, jedoch das Staubwischen erschwert, da sich die Partikel leichter auf der Oberfläche festsetzen. Dazu neigt die raue Oberfläche auch dazu, Kratzerspuren in Form von Abriebresten zu speichern. Der untere Gehäuseteil ist aus einem Kunststoff gefertigt, der beim Draufklopfen leicht hohl klingt. Hier scheint entweder kein oder ein geringer absorbierendes Material von innen zu wirken. Beim MK2 klingt das wesentlich gedämpfter. Die Füße des SL-1210MK7 sind denen des MK2 sehr ähnlich. Sie sind höhenverstellbar und nicht zu weich gelagert, sodass auch wildere Scratch-Manöver den Turntable nicht zum Wackeln bringen.
Technics hat auch dem SL-1210MK7 eine Nadelbeleuchtung spendiert. Anders als bei der MK2-Version gibt es kein Knöpfchen mehr, um diese auszufahren. Beim MK7 drückt man die komplette Lampe kurz nach unten und diese springt mit einem unüberhörbaren hellen „Klack“ aus dem Gehäuse. Das Licht ist dabei Kaltweiß. Der An-Aus-Schalter an der Stroboskoplampe ist beim SL-1210MK7 durch einen erhöhten Aluminiumrahmen geschützt, sodass man bei Aktionen am Plattentellerrand nicht versehentlich drankommt. Sowohl die Start-Stop-Taste als auch die Tasten für die Geschwindigkeiten 33 und 45 U/min. haben ihre Position beibehalten und liegen links unten vom Plattenteller. Der Druckpunkt ist relativ direkt, wobei das Geräusch im Vergleich zum MK2 etwas heller klingt.
Der Pitchfader des MK7 liegt wie gewohnt auf der rechten Seite. Er besitzt die Skalierung von +/-8 %, welche durch einen Taster aber auf +/-16 % erhöht werden kann. Auffällig ist, dass es keine Nullpunktrastung gibt und der Fader sehr geschmeidig bedient werden kann, d. h. der Schiebewiderstand ist konstant angenehm. Für das schnelle Zurücksetzen gibt es zudem eine Reset-Taste.
Anschlussseitig hat der SL-1210MK7 aus den Fehlern der Vergangenheit gelernt, denn Cinch, Strom und Erdung sind nun durch eine Aussparung im Gehäuse so angebracht, dass die Kabel je nach Aufstellrichtung gut unter dem Player entlanggeführt werden können. Dazu kommt auch, dass es am MK7 Cinch-Stecker gibt, um das Kabel auch mal wechseln zu können. Den Cinch-Ausgang liefert nur ein Phono-Signal, welches entsprechend noch vorverstärkt werden muss. Auffällig ist, dass Technics für die Erdung ein separates Kabel liefert. Es wird also weiterhin auf die externe Erdung gesetzt, ohne das Kabel in das Cinch-Kabel zu integrieren oder den Player intern zu erden. Letzteres wird von vielen Technikern bei einer Überholung oft modifiziert, jedoch rät Technics strengstens davon ab. Den SL-1210MK7 gibt es übrigens nur in Schwarz, eine silberne Variante gibt es nicht.
Versteckte Features
Der SL-1210MK7 verfügt über weitere Features, die nicht direkt ersichtlich sind. Diese erreicht man über Tastenkombinationen oder über die kleinen Kippschalter unter dem Plattenteller. So lässt sich der Rückwärtslauf des Tellers über die Tastenkombi Start-Stop-Taste und den Geschwindigkeitstasten aktivieren und deaktivieren. Drückt man beide Geschwindigkeitstasten (33 und 45) gleichzeitig, so kann man auch Platten mit 78 U/min abspielen.
Über die verdeckt liegenden Kippschalter lassen sich folgende Funktionen erreichen:
- Änderung der Plattenspielerbeleuchtung zwischen Rot und Blau
- Änderung des Drehmoments in vier Stufen
- Änderung der Abbremsgeschwindigkeit in vier Stufen
Technics SL-1210MK7 Test: In the Mix
Ich habe den SL-1210MK7 sowohl mit normalem Vinyl als auch mit Traktor Scratch getestet. Als Nadel habe ich ein Ortofon Nightclub MK2 benutzt. Das Ganze lag im direkten Vergleich zu einem SL-1210MK2 an einem Xone:96 an.
Ich muss gestehen, dass das Mixing mit dem MK7 unheimlichen Spaß bereitet. Besonders gut kommt hier der Gleichlauf des Motors zur Geltung. Dazu liefert der Pitchfader ein äußerst präzises Ergebnis, was das Arbeiten bei langen Übergängen zu einem wahren Genuss macht. Der Tonarm arbeitet ebenfalls genau. Man spürt hier die Feinheit der Aufhängung und das wunderbar dosierbare Antiskating. Scratching macht mit dem MK7 ebenfalls Spaß, wenn man ein anderes System nutzt (in meinem Fall habe ich dafür ein Stanton 680HP Headshell-System genutzt). Damit deckt der SL-1210MK7 die wesentlichen Sachen fürs reine Mixing mit Bravour ab. Im Vergleich zum MK2 hat der MK7 aber nur im Pitchbereich und im Pitchfaderverhalten die Nase deutlich vorne. Beim Vergleich der Gleichlaufschwankung konnte ich weder mit langen Übergängen noch mit Hilfe von Traktor Scratch Pro Unterschiede feststellen. So viel zur Sonnenseite des Players.
Legt man die Nadel im Stillstand auf und klopft leicht mit dem Finger an das Gehäuse, werden die Welten zwischen dem MK7 und MK2 deutlich. Und leider schneidet der MK7 hier weniger gut ab, da das Gehäuse wesentlich mehr Vibrationen aufnimmt und ins Signal streut. Die Vibrationsabsorbierung arbeitet beim MK2 viel besser. Stellt man beide Player zum Vergleich auf eine Bassbox, so wird das noch deutlicher. Diese Erkenntnis lässt mich zweifeln, ob der SL-1210MK7 einen Platz in der DJ-Kanzel finden wird. Hier schneiden sogar gefühlt Player wie ein Pioneer DJ PLX-1000 oder Denon VL12 besser ab.
Fazit
Nach meinem Test des SL-1210MK7 habe ich gemischte Gefühle. Eigentlich ist es ein toller Turntable, der noch eine kleine Schippe mehr Präzision fürs Mixing liefert. Pitchfader, Motor und Tonarm sind wahrscheinlich das Beste, was es momentan am DJ-Turntable-Markt gibt. Der erweiterte Pitchbereich ist nützlich, aber keine Innovation. Und das einstellbare Drehmoment ist ebenfalls ein willkommenes Features, wenn auch die Bedienung durch versteckte Kippschalter ein wenig fragwürdig ist. Getrübt wird die Gesamterscheinung leider durch das weniger gut absorbierende Gehäuse, was den SL-1210MK7 vielleicht sogar in seiner Nutzungsvielfalt einschränkt. Einen Test in Clubumgebung konnte ich leider nicht durchführen.
Aber auch bei der Inbetriebnahme ist mir an verschiedenen Ecken aufgefallen, dass beim MK7 Eigenschaften hinzugemischt wurden, die ich sonst nur von OEM-Plattenspielern kenne. Dazu gehören das laute Klacken der Nadelbeleuchtung beim Ausfahren, das geringere Gesamtgewicht, das hohl klingende Gehäuse und die dünne Aluminiumhaut der Stroboskoplampe. Oberseitig ist die aufgeraute Faceplate-Oberfläche nicht nach meinem Geschmack, da sie sich nur schwierig reinigen lässt. Das alles fühlt sich beim SL-1210MK2 wertiger an. Damit ist aber nicht gemeint, dass der MK7 schlecht verarbeitet ist. Man bekommt hier immer noch einen Player in hoher Qualität.
Würde ich mich jedoch heute zwischen einem SL-1210MK7 und einem restaurierten MK2 entscheiden müssen, dann würde ich definitiv zum MK2 greifen. Dies ist auch mit dem Anschaffungspreis des SL-1210MK7 von 899 Euro begründet, wohingegen ein SL-1210MK2 in gutem Zustand zwischen 600 und 700 Euro gehandelt wird.
Pro
Gute Verarbeitung
Einstellbares Drehmoment
Präziser Motor
Sehr präziser Pitch
Kontra
Gehäuseisolierung
Kippschalterposition
Preis:
989,00 EUR
Weitere Informationen gibt es auf der Website von Technics.
Alternativen
Denon DJ VL12 (699 EUR)
Pioneer DJ PLX-1000 (599 EUR)
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