Die schwedische Company Tonium präsentierte vor circa 7 Jahren das außergewöhnliche Mixingtool Pacemaker. Diese extrem kompakte Auflegelösung sorgte zwar für Aufsehen, hatte aber wenig Chancen sich gegen die parallel entwickelnde Smartphone-/Tablet-PC-Welt durchzusetzen. Mit einem Neustart als App soll das Konzept wiederbelebt werden, das wir für euch angeschaut haben.
Tonium konzipierte das DJ-Tool Pacemaker als Standalone-Lösung, die in etwa die Größe eines Smartphones hatte und über eine interne Festplatte als Songspeicher verfügte. Über ein Farbdisplay wurden Songdaten und Mixinformationen dargestellt und ein Touchpad inklusive eines zusätzlichen Touchstrips diente zur Manipulation von Songs.
Da die Pacemaker-Entwickler auch nach dem Scheitern der Hardware von ihrem Konzept überzeugt waren, gab es zunächst eine Umsetzung für die BlackBerry-Plattform und jetzt endlich auch eine App für das iPad.
Aufbau
Die als Grundversion kostenlose App Pacemaker bietet zwei virtuelle Mixdecks und kreisförmig angeordnete Bedienelemente. Der Dynamikverlauf der Songs wird oberhalb der Decks eingeblendet und bietet eine grobe Mixhilfe. Eine detaillierte Wellenformdarstellung hingegen gibt es nicht.
Für die digitalen Songs sind zahlreiche Manipulationsmöglichkeiten vorhanden. Diese lassen sich scratchen, pitchen, loopen und mit Effekten bearbeiten. Des Weitern lassen sich taktsynchrone Sprünge innerhalb eines Songs ausführen und Songs mit einem Crossfader überblenden. Für das Cue-ing und Beatmatchen empfiehlt sich der Einsatz eines zusätzlichen Audiosplit-Adapters oder -Kabels, den verschiedene Händler im Internet anbieten. Mit diesem kann das Stereoausgangssignal des iPads in ein Master- und ein Vorhörsignal aufgeteilt werden.
Eine Unterstützung für externe USB-Multikanalaudiointerfaces bietet die App nicht. Für die Songauswahl gibt es einen eigenen Screen. Hier erfolgt der Zugriff auf die iTunes-Bibliothek des iPads und die entsprechenden Playlisten und optional auf das Streamingportal Spotify.
In the Mix
Wie Eingangs bereits angesprochen, können sich interessierte Anwender die Pacemaker App kostenlos aus dem App Store laden und die ersten Mixversuche starten. Richtig Spaß macht es allerdings erst mit den Zusatzfunktionen des „Value Packs“ [1], die es mittlerweile für recht kleines Geld zu kaufen gibt.
Der Mixvorgang startet mit einer automatischen Geschwindigkeitsanalyse für jeden Track, der zuvor noch nicht mit Pacemaker wiedergegeben wurde. Das Ergebnis dieses Analysevorgangs lässt sich nicht manuell anpassen, so dass die Nutzung der Sync-Funktion bei einer nicht stimmigen Tempoermittlung fehlschlägt. In unserem Test gab es allerdings selbst bei rhythmisch komplexen Drum&Bass-Tracks nur wenige Ungenauigkeiten, die der Anwender während des Mixens durch manuelles Pitchen und Pitch-Bends korrigieren muss.
Pro Song kann ein Cue-Punkt gespeichert werden. Mit diesem lässt sich ein Einstartpunkt für einen Mix oder eine prägnante Stelle in einem Song fixieren.
Um ein DJ-Set individuell auszuschmücken gibt es eine Vielzahl kreativer Funktionen. Hierzu zählt die Loopfunktion, die zahlreiche vorgegebene Quantisierungen bereithält, aber auch eine frei kontrollierbare Variante. Letztere rastet im Gegensatz zu den festen Looplängen nicht ein und wird durch eine Kreisbewegung gesteuert.
In der Effektabteilung von Pacemaker gibt es die Vertreter Echo, Roll, Hi-Lo, Reverb und ChopChop und einen Dreibandequalizer. Alle Effekte liefern ein klanglich überzeugendes Ergebnis und lassen sich im Einstellungsfenster der App beliebig in ihrem kreisförmigen Auswahlmenü anordnen. Ihre Steuerung erfolgt durch Drehbewegungen.
Interessante Mixtricks lassen sich zudem mit Beatskip erzielen. Diese Funktion erlaubt das taktgenaue Springen innerhalb eines Songs. In ihrem Auswahlmenü befinden sich Sprunglängen von bis zu +/- 8 Beats, mit denen sich Stutter-Effekte generieren lassen.
In der Anwendungspraxis ergibt sich durch die spezielle Art der Gruppierung und Bedienweise der Parametersteuerungen das Problem, dass man nur sehr eingeschränkt parallele Aktionen ausführen kann. Das im DJ-Alltag nahezu alltägliche Crossfaden von Tracks bei gleichzeitiger Modifikation der Equalizerparameter gelingt mit der App Pacemaker nur durch Fingerakrobatik. Eine parallele Steuerung zusätzlicher kreativer Parameter kann hierbei nicht erfolgen.
Musik aus dem Netz
Viele Musikliebhaber beziehen ihren digitalen Musiknachschub mittlerweile über Downloadshops und Streamingangebote, die per Internet angeboten werden. Pacemaker trägt dieser Entwicklung auf zwei unterschiedlichen Wegen Rechnung. Zum einen können Songs direkt in Apples iTunes-Store gekauft werden.
Zum anderen können DJs mit einem Premiumabo bei Spotify [2] direkt auf den dort verfügbaren Songbestand zugreifen. Zwingend vorausgesetzt wird hierzu allerdings ein kostenpflichtiges Abonnement und eine permanente Internetverbindung. Bei einer Unterbrechung der Internetverbindung wird die Musikwiedergabe angehalten.
Fazit
Den Programmieren von Tonium ist mit der App Pacemaker ein außergewöhnliches DJ-Tool gelungen. Der gewählte Weg ist ein optischer Hingucker, der in der Praxis allerdings einige Limitierungen mit sich bringt und zum aktuellen Zeitpunkt eine professionelle Anwendung der App leider ausschließt. Möglicherweise werden mit späteren Updates MIDI-Controller- und Multikanalaudiointerface-Unterstützungen noch nachgereicht. In einer privaten Anwendung lässt sich die App allerdings bedenkenlos einsetzen und bietet dort jede Menge Spielspaß. DJs, die über einen kostenpflichtigen Spotify-Account verfügen, können durch die Integration dieser Streamingplattform fast jeden Musikwunsch erfüllen.
- Das „Value Pack“ beinhaltet: Loop, Beatskip, Echo, Roll, Reverb und Hi-Lo
- www.spotify.com, 9,99 Euro/Monat.
Hersteller: Pacemaker Music AB
Bezug: App Store
Preis: kostenlos, In-App-Käufe bis zu 4,99 Euro
Version: 1.1.1
Technische Voraussetzungen: iPad mit mindestens iOS 7.0
PLUS
+ innovatives Bedienkonzept
+ gute Effekte (per In-App-Kauf)
+ direkter Zugriff auf Spotify
+ iTunes-Store-Zugriff
+ automatisches und manuelles Beatmatching
MINUS
- parallele Steuerung von mehreren Parametern kaum möglich
- keine Unterstützung für Multikanalaudiointerfaces
Hier geht es zum Hardwaretest von AMAZONA.DE
Alternativen
Preis: 17,99 Euro
Preis: 3,59 Euro
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