Der Schweizer Hersteller Varia Instruments bietet ab sofort den vierkanaligen Rotary-DJ-Mixer RDM40 an, der als BTO-Gerät exklusiv im Direktvertrieb erhältlich ist. Der Zwei-Mann-Betrieb bestehend aus den Technik- und Musikenthusiasten Simon Schär und Marcel Schneider ergänzt sein kleines aber feines Portfolio, das einen weiteren Rotary-Mixer und Plattenspielergewichte umfasst, um das insgesamt vierte Produkt. Bereits ein erster Blick auf den RDM40 verrät, hier wurde etwas ganz Besonderes geschaffen.
Überblick
Der RDM40 von Varia Instruments ist mit einem außergewöhnlichen Design versehen und zudem als Rotary-Mixer ausgeführt. Rotary-Mixer sind mit Drehreglern statt Kanalfadern ausgestattet und sprechen aufgrund ihrer besonderen Bedienung eine spezielle DJ-Gruppe an. Der RDM40 setzt komplett auf Analogtechnik und verzichtet auf digitale Zusatzausstattungen. Neben einer vorbildlichen Verarbeitung punktet der Mixer mit einem robusten Metallgehäuse, das 345 x 360 x 190 Millimeter misst und 5,5 Kilogramm wiegt. Das Gerät wird nach Überweisung einer Anzahlung von 1000 CHF in Handarbeit gefertigt und kostet insgesamt 3490 CHF (ca. 3160 Euro), dazu kommen 19 % Einfuhrumsatzsteuer und Versandkosten.
Ausstattung
Der RDM40 ist ein Vierkanalbolide, dessen Gehäuse und Bedienelemente schon rein optisch in kein DJ-Mixer-Standardschema passen, sondern eher an die Synthesizer-Legenden von Korg oder Moog erinnern. Das Hauptbedienfeld ist leicht angewinkelt und beherbergt vier klar strukturierte Kanalzüge, wobei die Anordnung der Bedienelemente nicht dem üblichen vertikalen Aufbauschema entspricht.
Dreiband-Isolatorpotis sowie Gain- und Send-Regler sind wie die Augen auf einem Würfel platziert, in der Praxis gewöhnt man sich daran recht schnell an diese Besonderheit. Die optische Pegelüberwachung in den Kanälen gelingt mittels LEDs, grün illuminierte PFL-Taster dienen zur Aktivierung der Cue-Funktion. Große Potis übernehmen die Lautstärkeregelung, einen Crossfader zum Überblenden gibt es nicht. Oberhalb der Kanäle befinden sich drei weitere große Potis, die zur Kontrolle des dreibandigen Masterisolators dienen.
Hinter dem Hauptbedienfeld befindet sich eine ebenfalls angewinkelte Stirnplatte, die leicht erreichbare Quellenwahlschalter sowie Master-, (House-,) Booth- und Recording-Regler beherbergt. Zudem lassen sich hier bequem die Kopfhörersignale und das Return-Signal kontrollieren. In der Mitte der Platte sind zwei beleuchtete VU-Pegelanzeigen verbaut, die wahlweise das Master- oder Cue-Signal anzeigen und alleine optisch schon ein Hingucker sind.
Anschlüsse
Auf der Rückseite des Varia Instruments RDM40 befinden sich die Eingänge der vier Kanäle. Die Kanäle eins bis drei sind mit Phono- und Line-Eingängen ausgestattet, für den vierten Kanal gibt es eine Line- und eine XLR-Mikrofonbuchse. Zur Ausgabe der Mastersignale stehen symmetrische XLR-Buchsen parat und die Booth-Signale werden, ebenfalls symmetrisch, über Klinkenbuchsen an Monitorboxen gesendet. Für das Mitschneiden von DJ-Sets steht ein Cinch-Paar bereit. Wer sein Setup durch ein externes Effektgerät erweitern möchte, nutzt die Send-/Return-Klinkenbuchsen.
Praxis
Der Varia RDM40 bietet einen schlüssigen, einfach strukturierten Aufbau ohne Konfigurationsmenüs, sodass Basiskenntnisse ausreichen sollten, um den Mixer verkabeln und nutzen zu können. Der Mixer kann dank professioneller Anschlüsse problemlos an eine PA oder Studioanlage angeschlossen werden und bietet zahlreiche Anschlussoptionen für Zuspieler wie Plattenspieler, Mediaplayer, Controller, Soundkarten und ein Mikrofon.
Um den Pegelhub in den Kanalzügen zu überwachen, orientiert man sich zunächst an den verbauten LEDs, die bis zu einem Pegel von 0 dBr grün und bei Übersteuerungen rot leuchten. Für weitere Feinabstimmungen lassen sich die analogen Pegelanzeigen nutzen, die wahlweise das Cue- oder Mastersignal anzeigen. Die hierzu benötigten Cue-Taster lassen sich durch kurzes Drücken einrasten oder durch Gedrückthalten temporär in Aktion versetzen.
Für meinen Praxischeck habe ich analoge und digitale Tracks von verschiedenen Playern und aus dem Computer durch den RDM40 gejagt und mich von dem analogen Charme verzaubern lassen. Die Klangformungen mit den Kanal- und Masterisolatoren machen großen Spaß und laden dazu ein, einem DJ-Set einen sehr lebendigen Stempel aufzudrücken. Spannend fand ich vor allem die Modifikation der Mitten, da man hier gemeinsam mit einer Bassauslöschung interessant klingende Breaks und Überleitungen kreieren kann. Insgesamt klingen die Isolatoren aber auch nie aufdringlich oder harsch, sondern harmonisch und warm, ganz gleich welches Band reingedreht wird.
Die Masterisolatoren packen mit 24 dB/Oktave etwas kräftiger zu als die Kanalisolatoren, welche mit 12 dB/Oktave zu Werke gehen. Da sich die Isolatoren zudem hinsichtlich der Frequenzbereiche für die Bass-, Mitten- und Höhen-Bänder unterscheiden, bietet sich auch ein gemeinsamer Einsatz an, der zu interessanten Resultaten führt. Die Isolatoren löschen bei Linksdrehung das entsprechende Band komplett aus und heben die Signale mit maximal 9 dB an.
Neben dem Klang überzeugt auch die Haptik der Drehregler, sodass Eingriffe in die Frequenzen gezielt möglich sind. Das Überblenden der Songs gelingt sehr feinfühlig, hier kann man Tracks fast schon organisch miteinander verschmelzen lassen.
Erweiterungen
Da der RDM40 über eine Send-Return-Schleife verfügt, können externe DJ-Effektgeräte recht einfach eingebunden werden. Klassiker wie das Kaoss Pad von Korg oder Spezialisten wie das Zen Delay von Erica Synths & Ninja Tune seien hier als Beispiele zur Erweiterung des kreativen Arsenals genannt.
Ein Mikrofon für Wort- und Gesangsbeiträge lässt sich ebenfalls an das Mischpult anschließen, hier sollte man berücksichtigen, dass keine Phantomspeisung verfügbar ist, wobei gebräuchliche Bühnenmikros wie das Sure SM58 oder andere dynamische Vertreter diese Funktion ohnehin nicht benötigen. Die eingehenden Signale lassen sich mit bis zu 46 dB ausreichend verstärken, ein 100-Hz- Hochpassfilter, das bei Bedarf deaktivierbar ist, eliminiert tiefe Sounds zuverlässig. „Moderne“ Features wie Talkvover gibt es nicht.
Fazit
Der RDM40 von Varia Instruments ist ein analoger Rotary-DJ-Mixer, der mit sehr viel Liebe zum Detail gefertigt wurde und großen Retro-Charme versprüht. Der Mixer ist keine Allzweckwaffe mit integrierter Soundkarte oder Controllerfunktionen, sondern ein analoges Schmuckstück, das sich an Klangpurist:innen und DJs richtet, die fließende Übergänge präferieren. Das Auflegen mit dem sehr einfach bedienbaren Vierkanäler hat mir sehr gut gefallen, da es sehr unaufgeregt und harmonisch vonstatten geht. Die verbauten Isolatoren in den Kanalzügen und in der Mastersektion greifen sehr sanft in das Frequenzbild ein und erlauben wohlklingende Klangformungen. Mixer wie der handgefertigte RDM40 haben natürlich einen recht hohen Preis, dafür erhält der:die Käufer:in aber auch ein sehr exklusives Gerät, das nicht nur im Einsatz, sondern auch als Designobjekt im heimischen Wohnzimmer eine gute Figur macht. DJs, die einen besonderen Mixer suchen und sich mit dem Rotary-Konzept anfreunden können, sollten ein Auge auf diesen Boliden aus der Schweiz werfen.
Pro
Einzigartiges Design
Hervorragender Klang
Gut abgestimmte Isolatoren (Kanal & Master)
Hochwertige Haptik
Retro-Charme
Einfache Bedienung
Kontra
Nichts
Preis:
3160 EUR (+ Einfuhrumsatzsteuer und Versand)
Weitere Informationen gibt es auf der Website von Varia Instruments.
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