Up and Coming: Sound Transmissions – Breakbeats und IDM in Eigenregie

Up and Coming: Sound Transmissions – Breakbeats und IDM in Eigenregie

Features. 20. Juni 2021 | / 5,0

Geschrieben von:
Simon Ackers

In Eigenregie einfach machen! So könnte man den Grundsatz hinter dem Label Sound Transmissions beschreiben, wobei ... so ganz allein läuft es dort nicht ab. Etwas verkitscht könnte man hier den schönen Songtitel „With a little help from my friends“ der Beatles bemühen. Gemeinsam mit Designer Stephan Kraus hat sich White Afghani, der zuvor unter anderem beim Kölner Label Noorden veröffentlichte, mit dem neuen Imprint ins Ungewisse gestürzt, schafft sich dadurch aber auch viele Freiheiten in der Umsetzung eigener Visionen. Wie diese Aussehen, wie aus der Idee konkrete Releases wurden und wie die Zukunft von Sound Transmissions aussieht, erfahrt ihr in unserem Gespräch mit Labelgründer White Afghani.

Du hast ja bereits vorher unter anderem bei Labels wie Noorden Musik veröffentlicht. Wie kam es jetzt zu der Idee, ein eigenes Label zu gründen?

Das klingt vielleicht ein bisschen abgedroschen, aber es war bereits seit einigen Jahren mein Traum, ein eigenes Label zu gründen. Ausschlaggebend dafür war die Tatsache, dass es einfach echt viel gute unveröffentlichte Musik da draußen gibt, die noch niemand kennt.

Das ganze Label baut auf einem starken DIY-Charakter auf, der vor allem für die Finanzierungen und Umsetzung der Releases, Artworks und Masterings eine große Rolle spielt. Wie sieht die grundsätzliche Struktur bei Sound Transmissions aus, um das alles zu stemmen?

Bei Sound Transmissions ist alles sehr klein und freundschaftlich. Das Label funktioniert nur, weil ich total motivierte Freunde um mich habe, auf die ich mich verlassen kann und die Bock haben, dieses Projekt zusammen umzusetzen. Da wären zum Beispiel die Jungs von Ausschussware Studios, die für das Mastering unserer Tracks zuständig sind. Ausschussware Studios setzt sich zusammen aus Jonas Lux und Ruben List: zwei Freunde aus meiner Zeit in Köln, mit denen ich schon die ein oder andere unvergessliche Partynacht erleben und veranstalten durfte. Nikolai Schirrmeister ist ein Freund von mir aus Paderborn, der mir immer bei den Texten für die Releases hilft und Stephan Kraus mein Mann für alles, was das Design des Labels angeht. Er hat dem Label ein Gesicht gegeben und überzeugt mich jedes Mal mit neuem Input und ohne ihn würde ich wahrscheinlich immer noch in meinem Zimmer sitzen und darüber nachdenken, ob ich wirklich ein Label gründen soll. Bestimmt hätte ich meine „Photoshop-Philipp“ Kenntnisse ausgepackt, selbst rumgebastelt und wäre am Ende nie zufrieden gewesen. Wie auch immer. Ich habe Stephan glücklicherweise über meine Mitbewohnerin kennengelernt und da er selbst auch Musik produziert, haben wir uns in der ersten Zeit sehr viel über Musik ausgetauscht, bis ich ihn dann in mein Vorhaben eingeweiht habe und er direkt zugesagt hat. Seitdem teile ich nahezu alles Organisatorische mit ihm und frage ihn oft nach Rat. Ich selbst versuche, mich ein bisschen um das große Ganze zu kümmern sowie um all die umfangreichen Dinge, die nebenbei anfallen.

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Klanglich findet man auf Sound Transmissions trotz erst drei Releases bereits eine große Bandbreite, wobei sich ein leichter Fokus auf Breakbeats und IDM nicht verstecken lässt. Was sind da deine eigenen musikalischen Vorbilder und vor allem nach welchen Kriterien suchst du die Artists für das Label aus?

Das stimmt. Breakbeats sind meine ewige Liebe und IDM ein Musikgenre, das ich erst vor ein paar Jahren kennengelernt habe und an dessen Rhythmen ich mich einfach nicht satthören kann. Ich selbst höre total unterschiedliche Musik aus egal welchen Genres. Wenn ich aber meine Inspirationen aus der elektronischen Musikszene benennen müsste, dann zählen Aphex Twin, René Pawlowitz, SCNTST/Skee Mask, Modeselektor, John Beltran und Leon Vynehall sicher zu den Größten. Sound Transmissions bewegt sich primär in und zwischen den Genres Techno, Breakbeat, IDM, Ambient und Experimental. Da ich eine sehr konkrete Vorstellung von dem habe, was ich musikalisch gut finde und was nicht, entscheide ich mich immer sehr intuitiv. Ich verbringe auch einfach sehr viel Zeit mit Musik hören und lerne dabei ganz unterschiedliche Künstler kennen, die ich dann oft kontaktiere – ausgenommen von einigen Freunden, die sich auch schon auf dem Label verewigt haben. So ist zum Beispiel auch das letzte Release von Curios aus Philadelphia zustandegekommen. Ich habe ihn auf einer Various Artist Compilation vom dem Label N49 aus Barcelona entdeckt und dann einfach angeschrieben und gefragt, ob er eine EP bei uns veröffentlichen will.

Das erste Release kam im Juni 2020 – eine Zeit, in der es der Musikbranche euphemistisch gesagt aufgrund der Pandemie nicht gut ging. Hast du überlegt, den Start des Labels noch zu verschieben oder war das trotzdem nie ein Thema für dich?

Ich denke, die ganzen Überraschungen, die die letzten Monate für uns bereithielten, hätten tatsächlich nichts daran geändert. Da Sound Transmissions anfangs sowieso aus Gründen der Finanzierbarkeit als digital only Label geplant war, ergab sich daraus auch kein großes Risiko. Ich wollte das jetzt einfach endlich mal durchziehen, sonst überlegt man Ende wieder ewig darüber nach und es passiert dann doch nichts.

White Afghani (l) und Stephan Kraus.

Anfangs hattet ihr einen relativ dicht getakteten Output, etwa alle zwei Monate erschien eine neue EP. Jetzt ist längere Zeit etwas Ruhe eingekehrt, was hat es damit auf sich?

Ja, das lag daran, dass ich auf einem Haufen guter Tracks saß, die an das Licht der Öffentlichkeit mussten. Ich wollte schnell ein kleines Repertoire aufbauen, langfristig aber eine weniger stramme Planung verfolgen. Da wir jetzt eine kleine Grundlage haben, ist es für alle entspannter, sich etwas mehr Zeit zu nehmen. Das ist, denke ich, der zukünftige und auch richtige Weg, vor allem weil wir uns dann auch etwas größeren Projekten widmen können, wie es jetzt mit der ersten Vinyl der Fall war.

Mit der Platte sprichst du ein Projekt an, das jetzt bereits in naher Zukunft erscheint. Was genau hat es damit auf sich und welche weiteren EPs, LPs und Projekte sind geplant?

Mal sehen, in welcher Situation wir uns Ende des Jahres befinden. Wenn es in Zukunft wieder erlaubt und angemessen ist, im Club zu feiern, würde ich sehr gerne mal eine Clubnacht mit dem Label veranstalten. Was allerdings neue Releases angeht – so richtig spruchreif ist hier noch nichts, aber ich denke, ich darf schon mal vorab mörderische Grüße aus Ostwestfalen ausrichten. Generell hat sich in den letzten Monaten sehr viel getan, sowohl was Veröffentlichungen angeht als auch ganz andere Dinge abseits der Musik. Die beste Nachricht zuerst: Wir haben es endlich geschafft, unser erstes Release auf Sound Transmissions rückwirkend auf Vinyl pressen zu lassen, die ab sofort in vielen Shops erhältlich sein wird. Das bedeutet mir wirklich die Welt! Neben dem Traum, eine erste eigene Vinyl zu veröffentlichen, arbeite ich derzeit aber auch noch an anderen Projekten. Ich male schon seit Jahren gerne, allerdings eher für mich und habe daher die Bilder nie wirklich anderen Menschen gezeigt. Außer die Menschen, die sich mal zufällig in mein Zimmer verirrt haben, kannte die also niemand. Nachdem dann ein paar Freunde zu mir meinten, dass ihnen die Bilder total gut gefielen, habe ich mir darüber Gedanken gemacht, wie ich diese zukünftig der Öffentlichkeit präsentieren könnte. Da mein Output aber nicht so groß ist und ich einen ungewohnt persönlichen Bezug zu den Originalen auf Leinwänden entwickelt habe, musste ich darüber nachdenken, wie ich diese möglichst hochwertig reproduzieren lasse. Nach Jahren habe ich es dann endlich mal geschafft, das Thema anzugehen und dank meines Mitbewohners Moritz, der den ersten Kunstdruck gekauft hat, konnte ich einmal alles durchlaufen und schauen, wie das Ganze am Ende aussieht. Und ich muss sagen, es ist wirklich cool geworden. Sowohl die Vinyl als auch die Kunstdrucke und vieles mehr findet man auf unserer neuen Webseite. Neben meinen Projekten für Sound Transmissions darf man künftig aber auch sicher gespannt sein, was auf dem Paderborner Label JANX alles passieren wird. Der Inhaber des Labels, Philip Kersting, ist ein guter Freund von mir und wir befinden uns im ständigen Austausch, was neue Releases, bürokratische Angelegenheiten sowie allgemeine Geschmacksfragen angeht. Momentan plant er für das Label JANX Vinyl Releases, die es in sich haben werden (und ich hab da auch so ein bisschen meine Finger mit im Spiel).

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