Test: UAFX Galaxy 74 Tape Echo and Reverb – Pedal im RE-201-Style

Test: UAFX Galaxy 74 Tape Echo and Reverb – Pedal im RE-201-Style

Tests. 8. Oktober 2024 | 5,0 / 5,0

Geschrieben von:
Kai Dombrowski

Universal Audio präsentierten auf der NAMM 2023 drei neue UAFX-Pedale, darunter das Galaxy 74 Tape Echo mit integriertem Federhall. Hierbei handelt es sich um eine Emulation von Rolands Space Echo, welches als UAD-Plugin bereits seit längerer Zeit verfügbar ist. Die Pedal-Version kommt mit kostenloser App, angepasstem Algorithmus und hat in Sachen Tweakability einige Tricks auf Lager. Das mittlerweile kaum bezahlbare Original RE-201 ist in unzähligen Studios zu finden und besonders im Dub-Bereich ein absoluter Staple. Wie gut das UAFX-Pedal in die spacigen Fußstapfen passt, zeigt dieser Test.

Quick Facts

  • Emulation des Roland RE-201 Bandechos samt Spring Reverb
  • 69-974 ms Delay-Zeit und ein Frequenzgang von 20 Hz bis 20 kHz
  • gebufferter Bypass mit analogem Dry Through
  • Doppelt belegte Potis für mehr Hands-on-Kontrolle
  • Footswitch Controls für Tap Tempo, Hold oder Reverb

UAFX Galaxy 74: Verarbeitung und technische Daten

Das Galaxy 74 Tape Echo von Universal Audio misst 9,2 × 6,5 × 14,1 cm und wiegt 567 g. Das Gehäuse ist aus Metall, überaus solide und hochwertig verarbeitet. Die Fußschalter bestechen durch geräuschloses Ein- und Ausschalten der Delay- und Reverb-Effekte und wirken ebenfalls absolut robust. Die beiden LEDs zum Anzeigen des Bypass-Status oder Tap Tempo sind mit ihrem knalligen Grün auch in tiefster Dunkelheit gut zu erkennen und können je nach Performance-Effekt auch rot leuchten.

Unter den Plastikkappen der sechs Drehregler befinden sich fest verschraubte und stabile Potis, mit angenehm festem Regelweg, sodass das Galaxy 74 in Sachen Haptik und Verarbeitung keinerlei Wünsche offen lässt. Wie so oft, sind auch die Kippschalter des Galaxy 74 Echos als Schwachstelle der Roadtauglichkeit einzuordnen, auch wenn sie vergleichsweise stabil sind und von den umliegenden Potis geschützt werden.

Auf der Rückseite befinden sich die Anschlüsse für Stereo-In und -Out in Form von 6,35 mm Klinkenbuchsen und einer Impedanz von 1 Megaohm (Stereo) und 500 Kiloohm (Mono). Mittels USB-C-Buchse kann ein Rechner angeschlossen werden, um die Firmware des Galaxy 74 Echos upzudaten und via Pairing-Button lässt sich das Pedal mit der kostenlosen UAD Control App verbinden. Die App ist übrigens notwendig, um auf die verschiedenen Performance- und Footswitch-Funktionen zuzugreifen.

UAFX Galaxy 74 Anschlüsse.

Das Pedal erfordert 9 Volt und 400 mA bei Center Negative Polarität. Das passende Netzteil ist im Lieferumfang des Delays enthalten. Mit Buffered Bypass und Analog Dry Through sorgt das Galaxy 74 Echo für effizienten Signalfluss ohne Klangverlust. Dank optionalem Spillover besteht außerdem die Möglichkeit, die Delay-Fahne nach Bypassen des Pedals ausklingen zu lassen.

UAFX Galaxy 74: Die Basic Controls

In der oberen Reihe befinden sich die wichtigsten Regler des Galaxy 74 Echos, nämlich Echo Rate aka Delay Time, Feedback und Echo Volume. In der unteren Reihe gibt es die Space-Echo-typischen Regler für Input Level und Reverb Volume. Im Gegensatz zu herkömmlichen Wet-/Dry-Potis steuern die Volume-Regler des Galaxy 74 Echos übrigens nur die Lautstärke des jeweiligen Effektanteils. Generell ist es schwierig bis unmöglich, den Delay in den Vordergrund zu bekommen, doch dazu später mehr.

Immerhin haben Universal Audio ein 100%-Wet-Setting auf Maximalstellung der Lautstärkeregler versteckt. Via Alt-Switch regeln die unteren Potis außerdem den Bass- und Höhenanteil des Echos sowie das Tape Age. Die beiden Footswitches des UAFX Galaxy Echos runden das Arsenal an Bedienelementen ab: Der linke dient standardmäßig zum Ein- und Ausschalten des Effekts, der rechte ist für Tap-Tempo und das Hold-Feature gedacht. 

UAFX Galaxy 74: Delay Time und Tape Heads

Mit einer Spanne von 69-974 ms Delay-Zeit ist die Range von UAFX Pedal-Version doppelt so groß wie bei Rolands Original. Konkret lassen sich damit mindestens 32tel Noten auf 109 Bpm oder maximal halbe Noten auf 125 Bpm realisieren. Für ein modernes Delay dürfte der Spielraum aber gerne größer sein, besonders nach oben hin. Wer im Frippertronics Stil "loopen" will oder Zen-Delay-mäßige Oszillationseffekte bei kurzen Delay Zeiten sucht, wird hier leider enttäuscht.

Dafür kann das eingegebene Tempo über den Kippschalter zur Auswahl der virtuellen Tape-Heads umgedeutet werden. So spielt Head 1 punktierte 16tel in Relation zur "Master Time", bei Head 2 sind es punktierte Achtel und Head 3 repräsentiert Viertelnoten. Durch die Verwendung mehrerer Heads lassen sich spannende Kombo-Delays im Multitap-Stil erzeugen.

UAFX Galaxy 74 Rückseite.

Der Sound

Die Emulation des warmen, vibigen Sounds von Rolands Space Echo ist Universal Audio absolut gelungen. Die Delays bestechen mit weichem und organischem Klang, der sich herrlich musikalisch unter das Dry-Signal bettet. Bei extremeren Feedback- und/oder Input-Level-Settings fahren die Echo-Fahnen originalgetreu in eine analog anmutende Bandsättigung, die sich hervorragend für sphärische Übergänge eignet. Apropos originalgetreu: Wie es sich für ein Bandecho gehört, dauert es auch beim UAFX Galaxy 74 einen Moment, bis sich die Delay Time auf einen neuen Regelwert einstellt.

Das liegt an der Simulation von gradueller Tape-Beschleunigung bzw. Drosselung, was mit (meistens) wunderschönen Pitch-Glides quittiert wird. Das Tape-Age-Poti, welches den Alterungsprozess des analogen Magnetbandes emulieren soll, kommt hingegen ziemlich underwhelming daher. Theoretisch erzeugen höhere Settings wärmere und weniger definierte Wiederholungen mit zunehmender Gleichlaufschwankung. In der Praxis sind entlang des Regelwegs jedoch nur wenig hörbare Unterschiede zu verzeichnen. 

Bei den Reglern für Bass- und Höhenanteil sieht das zum Glück anders aus: Settings unterhalb der 12-Uhr-Position schwächen den jeweiligen Frequenzbereich ab, oberhalb der Mittelstellung werden Treble bzw. Bass durch die entsprechenden Regler verstärkt. Die Veränderungen des Klangspektrums sind sehr deutlich über den gesamten Regelweg zu erkennen: Von Wiederholungen, die heller klingen als das Direktsignal und sich beinahe glitzernd über das eingeschleifte Audiomaterial legen, bis hin zu Bassschüben, die den Klang von unten andicken, ist alles möglich.

Die Treble- und Basspotis bilden die wohl effektivsten Sounddesign-Werkzeuge des Galaxy Echos und liefern Klangfärbungsoptionen, die mit nur einem Tone-Regler nicht realisierbar wären. Platz zwei geht an die dynamisch implementierte Bandsättigung. Hier gibt es jedoch Abstriche, weil lautere Delay-Klänge nicht ohne Verzerrung zu erzeugen sind. Da wäre ein Mix-Regler statt schnödem Volume praktischer. Insgesamt ist der Sound des Pedals ziemlich festgefahren, wenngleich auf herrlich klingender Art und Weise. 

Der Reverb

Der Reverb ist einem Federhall nachempfunden, dessen Springiness mittels Dwell Regler verstärkt bzw. abgeschwächt werden kann. Das ist überaus nützlich, weil das Rasseln der Federn analog zum Input Level zunimmt. Wer beispielsweise viel Tape Distortion, aber weniger "boink" vom Reverb will, findet die Lösung in Form von geringeren Dwell Settings. Einstellungsmöglichkeiten für Decay Time, Tone oder gar Predelay wären zwar ein Segen, sind beim Galaxy 74 aber leider Fehlanzeige.

Fairerweise gilt es jedoch zu erwähnen, dass sowohl das Original als auch die vielen Imitationen nur Reverblevel regeln können, weshalb der Hall von "Space Echos" in der Regel die klangliche Achillesferse darstellt. Trotz Dwell-Poti ist das bei UAFX' Galaxy Echo leider nicht anders: Kurze, Attack-reiche Sounds wie Drums, Percussion oder Stabsynths regen den virtuellen Springtank wunderbar an und bekommen eine schöne, Slapback-mäßige Tiefe. Weichere Klänge werden von der metallischen Midrange des kurzen Federhalls eher matschig, besonders bei ungezähmtem Dwell-Anteil.    

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Mehr Informationen

UAFX Control App und Performance FX

Die App ist 35 MB groß und lässt sich aus dem App Store herunterladen. Zum Starten der Software wird ein Universal-Audio-Account benötigt, nach dem Einloggen gilt es, das Galaxy 74 Tape Echo zu registrieren. Die Kommunikation zwischen Gadget und Pedal erfolgt via Bluetooth, die entsprechende Zugriffsberechtigung sollte also unbedingt erteilt werden. Auf der Hauptseite der App lassen sich das Abklingverhalten der Trails sowie die Zuweisung der Fußschalter einstellen.

Beispielsweise kann der Tap-Tempo-Taster auch genutzt werden, um den Reverb zuzuschalten. Wer Gitarre spielt, freut sich wahrscheinlich besonders über diese Möglichkeit, weil dann der Hall als Grundsound an bleiben kann und das Delay bei Bedarf dazu geswitcht wird. Der Nachteil an der Sache: Das Ganze geht auf Kosten der Tap-Tempo-Funktion, die sich in diesem Betriebsmodus nicht mehr verwenden lässt. 

Das Hold-Feature aka der Performance Mode wird ebenfalls per App gesetzt. Zur Auswahl stehen ein Feedbackswell sowie die Modulation der Echo Rate. Letztere ramped die Delay Time wahlweise rauf oder runter, was wie oben beschrieben für steigende bzw. fallende Pitch Sweeps sorgt. Leider kehrt die Delay-Time nach Loslassen des Hold-Tasters relativ schnell zum Ausgangswert zurück, ansonsten ließe sich der Effekt für seichte Schwankungen nutzen, so wie wenn Nils Frahm ins Band seiner Tapemachine greift.

Die Time-Modulation lässt sich dafür mit dem Feedbackswell kombinieren, aber aufgepasst, dabei kann es schnell sehr laut werden! Im Vergleich zu anderen UAFX-Pedals hat die App für das Galaxy 74 jedoch relativ wenig zu bieten. Beispielsweise gibt es beim Del-Verb zahlreiche Extra-Voicings, mit denen beispielsweise die Modulationsart des Delays oder der Decay und Predelay des Halls variiert werden können.   

UAFX Galaxy 74: Alternativen

Fazit

Das Wichtigste vorab: Universal Audio haben den legendären Klang von Rolands RE-201 Space Echo in absolut zufriedenstellendem Maß eingefangen und in ein überaus road-taugliches Gehäuse gepfercht. Die Nachteile von analogem Gear bezüglich Wartungsanfälligkeit und Störgeräuschen wurden beim Galaxy Echo 74 komplett eliminiert und was bleibt, ist der gewünschte Vintage-Sound gepaart mit moderner Cleanliness und physischer Langlebigkeit. Dafür, dass das Galaxy 74 „nur“ eine Tape-Echo-Emulation ist, sind knapp 400 Euro jedoch ganz schön viel Geld. Besonders vor dem Hintergrund, dass andere Pedals aus der UAFX-Reihe deutlich vielseitiger daherkommen. Die Kombination mit der UAD-Control-App geht beim Galaxy Echo leider auch nicht so ganz auf. Utility-Funktionen wie die Möglichkeit, Reverb und Delay über die beiden Footswitches separat anzusteuern, sind zwar sehr hilfreich und die Performance Modes eine nette Spielerei, andere Pedals haben hier jedoch deutlich mehr zu bieten. Generell ist es schlichtweg mühselig, ständig ein Smartphone mit dem Pedal zu verbinden, um an die gewünschten Settings zu kommen. Früher ging sowas durchs Gedrückthalten des Footswitches beim Powerup (back in my day meme). In Sachen Regler-Zahl ist die Hands-on-Kontrolle des Galaxy Echo dafür angenehm breit aufgestellt. Klar wäre mehr Zugriff auf den Hall schön und auch das Tape-Age-Poti könnte gerne mehr zum Klangergebnis beitragen, doch für das, was es ist, nämlich eine Emulation des klassischen RE-201, ist alles Notwendige vorhanden. Außerdem soll es ja auch Leute geben, die sich einfach so über guten Sound freuen, ohne dass zunächst 1000 Regler getweakt werden müssen. Wer zu dieser Kategorie gehört, das Geld übrig hat und ein hochwertiges Pedal mit hervorragend klingender Bandecho-Emulation sucht, sollte UAFX Galaxy 74 Tape Echo and Reverb definitiv auschecken.

Gesamtwertung:
4,5 von 5,0
Qualität:  
4,5 von 5,0
Klang:  
5,0 von 5,0
Preis-Leistung:  
4,5 von 5,0

Pro

Gelungene Emulation des RE-201 Space Echos
Überragender Sound
Ideal für Dub und Ambient
Spannende Utility via Control App

Kontra

Control App notwendig für alle Features

Preis:

279 EUR

Weitere Informationen gibt es auf der Website von Universal Audio.

Veröffentlicht in Tests und getaggt mit Galaxy 74 , Galaxy Tape Echo , Pedal , Spring Reverb , Tape Delay Emulation , UAFX

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