WACOM NEXTBEAT – Test

WACOM NEXTBEAT – Test

Archiv. 17. November 2009 | / 5,0

Geschrieben von:
Olaf Hornuf

Nextbeat Schon auf der Musikmesse 2009 sorgte der Nextbeat für Aufsehen. Die größte Besonderheit dieses All-In-One Apparats ist ohne Zweifel seine abnehmbare Bedieneinheit, die dann wireless mit der Basis kommuniziert . 

 

 

WACOM, was übrigens eine Kombination des japanischen Begriffes für Harmonie (Wa) und Computer (Com) ist, entwickelt seit mehr als zwanzig Jahren innovative Werkzeuge für den PC, zu den bekanntesten dürften dabei Grafik Tabletts zählen. Mit dem Nextbeat will man nun die Idee eines, an ein Musikinstrument angelegten DJ-Performancetools verwirklichen. Die mit knapp 1300 Euro nicht ganz billige DJ-Mixstation ist dabei vollkommen auf Standalone ausgelegt und bringt alle Funktionen mit, die man zum Auflegen braucht.

Die Musik wird per USB vom Rechner auf eine CF-Karte gespeichert (2 GB Karte liegt bei) und von dieser dann in die beiden Decks des Nextbeat geladen. Auf dem 3,5" Farbdisplay finden sich alle Informationen über Tracklänge, Waveform, Geschwindigkeit, Pitchrange usw. Weiterhin wird der aktuelle Deckfocus sowohl im Display, als auch auf der Basis und dem Controller farbig angezeigt.
Nextbeat
Pitch, Line- & Crossfader und Jog am Mobilteil sind touchsensitive und funktionieren erstaunlich präzise und direkt. Der jeweils aktuelle Wert wird per LED-Kette dargestellt und wechselt je nach Deckfocus zwischen Grün und Rot. Die herausnehmbare Fernbedienung, welche aus dem Musikkabinett eines UFOs gefallen sein könnte, liegt dabei gut und sicher in der Hand, um die volle Kontrolle, bei voller Freiheit zu gewährleisten. Auch die Effekte und Samples lassen sich über den runden Touch-Sensor steuern.
Nextbeat Effekte
Neben den essentiellen Grundfunktionen stehen eine manuelle Loop-Option, ein Sampler mit vier Bänken, sechs Effekte (HPF, LPF, Flanger, Phaser, Delay, Reverse) sowie ein 3-Band Isolator (EQ) zur Verfügung. Per Klinke läßt sich auch ein Mikrofon einspeisen und für Mitschnitte kann man die Signalsumme digital abgreifen. Wer auf den internen Mixer verzichten und lieber sein eigenes Pult verwenden möchte, kann die beiden Decks des Nextbeat auch einzeln, per Cinch, an ein externes Gerät schicken.

Nextbeat im kurzen Praxistest:
Gleich zu Beginn des Tests wurde schnell klar: man kann und sollte den Nextbeat nicht mit Traktor & Co. vergleichen. WACOM setzt auf eine andere Zielgruppe und hat die Funktionen von daher auch nicht zwingend auf den Vierdeckvollsync-Richie abgestimmt, sondern eher an den (Allein-)Unterhaltungs-Bühnenperformer gedacht, der dank des abnehmbaren Bedienteils auch mal auf Tuchfühlung mit seiner "Crowd" gehen kann, ohne die Mixkünste dabei unterbrechen zu müssen.
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Die Touchpads konnten nach kurzer Anlaufsphase positiv überraschen, wenn auch die LEDs das gewohnte Feststoff-Feedback nicht wirklich ersetzen. Auch was die grundlegenden Transportfunktionen betrifft, macht das Gerät einen soliden Eindruck.
Weniger erfreulich ist dagegen die Trackverwaltung, die einzig durch die Ordnerstruktur auf der CF-Karte zu realisieren ist. Alle Tracks (möglich sind die Dateiformate MP3, WAV, AIFF und MP4) werden nach Artist, in alphabetischer Reihenfolge, jeweils mit Angabe des Titels, angezeigt. Alle anderen Informationen, wie z.B. BPM oder Genre bleiben unberücksichtigt und eine Suche sucht man leider vergeblich. Bei einer umfangreichen Collection kann das Finden des gewünschten Titels somit schon mal zu einem langwierigen Scrollmarathon ausarten. Immerhin bekommt man in der, im Display angezeigten, Liste per Haken vermerkt, wenn mindestens 3/5 eines Stückes schon gespielt wurden.
Die ausgewählten Tracks werden bei jedem Laden ins Deck aufs Neue analysiert und die Gesamt-Waveform neu generiert, da diese Daten (und auch Cue-Punkt oder Loops) immer nur temporär im Speicher landen. Dies mag zwar bei der fokusierten Zielgruppe (sofern man dabei an einen DJ mit knappen und einstudiertem Set denkt) kein großes Problem darstellen, jedoch würde ein permanent vorhandenes Analyse-File, inklusive Cuepoints und Loops, auch den Workflow eines "Party-DJs" erheblich vereinfachen. Die BPM-Erkennung, die hauptsächlich der automatischen Geschwindigkeitsanpassung zweier Tracks dient, weißt mitunter erhebliche Sprünge auf, was dann wiederum den, generell passabel funktionierenden, Auto-Sync für den Moment schwierig macht. Dieser Umstand zwingt dann eher dazu, die Tracks gleich komplett manuell anzugleichen oder wenigstens per Hand die nötige Korrektur vorzunehmen. Da, wie bereits erwähnt, keine permanente Analyse erfolgt, ist auch im Vorfeld kein "Gridden" möglich, um Tempo und Beatraster zu bestimmen. Nextbeat verfügt über Mastertempo und eine Autoplayfunktion zum Einsatz als Musikplayer, bei der allerdings sämtliche DJ-Funktionen deaktiviert sind.
Nextbeat
Die Königsdisziplin vom Nextbeat ist zweifelsfrei das Freihand-Performen mitten im Raum.
Nextbeat
Dazu entnimmt man das Enterprise-ähnliche Fernsteuermodul aus der Basis und kann bis auf das Laden eines neuen Titels alle Funktionen auch aus weiter Ferne bedienen. Wie weit genau, ließ sich aufgrund der gegebenen Platzverhältnisse leider nicht ermitteln, da die ein oder andere Mauer diesen Feldversuch vereitelte. Im freien Raum dürften aber gut 10 bis 15 Meter Bewegungsradius kein Problem darstellen. Hierbei entfalten sich dann die exklusiven Möglichkeiten des Nextbeat, denn der Kreativität sind dabei wortwörtlich keine Grenzen mehr gesetzt. Laut Hersteller funkt das Mobilteil gut 5 Stunden mit einer Batteriefüllung (vier Mignonzellen), was über den Abend hinweg als absolut ausreichend sein sollte.

Fazit:
Ein ungewöhnlicher, interessanter und auch als reiner MIDI-Controller vorstellbarer Ansatz, der im Bereich der Hardware gut umgesetzt wurde. Gerade die berührungsempfindlichen Bedienelemente geben einen Verweis auf das Hauptbetätigungsfeld des Herstellers. Bei den Programmfunktionen wurde hingegen auf Standards verzichtet, die nach zehn Jahren DJ-Software mal ebendas sind. Eine so eingeschränkte Musikverwaltung dürfte in den Augen eines klassischen "Ich hab und spiel alles DJs" ein K.O. Kriterium sein. Abzuwarten bleibt ob ein Firmware-Update hier Besserung bringt. Auch das Speichermedium CF-Card, wohl schneller als USB, hat einen Haken. Aktuell kostet eine 64GB Karte, die größte verfügbare, an die 500 Euro. Ok, 32GB kosten etwa 50 Euro, das sind aber bei 320er MP3 und Pi mal Daumen nur 1500 Songs. Das reicht auch locker für mehrere Nächte, aber eben sehr abhängig von den Ambitionen des DJs. Wer damit klar kommt, hat hier ein recht exklusives Gerät, welches computerunabhängig ist und die Möglichkeit zu ausgefallener DJ Performance gibt. Its Showtime. 🙂

 Produktseite bei WACOM
 Nextbeat im Salection Store

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