Test: TUNA KNOBS - Drehregler für das iPad

Test: TUNA KNOBS - Drehregler für das iPad

Archiv. 27. Februar 2017 | / 5,0

Geschrieben von:
Olaf Hornuf

Zuerst erfindet einer das Tablet, bei dem eine Touch-Oberfläche alles haptische ersetzt. Und dann zieht einer mit Drehknöpfen nach, um die physische Kontrolle zurückzubringen.  Tuna Knobs nennen sich die Teile und ich teste sie mit meinem iPad.

Der Weg zur App

Es ist noch nicht so lange her, dass die Grundlage eines Musikers oder DJs sein Equipment war.  100% Hardware - gern mal groß, häufig teuer und immer unabdingbar. Dann kam der Computer. Egal ob Klangerzeuger, Mischpult oder Effektgerät, alles wanderte als Software auf den Rechner.  Inzwischen werden komplette Studioumgebungen emuliert oder auch das typische DJ-Setup ist im Taschenformat erhältlich.  Zur besseren Kontrolle - der Mensch ist es gewohnt zu drücken oder zu drehen - haben sich dann wieder Controller etabliert. Sozusagen die Fernbedienung für die Software. Zwischenstand: 50% Hardware.

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Ein weiterer Schritt waren Tablets, allen voran das iPad. In den letzten Jahren explodierte die Anzahl der für Musiker oder DJs relevanten Apps nahezu. Einer der Gründe war die Öffnung des iOS-Betriebssystems für Audioanwendungen. Ein anderer die immer besser werdenden Systemvoraussetzungen. Natürlich wurde das Kernfeature eines Tablets, die Bedienbarkeit über eine touchsensitive Oberfläche, bei der Entwicklung von Apps berücksichtigt. Man konnte nun Fader schieben, Gitarrensaiten oder Bongos anschlagen sowie Platten scratchen - ohne all das physisch zu benötigen.  Eins aber war nur halb-spastisch realisierbar: das Regeln eines kleinen Drehknopfes, wie man ihn zum Beispiel vom EQ eines DJ-Mixers kennt oder wie man ihn bei einem Synthesizer findet. Genau an dieser Stelle setzen die Tuna Knobs an.

Die Tuna Knobs

Die Wurzeln des Projekts liegen in der erfolgreich umgesetzten Kickstarter-Kampagne einer kleinen holländischen Firma. Das war im Jahr 2014. Inzwischen sind die Tuna Knobs auch im gut sortierten Fachhandel erhältlich.

tuna-knob-ansicht

Auf den ersten Blick sind die Tuna Knobs herkömmlichen Poti-Kappen ähnlich. Nur, dass diese mit einer kleinen, tellerförmigen Grundplatte ergänzt wurden. Dann ist da noch das System zur Befestigung auf dem Tablet. Das erinnert an die Gummiteile, die an Badfliesen kommen, um Handtücher zu tragen. Wirkungsweise Unterdruck. Der Tuna Knob besteht also aus zwei kombinierten Teilen. In der Höhe misst er etwa zwei Zentimeter, im Durchmesser zehn Millimeter. Gewicht: geschätzte 5 Gramm. Die eigentlich Griffzone des Knobs ist gummiert. Ein ausgesparter, transparenter Kunststoffstreifen hilft bei der Markierung einer Nullstellung.

Theorie

tuna-knobs-detail

Die tellerförmige Basis ist mit 22 Millimeter größer als der eigentliche Knob.  Um es mit der Uhr zu sagen: Von 5 nach 12 bis 5 vor 12 ebenfalls transparent, ist der Teil um "12 Uhr" mit Gummi versehen. Durch das leitfähige Material des Gummis werden Bewegungen des Knobs in Touchgesten übersetzt. Kurz: der Knob ersetzt die Fingerspitze. Der Bewegungsablauf ist damit allerdings viel sensibler in der App umsetzbar.

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Halten tun die Tuna Knobs schon mal, sogar kopfüber.

Die Achse des Knobs beherbergt einen Mechanismus zur Befestigung. Unten ist ein Saugnapf aus Gummi angebracht. Setzt man den Tuna Knob auf eine glatte Fläche, wird die Achse leicht angehoben. Drückt man dann darauf, wird der Tuna Knob auf der Oberfläche "festgesaugt". Die Anbringung auf einem iPad oder sonstigem Tablet funktioniert somit absolut einfach. Zum Lösen muss man den Knob nur leicht seitlich bewegen und schon kann er rückstandsfrei entfernt werden.

tuna-knobs-lieferumfang

Angeboten wird der Tuna Knob - der übrigens mit iOS- und Android-Geräten zusammenarbeitet - in drei Verpackungseinheiten. Zwei Stück zu 25 Euro, vier Stück zu 49 Euro oder sechs Stück inklusive Case für 59 Euro.

Praxis

Populäre Apps, wie Traktor DJ, setzen auf ein "Touch-Bedienkonzept". Dieses vezichtet auf Drehregler. Effekte werden beispielsweise über ein X/Y-Pad gesteuert, die Frequenzbänder des EQ über Fader. In der Konsequenz braucht es keinen Tuna Knob. Anders sieht es bei bekannten Apps zur DAW-Steuerung aus - Touch OSC, Lemur, TouchAble oder MIDI Touch. Auch bei iElectribe oder iDJ2GO ist der Einsatz von Tuna Knobs sinnvoll.

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Tuna Knobs im Test mit iDJ2GO

iDJ2Go ist ein simple DJ-App und meine Testgrundlage. Gain und Equalizer werden hier als Dreheregler dargestellt. Die Befestigung der Tuna Knobs gelingt, wie oben schon beschrieben, mühelos. Etwas problematisch ist der Platzbedarf. Wenn der komplette EQ - Bass, Mid, Treble - über Tuna Knobs gesteuert werden soll, berühren sich die Basisflächen der Knobs. Auch der Abstand zwischen den Reglern ist mit ca. 10mm eher was für schmale Finger.

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Bei der Bedienung ist viel Feingefühl gefragt. Die Tuna Knobs tun erstmal was sie sollen, sie ersetzen die Fingergeste. Für eine möglichst genau Umsetzung muss der Knob aber optimal über dem gesteuerten Element sitzen. Außerdem ist der Druck auf den Knob - der etwas wacklig auf seiner Achse sitzt - nicht unwesentlich für eine direkte Reaktion. Anzunehmen, dass hier Übung den Meister macht. Für den Anfang führt nicht jeder Griff am Regler zum gewünschten Erfolg.

Bei der DJ-App im Test springen aktive Regler bei "Doppelklick" zurück in die Nullstellung. Nutzt man einen Tuna Knob ist diese Option im Wortsinn verbaut. Intuitiv würde ich oben auf den Knob tippen, um "auf Null zu reseten". Leider tut sich da nichts. Wäre vielleicht eine Idee für Tuna Knobs 2.0. Bis dahin muss man mit Gefühl und Konzentration manuell den Nullpunkt finden.

In einem zweiten Versuchsaufbau teste ich die Tuna Knobs mit Midi Touch. Das ist eine App, mit der sich individuelle Controller-Oberflächen erstellen lassen. Auch hier gehören Drehregler zu den Optionen, deren Durchmesser und Platzierung kann frei bestimmt werden. Im Ergebnis ist es wie bei der DJ-App: generell funktioniert es, aber nicht optimal.

Fazit

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Tuna Knobs im Test mit der MIDI Touch App

Die Idee ist super. Zumindest dann, wenn man einem Gerät, welches eigentlich mit Berührungen funktioniert unbedingt einen Adapter überhelfen will. Nichts anderes sind die Tuna Knobs. Für die Zukunft könnte ich mir auch Fader oder Buttons auf dem Prinzip vorstellen. Der Vorteil gegenüber reiner Hardware liegt in der Varibialität eines Tablets bzw. einer App. Der modulare Traum, ihr wisst schon. In der Umsetzung hängt es momentan an der ein oder anderen Stelle. Die Haptik ist da, aber ein physicher Drehregler reagiert direkter. Er sitzt auch fester. Ich sehe wo Tuna Knobs hin wollen, bis zum Zielschild ist es noch ein Stück. Prädikat: Ausbaufähig.

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