DJ-Effektgeräte: Die besten im Überblick | 2024
In Zeiten, in denen DJ-Mixer und DJ-Software bereits Effekte an Bord haben, fragt man sich vielleicht, ob externe DJ-Effektgeräte überhaupt Sinn ergeben. Die Anschaffung ist schließlich mit zusätzlichen Kosten verbunden, die je nach Effektgerät auch höher ausfallen können. Außerdem schafft man sich für Gigs mehr Ballast an, der auch noch verkabelt werden möchte. Warum aber nutzen dann so viele externe DJ-Effektgeräte?
Einer der Gründe ist, dass sich externe Effektgeräte klanglich von den integrierten Effekten in Mischpulten und Softwares unterscheiden und man sich so von der Masse abhebt. Das macht es wiederum interessant, auch andere Effekte die z. B. ursprünglich für Gitarren gedacht waren zu nutzen und mit ihnen zu experimentieren. Wir haben uns deswegen die gängigsten DJ-Effektgeräte für herausgesucht und stellen diese hier vor.
Korg Kaoss Pad KP3+
Der japanische Hersteller Korg bietet neben Synthesizern und Keyboards mit dem Kaoss Pad KP3+ ein bewährtes Gerät aus der Klasse der DJ-Effektgeräte an, dass eine intuitive Steuerung per X/Y-Touchpad erlaubt. Insgesamt bekommt man für sein Geld 150 Effekte, darunter verschiedene Delays, Reverbs, Filter, Looper und Vocoder-Effekte. Teilweise können die Effekte auch per LFO-Parameter moduliert werden. Das Touchpad liefert bei Berührung auch ein visuelles Feedback, sodass man über das darüberliegende Grid nicht nur Bewegungsabläufe verinnerlichen, sondern am Gerät auch aufnehmen kann. Effekte können mit der Hold-Funktion festgehalten werden und der FX-Release Fader sorgt für eine manuell einstellbare Ausklangphase. Das Kaoss Pad KP3+ bietet neben Effekten auch einen kleinen Sampler, der über vier Bänke zum Samplen und Overdubben einlädt. Damit können Samples bis 16 Bars aufgenommen werden, die entweder als One-Shot oder Loop funktionieren.
Dank eines SD-Kartenslots können auch Samples transferiert werden. Dies geschieht über einen Software-Editor, den Korg kostenlos bereitstellt. Zusätzlich gibt es aber auch noch ein paar Synthsounds an Bord des Kaoss Pad KP3+, mit denen kleinere Fingerdrumming-Aktionen oder Atmosounds möglich sind. Damit die Effekte mit anderen Soundquellen im Sync bleiben, gibt es auf der Rückseite MIDI-Buchsen. Darüber hinaus kann die BPM entweder automatisch per Tap oder Drehregler eingestellt werden. Das Kaoss Pad KP3+ besitzt auf der Vorderseite jeweils einen Mikrofoneingang und einen Kopfhörerausgang, sodass man es auch bequem als Stand-Alone-Gerät nutzen kann. Der Vorteil des Kaoss Pad KP3+ liegt darin, dass es sehr einfach zu bedienen ist, gut klingt und dementsprechend sowohl für Einsteiger als auch erfahrene User geeignet ist. Zwar ist das Kaoss Pad offiziell nicht mehr erhältlich, aber man findet es in größerer Menge leicht bei den einschlägigen digitalen Kleinanzeigen.
Teile Elektronik keinedelay
Das keinedelay ist ein kleines DJ-Effektgerät, das auf einem Tape Delay Algorithmus basiert. Die unter keinemusik-Artist Rampa initiierte Berliner Firma Teile Elektronik (hier im Interview) hat das kleine Effektgerät, dessen Idee auf dem Boss RV-6 basiert, in Eigenregie von Grund auf neu entwickelt, um es für DJ-Zwecke einzusetzen. Auf der kleinen Metallkiste findet man die typischen Parameter-Regler für Dry/Wet, Feedback und die Delay-Zeit. Der Effekt kann wahlweise mit dem Mix-Wet-Schalter entweder komplett mit dem Eingangssignal oder nur als Effektsignal ausgegeben werden, letzteres eignet sich für die typische Send-Return-Schleife an einem DJ-Mixer. Die Delay-Zeit ist durch einen Regler in Millisekunden-Bereiche aufgeteilt, in denen man mit dem Time-Regler letztendlich herumfahren kann, bis man das gewünschten Delay-Intervall erreicht hat. Loops sind dementsprechend auch einstellbar. Eine weitere Besonderheit auf dem keinedelay Gehäuse ist die Einstreu-Art des Effektes.
Man kann ihn entweder dauerhaft einschalten und den Effektanteil dann am Mixer mit dem Send-Regler steuern oder für den Schnellzugriff auf die Taste "MOM" (steht für Momentary) drücken, wenn der Effekt nur so lange vorhanden sein soll, wie die Taste gedrückt bleibt. Dies vereinfacht es zum Beispiel, wenn man den Effekt präzise auf ein Trackelement setzen möchte. Zu guter Letzt kann man mit einem Wahlschalter zwischen einer analogen oder digitalen Soundcharakteristik wählen. "Analog" sorgt hier für eine "Andreckung" des Signals. Die Vorteile des keinedelays liegen in seiner kompakten und robusten Bauweise. Die Entwickler haben hier sowohl bei den Hardwarekomponenten als auch beim Klang auf höchste Qualität gesetzt.
Strymon Big Sky
Der Big Sky von Strymon ist ein Reverb, den man eigentlich als Gitarreneffekt nutzt, das erkennt man sofort an den drei robusten Fußschaltern aus Metall. Das Effektgerät mit insgesamt zwölf verschiedenen Hall-Versionen kann aber durchaus im Studio oder über eine Send-Return-Schleife als DJ-Effektgerät eingesetzt werden. Zur Auswahl gibt es verschiedene Plate-, Spring- oder auch Room-Reverbs, die man mit weiteren Parameter-Reglern wie Decay oder Pre-Delay einstellen kann, zusätzlich lässt sich der Klang der Hallfahne über Regler wie "Tone" oder "Mod" justieren. Ist der gewünschte Effekt fertiggebastelt, lässt er sich auch über den Value-Regler im Gerät speichern. Auf diese Weise kann man sich bis zu 300 Presets zurechtlegen.
Über die drei Fußschalter hat man die Möglichkeit, sich drei verschiedene Effekte vorab zurechtzulegen ohne jedesmal am Gerät nach Alternativen suchen zu müssen. Bei gedrücktem Schalter lässt sich der Effekt außerdem einfrieren. Der Strymon Big Sky lässt sich dank seiner MIDI-Buchsen komplett mit einem Controller fernsteuern. Unter der Haube arbeitet ein Ultra Low Noise Converter mit 24 Bit und 96 kHz, der Klang der Reverbs öffnet Ohren neue Sphären, wobei die Verarbeitung und Anschlussmöglichkeiten tadellos sind.
Erica Synths Zen Delay
Erica Synths und Ninja Tunes haben hier nicht das Rad neu erfunden, sondern mit besonderem Fokus auf Sound und Bedienbarkeit ein echt starkes Echogerät erschaffen, das sich ideal als DJ-Effektgerät "missbrauchen lässt". Der Zen Delay bietet vielleicht nicht die extravagantesten Einstellungsmöglichkeiten oder innovative Delay-Algorithmen, aber das, was er macht, macht er ausgesprochen gut. Gefühlt grenzenlose Delay-Zeiten, hochauflösende DSP-Sounds, extrem musikalische Filter und angenehm aufbrechende Röhrenzerre wirken auf Papier wahrscheinlich relativ unspektakulär. Doch im praktischen Gebrauch fällt auf, wie viel Liebe in den Details steckt, sodass aus vermeintlich banalen Features jede Menge Musik geschöpft werden kann, ohne das Gefühl zu haben, das Ergebnis vom Hersteller vorgekaut zu bekommen.
Nimmt man die gleichermaßen schicke wie stabile Verarbeitung hinzu, bleiben kaum Aspekte, in denen der Zen Delay nicht überzeugt. Zögern lässt höchstens der UVP, denn Konkurrenten wie Strymon warten bei ähnlichem Preis mit mehr Features auf, sind aber dafür eben komplett digital. Hier kann über die angekündigten Algo-Updates mit neuen Delay Modes natürlich entgegengesteuert werden. Delay Nerds mit entsprechendem Geldbeutel kommen aber auch jetzt schon voll auf ihre Kosten und für die DJ-Booth ist das Zen Delay ein richtiger Boutique-Faktor, ohm!
Pioneer DJ RMX-1000
Die Pioneer Remixstation RMX-1000 ist nicht nur eines der beliebtesten DJ-Effektgeräte, sondern beinhaltet noch zusätzlich einen kleinen Sampler und eine Mini Drum Machine. Als Effekte (Scene FX) stehen BPF Echo, Echo, Noise, Spiral Up, Reverb Up auf dem oberen Ring und HPF Echo, LPF Echo, Crush Echo, Spiral Down und Reverb Down auf dem unteren Ring bereit. Damit lassen sich sehr einfach Build-Ups und Break-Downs kreieren. Über einen 3-Band-Isolator mit großen griffigen Reglern kann man außerdem die Effekte in ihrem Frequenzgang beeinflussen, darüber hinaus bietet der Isolator noch weitere Effekte wie z. B. einen Gater oder Rolls an, um Signale noch weiter zu zerhacken. Mit dem integrierten Sampler lassen sich über vier Bänke zusätzlich Samples in den Mix triggern. Die Samples können mittels SD-Karte getauscht werden, damit man hier auch seine persönliche Note einbauen kann. Damit das ganze stets im Takt bleibt, verfügt die RMX-1000 sowohl über einen BPM-Zähler als auch einen Quantisierungsmodus.
Mit der integrierten Mini Drum Machine hat man die Möglichkeit, kleine Beats zu erstellen, die man im Loop dann dem Mix beistreut. Dies geschieht entweder über die Onboard Drumsounds oder eigene Samples, die sich über einen Software-Editor austauschen lassen. Neben dem Einsatz im DJ-Bereich kann man die RMX-1000 auch als Controller für das RMX-Plugin im Studio nutzen. Auf diese Weise kann man auf die gleichen Effekte in einer DAW für Produktionen zurückgreifen. Die RMX-1000 ist ein sehr übersichtlich gehaltenes Effekt- und Remix Tool, das sich auch ohne große Vorkenntnisse intuitiv bedienen lässt, das Bedienen der Regler und Tasten wird auf jeden Fall Resultate liefern, sodass der Spielspaß direkt beginnt. Im Großen und Ganzen dient die RMX-1000 dazu, Übergänge und Breaks kreativ zu gestalten. Die üblichen Verdächtigen namens Phaser und Flanger wird man an der RMX-1000 aber vermissen.
Korg mini kaoss pad 2S
Das Korg mini kaosspad 2S ist ein kleines handliches Effektgerät im Hosentaschenformat, dass zusätzlich einen kleinen Sampler an Bord hat. Es besitzt ganze 100 Effekte, die wie beim großen Bruder Kaosspad 3+ über ein Touch-Feld per Fingergeste gesteuert werden. Unter den Effekten findet man Filter, LFOs, Delays, Reverbs, Looper, Vocoder und sogar ein paar Synthsounds. Bei den Loops gibt es vorgefertigte Beats für Genres wie House, Elektro, Hip Hop, Breaks und Drum & Bass. Mit dem mini kaoss pad 2S lassen sich Aufnahmen über den Line-Eingang oder das interne Mikrofon machen, die auf einer auswechselbaren Mini SD-Karte gespeichert werden können. Und da man alles Aufgenommene auch wieder abspielen kann, könnte man das mini kaoss pad 2S auch als einfachen Musik-Player nutzen. Der Sound kann dann entweder über Kopfhörer (Mini-Klinke-Ausgang) oder den integrierten Lautsprecher abgehört werden. Dank des Batteriebetriebs lässt sich das kleine Effektgerät flexibel einsetzen, ein optional erhältliches Netzteil macht vor allem im Studio oder in der Booth Sinn.
Neben seiner Mobilität trumpft das mini kaoss pad 2S durch den Klang seiner Effekte auf: Man mag kaum glauben, was dieses kleine Ding von sich gibt, wenn man es an einen Mixer angeschlossen hat. Der Sampler eignet sich fürs Recorden von Signalen mit einer Länge von 10 Sek. Damit lassen sich entweder Sachen einsprechen oder Audiosignale über den Line-Eingang mitschneiden. Die Samples können danach entsprechend als One-Shot oder Loop abgespielt werden. Der Vorteil des Korg mini kaoss pad 2S liegt in seiner für DJ-Effektgeräte herausragenden Kompaktheit und den gut klingenden Effekten, die sich direkt als Send/Return nutzen lassen. Der Sampler ist eher rudimentär ausgestattet und an das interne Mikrofon sollte man keine zu hohen Erwartungen stellen. Alles in Allem bekommt man aber für gerade mal 130 Euro enorm viele und gut klingende Effekte. Da die Menüführung sehr verschachtelt ist, lohnt sich ein Blick in die Bedienungsanleitung, um das volle Potential ausschöpfen zu können.
DJ-Effektgeräte: Fazit
Trotz der fortschrittlichen Integration von Effekten in DJ-Mixer und Software, behaupten externe DJ-Effektgeräte ihren Platz im Setup vieler DJs. Geräte wie das Korg Kaoss Pad KP3+, Teile Elektronik keinedelay, Strymon Big Sky, Erica Synths Zen Delay, Pioneer DJ RMX-1000 und das Korg mini kaoss pad 2S bieten Möglichkeiten, die sich von internen Lösungen unterscheiden und zu spontaner Kreativität anregen. Und: Sie ermöglichen es, sich durch experimentelle Sounds und Performance-Tools von der DJ-Masse abzuheben. Die Vorteile dieser Geräte liegen in ihrer intuitiven Bedienung, der haptischen Steuerung und der Fähigkeit, Live-Performances on the fly dynamischer und individueller zu gestalten. Obwohl externe Effektgeräte zusätzlichen Aufwand in Form von Kosten und Transport bedeuten, rechtfertigt das ihre Anschaffung für viele DJs.
0 Kommentare zu "DJ-Effektgeräte: Die besten im Überblick | 2024"