Test: Traktor Pro 4 – DJ-Software

Test: Traktor Pro 4 – DJ-Software

Tests. 24. August 2024 | 4,4 / 5,0

Geschrieben von:
Boris Alexander

Die Berliner Softwareschmiede Native Instruments veröffentlicht mit Traktor Pro 4 ein Update, auf das viele schon lange gewartet haben. Mit neuen Features wie flexiblen Beatgrids und integrierter Stems-Separation sowie dem Pattern Player und Maximizer aus dem Abo-Modell Traktor Pro Plus will man die Software wieder in den Fokus der Nutzer:innen rücken. Ob das gelungen ist, erfahrt ihr in diesem Test. 

Quick Facts

  • Professionelle DJ-Software
  • Kontrollierbar mit Controllern und DVS
  • Bis zu vier Decks, Effekte, Loops, Stems
  • Verfügbar für MacOS und Windows
  • Software für alle Könnerstufen

Traktor Historie

Die DJ-Software Traktor blickt auf eine über 20-jährige Geschichte zurück und galt lange Zeit als Innovationstreiber. Das Programm brachte das digitale, computerbasierte Mixen in die Clubs und auf die Festivals, wurde mehrfach umbenannt und um Timecode- und Controller-Steuerung erweitert. Später folgten der Vierdeck-Modus, EQs, Effekte sowie Remix-Decks und Stems und vieles mehr.

Die Verwendung von Stems eröffnete zwar spannende neue Mix-Möglichkeiten, erforderte aber spezielle Files oder den Stem Creator, sodass sich dieses System nicht wirklich durchsetzen konnte. Vor knapp zwei Jahren versuchten die Berliner ihr Glück mit einem Abo-Modell namens Traktor Pro Plus, das gegen eine monatliche oder jährliche Gebühr zusätzliche Features wie einen Pattern Player und den Ozone Maximizer bot.  

Traktor Pro 4

Mit der Veröffentlichung von Traktor Pro 4 wurde das Abonnementmodell Traktor Pro Plus eingestellt (Monatsabo läuft bis Ende August, Jahresabo bis Ende Dezember), die Abonnent:innen erhalten beim Kauf des Updates einen Rabatt. Alle Funktionen von Traktor Pro Plus sind in Traktor Pro 4 enthalten, dazu gibt es weitere Neuerungen, die wir in diesem Test untersucht haben:

  • Neues GUI Design 
  • Flexible Beatgrids
  • Integrierte Stems-Separation
  • Pattern Player (aus Traktor Pro Plus)
  • Ozone Maximizer (aus Traktor Pro Plus)
Traktor Pro 4 Screenshot
Traktor Pro 4 bietet neue Features wie Stems-Separation und flexible Beatgrids, die das kreative Arbeiten vereinfachen.

Praxis

Für unseren Praxistest haben wir Traktor Pro 4 auf einem MacBook Pro M1 installiert und zur Steuerung einen Traktor Kontrol S8 verwendet. Die Software erkennt den Controller und aktiviert automatisch die entsprechenden Controller-Zuweisungen. Native Instruments schreibt auf ihrer Website, dass alle aktuellen Hardware-Controller von Traktor Pro 4 unterstützt werden, ein kurzer Test mit einem Kontrol S3, einem X1 MK3, F1 sowie der DVS-Lösung aus Traktor Kontrol Z2 mit Timecode-CDs bestätigt diese Aussage. Die Installation ist mit wenigen Mausklicks erledigt, eine bereits vorhandene Musikbibliothek kann optional übernommen werden. Verlinkte Videos in einem (abschaltbaren) Startfenster informieren über die neuen Funktionen von Traktor Pro 4. 

Traktor Pro 4 begrüßt seine Nutzer:innen mit einem neuen Look, der uns recht gut gefallen hat, da er etwas cleaner und moderner wirkt als zuvor. Leider gibt es immer noch keine Unterstützung für Retina/HD-Grafiken. Die Grundstruktur der Software wurde nicht angetastet, wer also schon einmal mit Traktor gearbeitet hat, wird sich sofort zurechtfinden. Decks, Effekte, Mixer sowie HotCue-Punkte, Loops, Keycontrols etc. sind an den gewohnten Stellen zu finden.

Songs vorbereiten und mixen

Bei der Songauswahl gibt es im Vergleich zur Vorgängerversion keine wesentlichen Neuerungen. Zur Auswahl stehen lokal gespeicherte Tracks sowie die Streaming-Anbieter Beatport und Beatsource, auf eine Erweiterung um die sonst üblichen Anbieter Soundcloud und Tidal hat Native Instruments verzichtet. 

Für die vorbereitende Songanalyse stehen in Traktor nun die von der Community seit langem gewünschten flexiblen Beatgrids zur Verfügung. Technisch hat der Berliner Hersteller dazu die Grid- und HotCue-Marker voneinander getrennt, sodass sie in separaten Menüs erscheinen. Die flexiblen Beatgrids ermöglichen es, auch Songs mit variablem Tempo oder Temposchwankungen in den Griff zu bekommen. Vollautomatisch geht das allerdings nicht, hier ist echte Handarbeit gefragt. 

Der Vorgang ähnelt dem Setzen von Warp-Markern in Ableton Live und kann je nach Beschaffenheit eines Songs durchaus etwas zeitaufwendiger sein. Die Mühe lohnt sich aber in der Regel, denn man erhält im Anschluss einen Song, der sich problemlos mixen oder mit temposynchronen Effekten kombinieren lässt. In Verbindung mit dem von uns verwendeten Kontrol S8, der ohne Jogwheels auskommt, konnten wir so alte Disco-Beats oder live eingespielte Songs per Sync-Funktion in ein "modernes" DJ-Set mit bis zu vier Decks integrieren. 

Traktor Pro 4 Screenshot
Flexible Beatgrids erlauben das passgenaue Setzen eines Beatrasters bei Songs mit variablem Tempo.

Stems zum kreativen Auflegen

Traktor Pro 4 ist mit einer internen Stem-Separation ausgestattet, die nun ähnlich wie in den Konkurrenzprogrammen Serato DJ Pro, djay Pro, VirtualDJ funktioniert. Man benötigt nicht mehr den Stem-Creator, sondern kann einen beliebigen Track aus der Song Library auswählen und diesen in die Stems Drums, Bass, Instrument und Vocals zerlegen lassen.

Für diesen Vorgang benötigt die Software durchaus einige Minuten, weshalb es sich empfiehlt, die Stem-Zerlegung als vorbereitenden Schritt durchzuführen. Grundsätzlich funktionierte die Analyse in unserem Test aber auch im laufenden Betrieb, ohne dass wir Audioaussetzer oder sonstige Unterbrechungen notieren mussten. 

Die analysierten Tracks werden mit einem entsprechenden Symbol gekennzeichnet und können anschließend als Stems in ein Stem-Deck oder als Stereodatei in ein Track-Deck geladen werden. In den Programmeinstellungen kann gewählt werden, wie das Laden der beiden Versionen (Stems/Tracks) per Controller oder Maus erfolgen soll. Nach dem Laden der Stem-Version können Lautstärke, Filter- und Effektbearbeitungen für die vier Parts individuell gewählt werden. 

Mit den Stems lassen sich sehr einfach Echtzeit-Remixe und Mash-ups realisieren, hier können Beats oder Vocals von verschiedenen Songs neu miteinander kombiniert werden. Ein sehr wichtiges Kriterium für die Nutzbarkeit der Stems ist deren Klangqualität. Diese war anfangs bei vielen Programmen, die eine Onboard-Zerlegung anboten, nicht wirklich überzeugend, da sie von vielen Artefakten durchzogen waren. In Traktor Pro 4 kommen die qualitativ sehr guten Algorithmen von iZotope zum Einsatz, die uns klanglich überzeugt haben. 

Traktor Pro 4 Screenshot
Traktor Pro 4 bietet jetzt eine integrierte Stems-Separation, die Songs in vier Parts aufteilt.

Beats mit dem Pattern Player erzeugen

Der Pattern Player ist ein nettes und einfach zu bedienendes Tool, um mit wenig Aufwand perkussive Sounds für Übergänge oder zur Untermalung von Tracks einzubauen. Er wird in einen Effekt-Slot geladen, kann mit einem Deck synchronisiert werden und bietet einen Step-Sequenzer mit sechzehn Steps, der einen einzelnen Sound triggert. Der Miniplayer ist mit Drumkits von bekannten Künstler:innen wie Dubfire, Chris Liebing, Florian Meindl, Nicole Moudaber bestückt, die praxisgerechte Sounds beinhalten. 

Die integrierten Pattern sowie die Tonhöhe und Ausklingzeit der Sounds lassen sich in Echtzeit verändern. Abgerundet wird das Ganze durch eine Ducking-Funktion. Da jeder Pattern Player immer nur einen Sound abspielen kann, ist der Einsatzbereich natürlich recht eingeschränkt und er ersetzt keine komplexe Drum-Machine. Als Workaround können natürlich mehrere Pattern Player parallel betrieben werden, was aber mit dem Verlust weiterer Effekt-Slots erkauft wird.    

Traktor Pro 4 Screenshot
Der Pattern Player erlaubt das schnelle Generieren von perkussiven Sequenzen.

Ozone Maximizer 

Traktor Pro 4 ist mit dem Ozone Maximizer ausgestattet, der im Preferences-Fenster als Alternative zu den Traktor-Limitern "Classic" und "Transparent" ausgewählt werden kann. Der Maximizer dient zum Abfangen von Peaks, zur Vermeidung von Verzerrungen und Clipping und kann zur Erhöhung der Ausgangslautstärke verwendet werden.

Traktor Pro 4 Maximizer.
Mit dem Ozone Maximizer lässt sich das Ausgangssignal signifikant anheben, ohne dass es zu Übersteuerungen kommt.

Als Presets stehen Fast und Smooth zur Verfügung. Die Bedienung des Maximizers ist sehr einfach gehalten, er wird im Masterpanel aktiviert/deaktiviert, Klang und Lautstärkegewinn überzeugen.   

Alternativen

Fazit

Traktor Pro 4 ist eine gelungene Weiterentwicklung. Endlich bietet die Software flexible Beatgrids, um Songs mit schwankendem Tempo in den Griff zu bekommen, und eine einfachere Möglichkeit, Stems zu erstellen. Das neue Stems-Feature kommt jetzt ohne den externen Stem Creator aus und auch die Klangqualität ist dank der verwendeten iZotope-Algorithmen sehr gut. Echtzeit-Remixe und Mash-ups sind mit Traktor Pro 4 nun einfacher zu realisieren. Mit dem Release der neuen Version hat sich Native Instruments auch vom unbeliebten Traktor Pro Plus Abo verabschiedet und die in diesem Programm enthaltenen Features Pattern Player und Ozone Maximizer ebenfalls in Traktor Pro 4 integriert. Wir können das Update somit allen Traktor User:innen empfehlen, zumal alle aktuellen Controller weiterhin nutzbar sind und der Update-Preis mit 74,50 Euro moderat ist.

Gesamtwertung:
4,5 von 5,0
Qualität:  
4,5 von 5,0
Klang:  
4,5 von 5,0
Preis-Leistung:  
4,5 von 5,0

Pro

Flexible Beatgrids
Stems-Separation einfacher nutzbar
Gut klingende Stems
Pattern Player
Ozone Maximizer

Kontra

Nicht alle Streaming-Anbieter vertreten

Preis:

Weitere Informationen gibt es auf der Website von Native Instruments.

Veröffentlicht in Tests und getaggt mit controller , Digital DJing , flexible Beatgrids , Ozone Maximizer , Pattern Player , STEMS , Timecode , Traktor Pro 4

Deine
Meinung:
Test: Traktor Pro 4 – DJ-Software

Wie findest Du den Artikel?

ø: