Wer schonmal eine Tasche von UDG angefasst hat, wird bestätigen: Bei der Verarbeitungsqualität werden selbst bäuchige, bärtige DJs plötzlich zu untergewichtigen Millionärstöchtern im Handtaschenladen. Schwarze, wertige, bestens gepolsterte Fetischobjekte, die das Arbeitswerkzeug sicher vor dem meisten Gefahren schützen, denen man auf Reisen so begegnen kann. Vor vielen Jahren, als man noch mit diesen schwarzen Plastikscheiben auflegte, habe ich mal einen UDG Trolley hinten an mein Hollandrad gebunden. Und dann bin ich mit 20 Kilo Vinyl in diesem "Anhänger" quer durch die Stadt und zurück gebrettert. Danach musste ich nur die Matsch-Spritzer abwischen, da sah man nichts mehr von meinem Ausflug.
Als UDG dann kürzlich diesen Laptop & Controller Ständer ankündigte, war mein Vertrauensvorschuss so groß, dass ich ihn ungesehen gekauft hätte. Allerdings ist "ungesehen kaufen" ja selten eine gute Idee, und ich bin froh, dass ich den Ständer erstmal ausgiebig testen konnte.
MATERIAL & VERABEITUNG
"High quality aircraft grade anodized aluminium". Yeah, Flugzeug, Aluminium. Mit den gleichen Schweißnähten wie die Fußballtore im Barca Stadion. Genau dass, was man braucht, wenn man im Wasserturm Eisenberg überleben will. Wenn man das Teil zum ersten Mal aus seiner liebevollen Verpackung holt, versteht man viel besser, warum der Preis dreistellig ist. Perfekt verarbeitetes schwarzes Aluminium wohin das Auge blickt. Schön geschwungene Schnellspanner und gerändelte Muttern auf der Gegenseite, schöner kann man mit dem Material nicht arbeiten. Neben der obersten Etage auf der Controller oder Laptop sicheren Halt finden, kann man ein halbes Stockwerk tiefer auch noch ein zusätzliches Tablett befestigen. Wer mit externen Soundkarten auflegt, wird es zu schätzen wissen, wenn man sie dort geschützt vor der Biersuppe ablegen kann.
Zusammengefaltet passt das alles wunderbar in die mitgelieferte Neoprenhülle, damit Euer Equipment nicht verkratzt. Aus dem gleichen Grund sind die Kontaktpunkte des Creator Stands mit Boden und den Geräten weich mit Moosgummi und Gummipuffern eingepackt.
Bei genauerem Hinsehen stellt man dann zwar fest, dass die lange Feststell-Mutter, mit der die Höhe und das seitliche Schwenken geregelt wird, doch aus Plastik hergestellt ist. Und an dieser Stelle findet man auch den ersten Makel des UDG Stand, doch dazu später mehr.
Bei so viel Lob wird es Zeit, endlich mal über den Elefanten im Raum zu sprechen. Der heißt Crane und wurde vor ein paar Jahren bekannt mit perfekt verarbeiteten schwarzen Alu-Laptopständern zum Zusammenklappen. Nebeneinander gestellt sieht das dann so aus:
Da es nun ganz augenscheinlich ein paar Ähnlichkeiten zwischen diesen beiden Ständern gibt, schicken wir den UDG Creator Stand direkt in den Ring gegen den Crane Stand.
IN DER PRAXIS
Nachdem man den UDG Ständer aus seiner weichen Neoprenhülle holt, kann der Aufbau beginnen.
Der Crane Stand Pro kommt nur mit einer schlecht verarbeiteten Plastikstoff-Tasche, die bei mir nach ein paar Wochen total ausfranste und nun unbenutzbar ist.
UDG 1 : 0 Crane
Zum Aufklappen der Ständer löst man die silbernen Schnellspanner. Beim Crane kann man die einzelnen Teile des Ständers dann frei bewegen, in Position bringen und durch das Schließen des Schnellspanners fixieren.
Beim UDG ist die Beweglichkeit zunächst eingeschränkt, man muss schon etwas Kraft aufbringen, um Füße und oberes Tablett bewegen zu können. Zusätzlich kracht es noch, wenn man dann endlich fest genug gedrückt hat. Das kann zart besaitete Minimal DJs beim ersten Mal erschrecken. Da der UDG Ständer aber so unzerstörbar wirkt, hat man schon beim zweiten Mal keine Skrupel mehr.
Positiv an dieser Friktion in den Gelenken ist, dass sich die Teile auch dann nicht gegeneinander bewegen, wenn man den Schnellspanner mal nicht so fest angezogen hat. Beim Crane Stand ist es unbedingt erforderlich, den Schnellspanner so fest wie möglich anzuziehen. Sonst passiert es schnell, dass der Ständer durch die Vibrationen im Club zusammenklappt.
Ein weiterer Unterschied beim Aufbau des UDG ist, dass der Fußteil zweigeteilt ist. Wenn es beim Crane reicht, den einzigen Fuß einfach in der richtigen Position zu fixieren, so benötigt man beim UDG Stand eine ebene Fläche oder sehr viel Fingerspitzengefühl, damit man die beiden Füße auch wirklich auf einer Ebene fixiert. Sonst wackelt es anschließend beim Auflegen.
Wenn ich bei Wetten-dass 100 Laptop Ständer in 2 Minuten aufbauen müsste, würde ich mich für den Crane entscheiden. Dementsprechend geht diese Runde an Crane.
UDG 1 : 1 Crane
Wenn er denn erstmal an seinem Platz steht, kann der UDG Creator Stand endlich zum Konter ansetzen. Durch den schwenkbaren Mittelteil lässt sich die obere Ebene beliebig nach rechts oder links drehen. "Kampf dem Serato Face", dieser Sticker könnte auf der Verpackung prangen. Erfahrungsgemäß schaut man nämlich öfter mal zum Publikum, wenn man den Laptop nicht direkt im Blickfeld stehen hat. Und auch bei engen DJ Kabinen mit wenig Stellfläche ergeben sich durch diese Flexibilität ganz neue Möglichkeiten. Zu guter Letzt lässt sich auch noch die Länge des Mittelteils verändern, sodass man entweder drunter noch viel Platz zum Plattenkratzen oder Controllerdrücken, oder aber eine geringe Bauhöhe für eine aufgeräumte Bühnenerscheinung hat.
Und somit fällt in der 83. Minute ein wohlverdienter Treffer für UDG:
UDG 2 : 1 Crane
Allerdings freut sich UDG zu früh, wenn sie denken, sie könnten den Sieg jetzt einfach so nach Hause schaukeln. Genau beim Schaukeln nämlich passiert ihnen ein grober Schnitzer: Die lange silberne Mutter, mit der man die Höhe und den seitlichen Schwenkwinkel einstellen kann, ist nicht fest genug angezogen. Beim Zurückschwenken des oberen Tabletts löst sich die Klemmung und mit einem ordentlichen Geschepper rutscht der obere Teil nach unten. Da kann man froh sein, wenn man noch genug Platz für z.B. den Plattenspieler hat, sonst kratzt der Ständer auf dem Vinyl. Wie sich herausstellt, ist die Mutter für die Höhenverstellung äußerst sensibel und muss jederzeit bombenfest angezogen werden. Sonst löst sie sich beim seitlichen Verdrehen. Leider ist das verwendete Plastik nicht besonders griffig, da wünsche ich mir eine Alu-Version, genauso schön gerändelt wie die anderen Muttern am UDG Stand. Nach diesem Patzer in der letzten Minute lautet der Endstand:
UDG 2 : 2 Crane
FAZIT
Auch wenn der Sieg zum Greifen nah war: Die Schwächen im Detail des UDG Creator Stand lassen diesen Kampf der besten Laptop-Ständer der Welt unentschieden ausgehen. Eigentlich sollten die zusätzliche Flexibilität und die Features den Konkurrenten des UDG alt aussehen lassen. Doch die Hakeligkeit beim Auf- und Abbau und die wenig verlässliche Klemmung an der Höhenverstellung verhindern den Sieg des Newcomers.
Doch all das ist Jammern auf hohem Niveau: Unterm Strich bekommt man mit dem UDG Creator Stand einen Ständer, den man vermutlich seinen Kindern vererben kann, weil nicht abzusehen ist, wann er überhaupt mal seinen Geist aufgeben soll. Und was den relativ hohen Preis angeht, so sollte man bedenken: "Wer billig kauft, kauft doppelt".
Preis: ca. 149.- Euro
Lieferzeit: sofort
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