Universal Music hat Spotify und Apple Music aufgefordert gegen KI-generierte Musik vorzugehen

Universal Music hat Spotify und Apple Music aufgefordert gegen KI-generierte Musik vorzugehen

News. 19. April 2023 | / 5,0

Geschrieben von:
Mathias Walter

Die Universal Music Group hat einen KI-Song von den großen Streaming-Plattformen löschen lassen. Das Major-Label hat weitere Schritte gegen KI-Musik von Spotify und Co. gefordert. 

Am Wochenende ist ein Rap-Song einer KI auf Social Media viral gegangen. Über 15 Millionen Aufrufe bekam der Song 'Heart On My Sleeve' alleine auf TikTok. Hinter dem Lied steckt laut einer Recherche des Twitter-Users "Mitchell Cohen" vermutlich das SaaS-Unternehmen Laylo. Auch wenn die Aktion nur eine Marketing-Gag von Laylo war, darf die Bedeutung des Songs nicht unterschätzt werden. 'Heart On My Sleeve' ist eine Fake-Kollaboration zwischen zwei der aktuell erfolgreichsten Musikern der Welt: Drake und The Weeknd. Eine KI hat die Stimmen der beiden Kanadier anhand von ihren zahlreichen Songs analysiert und war dadurch in der Lage, mit den geklonten Stimmen eigene Songs zu erzeugen. Genau bei diesem Punkt hat Universal große Bedenken.

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Universal mit Brief an Streaming-Plattformen

Die Universal Music Group (UMG), die etwa ein Drittel des weltweiten Musikmarktes kontrolliert, sorgt sich zunehmend um KI-Bots. Unternehmen die auf KI setzen, hatten Zugriff auf die riesigen Datenbanken von Streamingdiensten wie Spotify und Apple Music. Dabei ließen sie ihre KI auf den Katalogen von UMG "trainieren", um die Stimmen von Musiker:innen zu imitieren. Laut der Financial Times (Paywall) wurden dafür allerdings nicht die "erforderlichen Zustimmungen" eingeholt. Das war dem Major-Label ein Dorn im Auge. "Wir werden nicht zögern, Maßnahmen zu ergreifen, um unsere Rechte und die unserer Künstler zu schützen", schrieb UMG im März in E-Mails an Online-Plattformen wie der FT. Auch Billboard verifizierte die Echtheit der Mails.

"Wir sind darauf aufmerksam geworden, dass bestimmte KI-Systeme mit urheberrechtlich geschütztem Material trainiert wurden, ohne die benötigte Zustimmung dafür zu haben, oder den Rechteinhaber:innen, die nötige finanzielle Entschädigung zukommen zu lassen." Dabei sind die Grenzen aktuell nicht ersichtlich. Vor allem in der Popmusik wird es in Zukunft viel mehr KI-Songs geben. Dabei ist es möglich mit der Fake-Stimme von Bruno Mars im Stile von Taylor Swift einen Song zu erzeugen. Die Texte können von einem Gangster-Rapper übernommen werden. Der richtige Umgang mit diesen Werkzeugen muss erst noch gefunden werden. "Diese nächste Generation der Technologie wirft erhebliche Probleme auf", sagte eine mit der Situation vertraute Person. "Ein Großteil der [generativen KI] wird auf populäre Musik trainiert."

Viele rechtlichen Fragen ungeklärt

In Folge dessen wurden einige KI-Songs, auch der viral gegangene Track von KI-Drake und KI-The Weeknd, von Streaming-Plattformen gelöscht. Die Rechtslage zur Nutzung von KI und urheberrechtlich geschütztem Material ist derzeit allerdings unklar und ungelöst. Wer ist der oder die Urheber:in eines KI-Songs mit Stimm-Material von echten Stars? Die Person hinter ‘Heart On My Sleeve’ wollte sich auf jeden Fall rechtlich absichern und hat ausdrücklich darauf hingewiesen, dass Drake und The Weeknd nicht an der Entstehung des Liedes beteiligt waren. Dadurch können sich die Urheber:innen vor möglichen Klagen wegen "Passing Off" schützen, bei denen sie davon profitieren würden, dass sie das Publikum durch Vortäuschen eines Originals täuschen.

Einen Kampf gegen den technologischen Fortschritt wird Universal allerdings nicht anstreben. Die Entwicklung lasse sich grundsätzlich nicht aufhalten. Klare Regeln und das Schaffen eines Bewusstseins für mögliche Konsequenzen scheint allerdings alternativlos zu sein. Laut dem 'XXL-Magazin' habe Universal bereits mit künstlicher Intelligenz gearbeitet. "Der Erfolg von UMG ist zum Teil darauf zurückzuführen, dass wir uns neue Technologien zu eigen machen und sie für unsere Künstler einsetzen - wie wir es mit unseren eigenen Innovationen im Bereich der KI schon seit einiger Zeit tun. Das Training generativer KI mit der Musik unserer Künstler sowie die Verfügbarkeit rechtsverletzender Inhalte, die mit generativer KI auf DSPs erstellt wurden, wirft jedoch die Frage auf, auf welcher Seite der Geschichte alle Beteiligten im Musik-Ökosystem stehen wollen: auf der Seite der Künstler, der Fans und des menschlichen kreativen Ausdrucks oder auf der Seite der Fälschungen, des Betrugs und der Verweigerung der den Künstlern zustehenden Vergütung."

Zahlreiche KI-Programme sind in Entwicklung

Derzeit sind mehrere verschiedene KI-Musikprojekte in der Entwicklung. Ein bekanntes Programm trägt den Titel "PluggingAI". Dort können Tracks hochgeladen werden, die nach der Bearbeiten klingen als würde Künstler:in A die Lieder von Künstler:in B singen. Mit Spannung verfolgt David Guetta das Thema KI. Er nutzte vor kurzem in einem seiner Sets ein Sample eines Fake-Eminems. "Ich bin sicher, dass die Zukunft der Musik in der KI liegt. Ganz sicher. Daran gibt es keinen Zweifel. Aber als Werkzeug", sagte er darauf angesprochen. Schon vor Jahren sorgte die Künstlerin Holly Herndon für Aufsehen, als sie ihre Stimme einer KI zugänglich machte.

Google arbeitet derzeit an dem Musik Programm 'MusicLM', bei dem durch Texteingaben Musikinhalte generiert werden. Google hat das Produkt jedoch nicht freigegeben, nachdem Google-Forscher:innen ein "Risiko der potenziellen Zweckentfremdung von kreativen Inhalten" festgestellt haben. Die Forscher:innen stellten fest, dass etwa 1 Prozent der erzeugten Musik eine direkte Kopie urheberrechtlich geschützter Werke war, und kamen zu dem Schluss, dass vor der Freigabe von MusicLM weitere Arbeiten erforderlich sind, um "diese Risiken zu bewältigen".

Veröffentlicht in News und getaggt mit David Guetta , Drake , google , Künstliche Intelligenz , The Weeknd , Universal

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