Wenn im eigenen Email-Postfach ein neues Album von Scissors and Thread aufpoppt, muss man natürlich erstmal neugierig werden – schließlich steht das New Yorker Label seit mehr als einem Jahrzehnt für unverwechselbaren, körnigen und wunderbar reduzierten Deep House. Wenn die Veröffentlichung dann auch noch aus überragenden Tracks besteht und gleichzeitig aus der Feder von "ZG", einem noch völlig unbekannten Projekt kommt, wird es Zeit für unser Up and Coming Interview.
DJ LAB: Als ZG formt ihr zwar ein neues Projekt, aber solo seid ihr keine unbeschriebene Blätter. Könnt ihr euch unseren Leser:innen kurz vorstellen und erzählen, wie eure Zusammenarbeit zustande kam?
Anthony: Ich bin Anthony Collins und produziere seit über 20 Jahren Musik in verschiedenen Stilen und unter verschiedenen Aliassen. Meine letzten und immer noch aktiven Projekte sind Frank & Tony (Francis Harris und ich), Theory of Movement (Dan Piu und ich), Grant (mein Soloprojekt) und jetzt ZG. Das Projekt ZG begann, als ich Zansikas Musik auf SoundCloud entdeckte und sie für eine Zusammenarbeit kontaktierte. Seitdem war es eine Achterbahnfahrt, es ging hunderte Male hin und her. Am Ende ist dieses Album herausgekommen.
Zansika: Ich bin Zansika und ich mache jetzt seit rund 15 Jahren Musik.
Ihr seid beide an verschiedenen Orten ansässig. Zansika, du lebst in London und Anthony, du in Marseille. Ist die musikalische Zusammenarbeit über eine solche Distanz nicht schwierig? Wie lief das bei euch ab?
Anthony: Wir haben uns bis heute noch nicht in der physischen Welt kennengelernt, für uns eine absolut moderne Arbeitsweise. Ich persönlich finde diese Art zu arbeiten ziemlich befreiend. Wenn man mit anderen Leuten in einem Studio ist und Musik macht, kann man sich auch schnell einschüchtern lassen und gehemmt sein, da Musik etwas sehr Persönliches ist. Bei uns war es so: Man ist in seiner Zone isoliert, macht sein Ding und schickt es dann raus.
Zansika: Ich habe bisher hauptsächlich in Studios gearbeitet und Musik von Angesicht zu Angesicht produziert. Das war zunächst eine kleine Umstellung für mich, aber als ich sie angenommen habe, hat das ganz gut funktioniert.
Inwiefern hat die Covid-Pandemie in diese Distanz-Kooperation mit reingespielt?
Anthony: Covid hat nicht wirklich viel geändert, da wir bereits um 2018 herum mit dem Album angefangen haben. Außerdem lebte ich zu der Zeit in New York, es war also eh von vornherein eine Beziehung und Zusammenarbeit aus der Ferne.
Anthony, du hast in den letzten Jahren unter dem Alias Grant alleine gearbeitet. Im Sommer hast du mit Francis Harris eine EP herausgebracht, immerhin das erste Release als Frank & Tony seit über fünf Jahren. Nun noch das Album ‘ZG’ zusammen mit Zansika. Man könnte also schlussfolgern, dass du wieder Bock hast, mit anderen Musiker:innen zu kollaborieren. Stimmt das?
Anthony: In der Tat! Zusammenarbeit ist nicht leicht, ich hatte in meiner Karriere schon viele gescheiterte Versuche von musikalischen Kooperationen. Wobei, ich würde es nicht scheitern nennen, da man ja trotzdem immer auch etwas aus der Interaktion mit anderen Menschen lernt, auch wenn im Endeffekt dann keine Musik veröffentlicht wird. Wenn man dann allerdings passende Partner:innen findet, ist die musikalische Zusammenarbeit eine sehr magische Sache. Ideen zu vermischen und dadurch etwas völlig Neues zu erfinden, ist einfach magisch, ähnlich wie beim gemeinsamen Auflegen oder Kochen. Übrigens beides Dinge, die ich auch sehr leidenschaftlich mag.
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Als erste Single eures Albums habt ihr ‘Jungle Times’ veröffentlicht. Hier setzt ein Vocal-Sample aus Apocalypse Now das Thema: „Every time I think I’m gonna wake up … Back in the jungle“. Gleichzeitig singt Zansika sehr verhallt etwas von „bring me back“. Welchen Sehnsuchtsort beschreibt ihr hier?
Anthony: Ich würde sagen, dieser Sehnsuchtsort ist das alltägliche Leben in NYC und London. Als wir diesen Track produziert haben, lebten wir beide in diesen massiven Großstadtdschungeln. Meine Beziehung zu New York City ist eine ziemlich intime und ich durchlaufe mit ihr verschiedene Phasen. Mal ist es eine tiefe Liebe, mal muss man sich zusammenhalten, ganz ähnlich einer romantischen Lebenspartnerschaft.
Rhodes, Bass-Gitarren, Drum-Kits: Euer Album klingt sehr organisch. Habt ihr mit analogen Instrumenten gearbeitet oder hören wir hier einfach herausragende Sampling-Arbeit?
Anthony: Das Beste aus beiden Welten, Sampling und Live-Recordings. Zansika ist für Live verantwortlich und ich kümmere mich mehr ums Sampling.
Bleiben wir beim Sound: Mit welchem Equipment habt ihr denn genau gearbeitet?
Anthony: Ich hab mit der MPC 2000 von Akai gearbeitet, außerdem noch mit dem Korg Minilogue und dem Waldorf Blofeld. Darüber hinaus habe ich natürlich meine Plattensammlung gesampelt, aber auch YouTube. Ableton Live war wichtig. Und unendliche Inspiration aus allem, was Zan mir an Aufnahmen geschickt hat.
Zansika: Ich habe den Roland JP8000 benutzt. Auch der Juno Di und Korg’s M1 kommen auf dem Album vor. Dann noch Native Instruments Maschine, eine Gitarre und natürlich meine Stimme.
Der Albumtitel ‘ZG’ legt nahe, dass dies der Startschuss für weitere Releases innerhalb eures Projekts sein soll bzw. kann. Plant ihr, weiterhin zusammen Musik zu machen und zu veröffentlichen?
Anthony: Wir arbeiten derzeit bereits an neuer Musik, sodass es 2023 mehr ZG-Material geben wird.
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