Up and Coming: Pacific Coliseum – Formen der Nostalgie

Up and Coming: Pacific Coliseum – Formen der Nostalgie

Features. 15. September 2019 | / 5,0

Geschrieben von:
Simon Ackers

ENGLISH VERSION BELOW

 

House, Disco, Ambient, New Age, Synth Pop. Die Liste der Genres, die Pacific Coliseum unter sich vereint, ist lang. 2018 machte der Kanadier mit seinem Debütalbum 'Ocean City' und vor allem mit dem gleichnamigen Track auf sich aufmerksam. Er gehört zu einer neuen Generation der elektronischen Musik, die sich mit Freuden durch die Geschichte der Musik gräbt und dabei Neues entstehen lässt. Seine Musik strömt Nostalgie aus, verortet sich gleichsam aber im Hier und Jetzt. Organische Samples werden kombiniert mit Synthesizer-Flächen und verbinden sich zu einer einnehmenden Bescheidenheit. Musik ohne große Gesten und Attitüden, in der Wirkung dafür umso größer. In unserem neuen Up And Coming sprachen wir mit Pacific Coliseum über seine Einflüsse, spontanen Erfolg und sein neues Album.

 

Du deckst mit deiner Musik einen großen Bereich an Sounds und Genres ab. Wie würdest du selbst den Sound von Pacific Coliseum beschreiben und was sind deine größten Einflüsse?

Das Erste, was mir bei meiner Musik als Pacific Coliseum einfällt, ist das Wort Sonnenuntergang. Es ist Musik, die sehr gut in ein "Sonnenuntergang-Set" passt. Ob von einem DJ gespielt oder Musik, die du einfach abends beim Kochen hörst. Ich wurde dabei sehr stark von Leuten wie Mark Barrott oder Jose Padilla beeinflusst, die wirklich herausragend darin sind, diesen Moment in ihrer Musik und ihren Mixen festzuhalten.

Darüber hinaus habe ich mich viel von der Rhythm Section International Discographie beeinflussen lassen, als ich meine erste LP gemacht habe. 'Canvas' von Duke Hugh lief zu dieser Zeit durchgehend bei mir und ich habe versucht einen ähnlichen Vibe einzufangen. Das gleiche gilt für die Melody As Truth Discographie. Johnny Nash ist einer meiner musikalischen Helden, was man auf dem neuen Album noch mehr hören wird.

 

Dein Track 'Ocean City' hat sich zu einem ziemlichen Hit auf YouTube entwickelt. Wann hast du realisiert, dass der im Internet gerade einschlägt und wie fühlst du dich dabei?

Das kam ziemlich, ziemlich unerwartet für mich (lacht). Ehrlich gesagt: vieles an dem Erfolg des Projekts hat mich sehr überrascht, allerdings war es eine sehr schöne Überraschung. Ich mache jetzt schon relativ lange Musik, aber ich könnte nie vorhersagen, ob und wie irgendetwas davon bei den Leuten ankommt. Ich weiß nur eins: Ich hatte sehr viel Spaß daran, diesen Track zu machen. Und meistens sind die Tracks, an denen ich am liebsten gearbeitet habe, diejenigen, die die Leute am besten finden. An dieser Stelle muss ich mich aber auch bei Coastal Haze und Slav bedanken. Ohne die hätte dieser Track niemals diese Reichweite gehabt.

 

Vor Pacific Coliseum hast du als Teen Daze Musik gemacht und machst es auch immer noch. Warum hast du PC hinzugefügt und wie trennst du die beiden voneinander?

Seit ich Musik mache, hatte ich immer verschiedene Pseudonyme, deswegen war es für mich ganz natürlich, diese beiden zu trennen. Ich glaube auch, dass Namen verschiedene natürliche Voraussetzungen hervorrufen. Sich ein neues Pseudonym für Ocean City zu machen, hat wahrscheinlich viele Leute zu meiner Musik gebracht, die es nicht gehört hätten, wenn ich es als Teen Daze veröffentlicht hätte. So läuft das nun mal. Außerdem liebe ich es, zwischen den Identitäten zu wechseln. Wenn ich keine Lust mehr auf einen bestimmten Sound habe, macht es viel Spaß, zu wechseln und sich auf einer anderen Seite meiner Kreativität auszutoben.

 

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Jetzt kommt deine zweite LP Blue Universe. Auf Instagram hast du erzählt, dass das Album in zwei Jahren entstanden ist, während du auf Reisen warst. Kannst du uns mehr darüber verraten, wie und wo die LP entstanden ist?

Es war ein deutlich langsamerer Prozess, als ich es sonst gewohnt bin, was, denke ich, ein gutes Zeichen ist. Angefangen hat es 2017 als ich meine Asien-Tour mit Teen Daze beendet hatte. Die endete in Singapur, und meine Frau und ich entschieden uns dazu, auf unserem Weg nach Hause noch zwei weitere Wochen Urlaub zu machen. Unser erster Halt war in Bali, eine Region namens Ubud. Ich hatte mein ganzes Equipment von der Tour dabei und so konnte ich in unserem Hotelzimmer ein kleines Pop-Up-Studio aufbauen. Wenn meine Frau geschlafen hat oder wir uns im Zimmer ausgeruht haben, habe ich kleine Ideen aufgenommen und sie viel mit Field Recordings, die ich in der Umgebung gemacht hatte, gemixt. Zuhause angekommen habe die Sessions dann wieder geöffnet, es waren nur so vier oder fünf, und einige Synthie Layer eingespielt.

Von da an lagen die Tracks aber zunächst wieder auf der Festplatte, weil ich wieder als Teen Daze auf Tour gegangen bin. 2018 habe ich dann auch erstmal an einem Teen Daze Album gearbeitet, welches diesen April erschienen ist. Erst letzten Sommer, als ich mit meiner Frau durch Spanien und Portugal gereist bin, kamen mir Ideen, wie ich Blue Universe beenden könnte. Am Ende habe ich dann ca. 50 verschiedene Tracks gemacht, um die Lücken des Albums perfekt zu füllen. Das Album ist sehr ruhig geworden mit sehr wenig Drums, außer ein paar Hand-Percussions, und ich wollte auch keinen Song hinzufügen, der diese Atmosphäre aufbricht.

Im Endeffekt ist dieses Album an fünf verschiedenen Orten entstanden: Bali, Los Angeles, Mallorca, Lissabon und hier bei mir zu Hause in British Columbia, und ich denke, dass dieses Thema sehr gut zu hören ist. Ich wollte etwas machen, das die Orte und Erfahrungen, die wir dort gemacht haben, beschreibt. Ich wollte, dass 'Hotel' so klingt wie ein entspannter Nachmittag in Bali. 'To Los Angeles' sollte sich so anfühlen wie eine milde Nacht in L.A., in der man durch die Stadt fährt. 'Home' beschreibt dann das Gefühl von Behaglichkeit und Ruhe, das man spürt, wenn man nach einem langen Trip wieder nach Hause kommt.

 

Derzeit gibt es einen großen Boom rund um New Age/Ambient Musik, Tapes und eine gewisse Form der Nostalgie. Etwas, das sich auch in deiner Musik finden lässt. Woher, glaubst du, kommt dieser Hype?

Na ja, ich bin definitiv diesem Hype erlegen (lacht). Mehr als alles liebe ich die Art und Weise, wie diese Musik klingt und sich anfühlt. Über den ganzen Hype und den Wettbewerb, wer jetzt die seltensten Sachen findet, liebe ich einfach vieles an dieser Musik und was sie umgibt. Ich denke den meisten, die in dieser Ecke unterwegs sind, geht es da so wie mir. Davon abgesehen macht die Jagd natürlich auch viel Spaß. Sich durch 1-Dollar-Kisten zu wühlen und dann nur anhand des Covers etwas zu finden, was tatsächlich gut klingt, ist sehr befriedigend. Am Ende des Tages gewinnen alle, wenn die ganzen Labels und Kuratoren Musik beleuchten, die lange Zeit vergessen wurde.

 

Zu guter Letzt, was ist für dich der beste Ort auf der Welt, um Musik zu machen?

Ich denke, so langweilig wie die Antwort klingen mag, am besten arbeite ich bei mir zu Hause. Vieles an meiner Musik ist ein Versuch, Gefühle und Erfahrungen in meinen Gedanken neu zu erschaffen. Das geht am leichtesten, wenn ich an einem komfortablen Ort bin. Es ist immer sehr inspirierend zu reisen und neue Orte kennenzulernen, und am besten lassen sich diese Momente zusammenfügen, wenn ich zu Hause bin.

 

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ENGLISH VERSION

 

House, Disco, Ambient, New Age, Synth Pop. The list of genres that Pacific Coliseum combines is long. In 2018, the Canadian musician caught attention with his debut record Ocean City. He is part of a new generation of electronic musicians who like to dig through the history of music, in order to create something new. There is a gentle waft of nostalgia to his music, that always lives in the here and now. Organic samples connected with warm synthesizers are combined with an engaging modesty. Music without big gestures and attitude, but even bigger in its effect. In our new Up And Coming, we talked to Pacific Coliseum about his influences, unexpected success and his new record.

 

You cover a lot of different genres and sounds on your records. How would you describe the sound of Pacific Coliseum, and what are your major influences?

The first word that comes to mind with my music as Pacific Coliseum is "sunset". It's music that would fit into a "sunset set" of some sorts. Whether you're seeing a DJ play at sunset, or if you're just listening to music while you're making dinner. I've also just been so strongly influenced by guys like Mark Barrott and Jose Padilla, who totally excel at capturing that moment in their music and mixes.

Aside from that, I took a lot of influence from the Rhythm Section International discography when I was working on the first LP. I was listening to 'Canvas' by Duke Hugh on repeat at that time, and was really trying to capture some of those same vibes. Same with the Melody As Truth discography. Jonny Nash is one of my musical heroes, which you'll hear a lot more of when this new record comes out.

 

Your track Ocean City became quite a hit on YouTube. When did you realize, that it is about to blow up on the internet, and how do you feel about it?

That was very, very unexpected (laughing). Truthfully, a lot of the success that this project has had has come as a surprise to me, albeit a very welcome one! I've been making music for a long time, and I still feel like I can't predict when something will really get through to people. I do know this: I had a lot of fun while I was making that track, and the tracks that I enjoy working on the most tend to be the ones that people also enjoy the most. Also, I really have to shout out Coastal Haze and Slav if I'm talking about that track. It wouldn't have nearly the reach were it not for them.

 

Before Pacific Coliseum you made music as Teen Daze and you still do. Why did you add PC and how do you separate them from each other?

For as long as I've been working on music, I've always had different pseudonyms and side-projects, so it felt natural to separate the two. I also think there can be some natural presuppositions with names, and making a new pseudonym for Ocean City probably introduced a lot of people to my music that may have passed it over if it was released by Teen Daze. It's just the way it is. I also just love being able to switch between identities. If I get tired of making a certain type of sound or working in a certain form, it's fun to just switch and exercise a different part of my creativity.

 

 

Now you come up with your second LP Blue Universe. On Instagram you said that it took two years to make the record while you were traveling. Can you give us any more details about how and where that record was made?

Yeah, it's been a slower process than I'm used to, which I think is a good thing. It started in 2017, when I finished a tour in Asia with my other project, Teen Daze. Our last stop was in Singapore, and my wife and I decided that from Singapore we would spend a couple weeks vacationing on our way home. Our first stop was in Bali, in an area called Ubud. I had all the gear I was traveling with from the tour, so in our hotel room I would set up a small popup studio space. If my wife was taking a nap, or if we were relaxing in the room, I would record some ideas, and usually blend in some of the field recordings that I would take when we were out exploring. When we got home from the trip, I opened up those sessions, there were probably only four or five, added some extra layers with some of the synths I didn't have with me. From there, the tracks sat on a hard drive while I spent most of the rest of the year on tour as Teen Daze.

As the new year started, I started working on new ideas for a Teen Daze record, which was eventually released this past April, and honestly, this new Pacific Coliseum album took a backseat. It was when I was traveling through Spain and Portugal with my wife, last summer, that I started having ideas for how to finish off the record. When we arrived back home, I started working on music that would hopefully wrap up the LP. I ended up making probably close to 50 tracks, trying to perfectly fill the spots that needed filling. The album is very peaceful, quiet, with very little drums, except for some hand percussions, and I didn't want to add a song that would take away from that feeling. Finally, everything came together earlier this year!

I ended up working on the album in five different places, Bali, Los Angeles, Mallorca, Lisbon and here at home in British Columbia, and I think that's a theme that comes through the record. I wanted to try and create something that showcased these places we were experiencing. I wanted 'Hotel' to sound like a lazy afternoon in Bali, 'To Los Angeles' to feel like a balmy night in L.A., driving across the city, 'Home' to feel like that feeling of comfort and peace that only comes with arriving home after a long trip away.

 

In recent times, there is quite a boom for new age/ambient music, tapes, and a certain form of nostalgia. Something your music is nodding to as well, with it’s organic touch. Where do you think this hype comes from?

Well, I've definitely bought into the hype (laughing). More than anything, I just love the way the music sounds and feels. Over all the hype, or any sort of feeling of competition for who can find the rarest thing, I really just love a lot of this music, and with this type of music. I think most of the people excited about these releases feel the same. That being said, the hunt is also incredibly fun. Digging through dollar bins is really fun, and the feeling of finding something that does actual sound great, based off of just a record sleeve is a really satisfying feeling. At the end of the day, if these labels and curators can shine a light on beautiful sounds that have gone unnoticed, I think everyone wins.

 

At last, what is the most inspiring place on earth to make music?

I think, as boring of an answer as this might be, I'll always work best in a home studio. So much of my music is an attempt to recreate a feeling or experience in my memory, and it comes so easy when I'm in a comfortable place. I'll always be inspired when I'm travelling, out in the world experiencing new places, and I think the best way to synthesize those inspiring moments is to do so at home.

 

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