Ein Team aus der Universität Oslo hat den Erfolgssong 'I Took A Pill In Ibiza (Seeb Remix)' technisch analysiert. Dabei wurde die Beziehung zwischen Rhythmus und Sound genauer untersucht.
Manchmal sind es die kleinen Dinge im Leben, die einen großen Unterschied ausmachen. Zwischen einem Hit und 0 Streams auf Spotify liegen manchmal nur ein paar Parameter, die über Erfolg und Misserfolg entscheiden. Ein Wissenschaftsteam der Universität Oslo erklärt am Fall des 1,7 Milliarden mal gestreamten Songs 'I Took A Pill In Ibiza (Seeb Remix)', weshalb winzige Abweichungen vom quantitativen Raster zu einem großen Hit führen können.
In einer Studie befragten die Forscher:innen Seeb und drei weitere norwegische Producer aus dem EDM-Genre. Ziel war es die Beziehung zwischen Rhythmus und Klang in der Musikproduktion zu untersuchen. "Alle Produzenten waren sich bewusst, wie sie mit Sound, Rhythmus und Mikrorhythmen arbeiten. Sie hatten unterschiedliche Strategien, aber sie taten auch einige der gleichen Dinge", sagt Forscher Jon Marius Aareskjold-Drecker dazu.
Den Forscher:innen zufolge sind nur wenige Millisekunden Abweichung vom Beat-Grid nötig, um einen Groove zu erzeugen und die Leute zu bewegen. Professor Ragnhild Brøvig erklärt: "Wenn man den Rhythmus nur geringfügig ändert, kann das so minimal sein, dass wir es nicht als Unterschied im Timing wahrnehmen, sondern als Veränderung des Klangs."
Die Artists konnten das Timing auf zwei verschiedene Arten manipulieren: Zum einen durch die Verschiebung des Beginns der Töne. Die zweite Möglichkeit bestand darin, den Ton und seine Intensität zu verändern. Professorin Ragnhild Brøvig weist darauf hin, dass sich Klang und Rhythmus gegenseitig beeinflussen. "Mehrere von ihnen erlebten die Verbindung zwischen Rhythmus und Klang als so integriert, dass es keinen Sinn machte, sie voneinander zu trennen", sagt sie.
Interessante Ergebnisse bei Remix von Seeb
Bei dem Song 'I Took A Pill In Ibiza (Seeb Remix)' wurde die Swing-Quantisierung untersucht und das Forschungsteam kam zu dem Schluss, dass man mit 22 % bis 40 % Swing die "groovigsten" Beats bekommt. Demnach hat der Hauptakkord (Anm.: bei dem Remix) diesen Prozentsatz an Swing verwendet. Außerdem lag der Swing zu Beginn der Noten auf dem zweiten und vierten Beat 23 Millisekunden zurück.
Die Analyse kam auch zu weiteren Ergebnissen, bei denen allerdings der wissenschaftliche Anspruch etwas kurz kommt. Da Seeb in dem Song einen Tamburin-Sound mit einer Hi-Hat zusammen mischte, kam das Team zu dem Schluss, dass eine solche Überlagerung von Klängen die rhythmische Wahrnehmung beeinflusst, "indem sie den genauen Punkt, an dem ein Klang erzeugt wird, für das menschliche Ohr weniger deutlich macht".
Für mehr Groove nutzte Seeb außerdem weitere Methoden, die den meisten Produzent:innen bekannt sein sollten: Automation auf die Lautstärke, Filter und Sidechain-Kompression. Am Ende betonen die Forscher:innen aber weiterhin die Bedeutung der verschobenen Mikrorhythmen. Ragnhild Brøvig fasst zusammen: "Wir haben festgestellt, dass sehr kleine mikrorhythmische Nuancen, wie z. B. die Abweichung einer Note vom Raster um wenige Millisekunden, einen großen Einfluss auf das Hörerlebnis haben. Da wir Zugang zu den Projektdateien hatten, konnten wir den Song mit und ohne Effekte sowie mit und ohne mikrorhythmische Verschiebungen vergleichen".
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